Illumination an SilvesterZwei Chöre begleiten Lichtspektakel – 14 Groß-Projektoren

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Die Lichtinstallation „Time Drifts“ war bereits im Oktober 2012 auf dem Potsdamer Platz in Berlin zu sehen.

Die Lichtinstallation „Time Drifts“ war bereits im Oktober 2012 auf dem Potsdamer Platz in Berlin zu sehen.

Köln – Eine gewisse Vorfreude hegt Philipp Geist (40) bereits, was nicht nur am Ort liegt, der in der Silvesternacht Schauplatz seiner preisgekrönten Lichtinstallation sein wird. „Der Kölner Dom gehört zu meinen deutschen Lieblingsplätzen. Ich freue mich sehr, die Installation hier zeigen zu können“, sagt Geist erwartungsfroh. Und: Er hofft, sein Werk mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit würzen zu können, denn die Bürger dürfen ihm demnächst Wünsche und Begriffe mailen, damit sie Teil seiner Lichtkunst werden. In Kürze sollen die Mailadressen veröffentlicht werden.

Kürzlich hat sich Philipp Geist am Dom umgesehen, hat Domplatte und Roncalliplatz inspiziert, deren Flächen Silvester zur steinernen Projektionsfläche werden sollen. Auf das Römisch-Germanische-Museum und zwei Fassaden des Domforums will er die Videoprojektionen richten. „Der Dom wird der Fels in der Brandung sein“, kündigt er an. Wie gewohnt soll das gotische Bauwerk angestrahlt werden, der Künstler will davor einen „Licht-Traum-Raum“ schaffen. Ein Meer verschwimmender Worte, die auch im künstlichen Nebel lesbar werden.

Begleitet werden soll die Illumination von zwei Kölner Chören, derzeit werden laut Stadt letzte Gespräche geführt. Um 17 Uhr wird einer der Chöre das Lichterspektakel gesanglich einleiten, zum Abschluss nach Mitternacht soll ein weiterer Chor auftreten. „Time Drifts“, so der Name der Installation, war bereits vor fünf Jahren in Vancouver zu sehen, ebenso in Frankfurt und Berlin. Den Klangteppich bietet ein elektronischer Ambience-Sound, so der Name.

Einige Tage benötigen Philipp Geist und sein Team für den Aufbau. Bis zu 14 Großbildprojektoren werden rund um den Dom installiert, zum Teil auf dem Balkon des Domforums, auf umliegenden Dächern, aber auch auf eigens aufgebauten Gerüsten. „Wichtig ist, wie der Ort bei Dunkelheit aussieht und ob wichtige Lichtachsen gestört werden“, erklärt der Künstler, der 2013 für „Time Drifts“ mit dem Deutschen Lichtdesign Preis ausgezeichnet worden ist. Für diese junge Kunstform, die Geist 2005 erstmals erprobt hat, nutzt er analoge Technik, seine Groß-Dias haben das Format 18x18 Zentimeter.

Die Lichtkunst des Wahl-Berliners ist weltweit gefragt, die Christus-Statue in Rio hat er bereits illuminiert, den Azadi Tower in Teheran und den Königspalast von Bangkok. Die Organisatoren der Frankfurter Luminale seien es gewesen, die für den Kontakt zwischen Philipp Geist und der Stadt Köln gesorgt hätten. Der Hauptausschuss des Stadtrates muss dem Kunstprojekt noch zustimmen, doch dies gilt als Formsache. Von den Parteien gab es am Montag durchweg Lob für die außergewöhnliche Präsentationsform, mit der die Stadt ihren Ruf, der beim vorigen Silvesterfest durch die Übergriffe auf Hunderte Frauen arg gelitten hat, wieder ins richtige Licht rücken möchte.

Wenn Philipp Geist etwas nicht mag, dann das Wort Lichtshow. Denn dies klingt ihm zu sehr nach konsumierbarer Vorführung. „Die Menschen sollen Teil der Illumination werden“, so Geist. Es gebe keinen „narrativen Beginn“ der Installation, die Menschen sollen in das Kunstwerk eintauchen, wann immer sie auf die Domplatte kommen.

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