Kita-Beiträge unter der LupeKöln gehört zu teuersten Städten

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Köln – Wenn bei der Wohnortwahl allein die Höhe der Kita-Elternbeiträge den Ausschlag geben würde, dann müssten Familien in Köln ihre Koffer packen und zum Beispiel nach Leverkusen, Bergisch Gladbach oder am besten gleich nach Düsseldorf ziehen. Kita-Hopping würde sich lohnen: In der Landeshauptstadt gibt es nicht nur eine in NRW vergleichsweise hohe Beitragsfreigrenze (bis 30.000 Euro), alle Kinder über drei Jahren (Ü3) besuchen kostenlos dort die Kita. Auch für die unter Dreijährigen (U3) sind die Gebühren dort überwiegend gering. Für unter Zweijährige kostet in ein Platz (Einkommen 40 000 Euro) in Köln 191 Euro, in Düsseldorf nur 30 Euro.

Die Preispalette ist groß

Die Lage sieht je nach Kommune in NRW sehr unterschiedlich aus – bis auf die einheitliche Regelung, dass das letzte Kitajahr vor der Einschulung grundsätzlich unentgeltlich ist. Die Preispalette ist groß. Je nach Einkommen, Kinderzahl, Betreuungsumfang für unter und über Dreijährige, Beitrags-Freigrenzen und Geschwisterkind-Regelungen sehen die Kosten – und theoretischen Sparmöglichkeiten – anders aus. Unter zwei Jahren kostet zum Beispiel der teuerste Platz (25 Stunden) in Köln in der höchsten Einkommensstufe 517 Euro, in Düsseldorf 150 Euro.

Gute Kinderbetreuung ist auch ein Standortfaktor. Familienfreundlichkeit steht in vielen Kommunen ganz oben auf der Agenda; ein Baustein sind die Elternbeiträge. Während einige Städte Eltern weiter entlasten, hat in Köln die Ratsmehrheit von CDU und Bündnisgrünen mit „Deine Freunde“ und Freien Wählern gerade beschlossen, die Beitragsfreiheit von 18 auf 12 Monate zu reduzieren. Ein Teil des eingesparten Geldes soll in den Ausbau der Offenen Ganztagsbetreuung gesteckt werden. Die Kürzung um sechs unentgeltliche Kitamonate stößt auf Ablehnung bei SPD, Linken und FDP sowie Elternvertretern (wir berichteten). Sie betrachten die Sparmaßnahmen als falsches Signal hin zu noch mehr Familienfreundlichkeit.

Vergleich belegt extreme Unterschiede

Ein Anlass für die Rundschau, einen Blick über den kommunalen Tellerrand auf die Kindergarten-Entgelte (ohne Essensgeld) zu werfen. Der Bund der Steuerzahler NRW hat in einer aktualisierten Studie 49 Kommunen (Stand September 2015) unter die Lupe genommen. Der Vergleich belegt extreme Unterschiede der Beiträge und Regelungen. Grundsätzlich lasse sich zu den NRW-Spitzenreitern sagen: „Keine Stadt trägt durchweg die Rote Laterne.“ Besonders hoch verschuldete Städte wie Köln, Oberhausen, Bonn oder Hagen würden jedoch „durchweg vergleichsweise hohe Gebühren“ erheben, bilanziert der Steuerzahler-Bund. Andere Kommunen dagegen seien nur bei einer bestimmten Einkommensgrenze „besonders auffällig“, manche belasten höhere Einkommen mehr, manche weniger. Auffällig sei auch, dass einige Städte große Unterschiede bei den Altersgrenzen machen. So ist die 45-stündige Betreuung eines Kindes „Ü3“ (Eltern-Einkommen 60 000) bis zu 240 Euro günstiger als für unter Dreijährige.

Bei den Beitragsfreigrenzen klaffen die Zahlen ebenfalls auseinander. In Köln zahlen die Eltern bis 12 271 Euro Jahres-Bruttoeinkommen nichts, hinzu kommen die befreiten Transferleistungsbezieher, so dass für grob geschätzt ein Drittel der Kita-Eltern die Betreuung kostenlos ist. Auch Mönchengladbach, Solingen oder Wuppertal ziehen diese niedrigste Grenze, die höchsten gibt es in Münster (37 000 Euro), Düsseldorf oder Ratingen.

Geschwisterregelungen schlagen sich ebenfalls im Geldbeutel nieder. In Köln oder Bonn, Brühl, Leverkusen oder Münster muss beim gleichzeitigen Besuch mehrerer Kinder in Einrichtungen nur für das „Teuerste“ gezahlt werden. In Bergisch Gladbach wird für das zweite Kind der halbe Elternbeitrag berechnet.

Köln bei der Beispielrechnung im Spitzenfeld

Im Kostenvergleich der Stadt Köln mit Kommunen im Umkreis rangiert Köln bei der Beispielrechnung im Spitzenfeld (Platz drei) Zugrunde gelegt wird bei einer Familie mit Kind unter oder über Drei ein Jahres-Bruttoeinkommen von 40 000 Euro .

Bildung ist Ländersache, auch bundesweit gibt es gewaltige System-Unterschiede. Berlin zum Beispiel hat auf dem Weg zu einer kostenlosen Kitabetreuung die Nase vorn. Ab August wird in der Bundeshauptstadt die Beitragsfreiheit sukzessive erst auf vier und zwölf Monate später auf fünf unentgeltliche Jahre erhöht. Hamburg sorgt für eine kostenlose Grundbetreuung von fünf Stunden täglich inklusive Mittagessen für alle Kinder von der Geburt bis zur Einschulung. Stuttgart dagegen plant die Erhöhung der Kita-Gebühren angesichts gestiegener Kosten und leerer Haushaltskassen. Köln lässt grüßen.

www.steuerzahler-nrw.de

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