Kölner Stadtordnung„Straßenmusiker schaden dem Dom nicht“

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Belebende Elemente oder störendes Ärgernis? Die Reaktionen auf Straßenmusiker und -künstler sind höchst unterschiedlich.

Belebende Elemente oder störendes Ärgernis? Die Reaktionen auf Straßenmusiker und -künstler sind höchst unterschiedlich.

Köln – Die Stadt hat Änderungen der Kölner Stadtordnung vorgeschlagen. Die gravierendste, ein Verbot von Straßenmusik und -kunst  in Domnähe. Thorsten Moeck sprach darüber mit Dompropst Gerd Bachner.

Nun soll der Dom eine Schutzzone erhalten, die Stadtordnung deutlich verschärft werden. Wie zufrieden sind Sie?

Ich bin nur teilweise zufrieden. Einverstanden bin ich damit, dass nun der Dom als Ort der Stille und des Gebetes besser wahrgenommen werden kann. Wir sind eine pulsierende Stadt, in der es auch Rückzugsorte geben muss. Dafür wird durch die Schutzzone gesorgt.

Aber zu ruhig mögen Sie es auch nicht, oder?

Es ist lustig, wenn ich als jemand, der nicht in Köln geboren wurde, für das kölsche Lebensgefühl eintrete. Ich möchte aus dem Domumfeld keine sterile Zone machen, wo nur noch Ordnung und Disziplin herrschen. Schräge Töne gehören zum Leben dazu. Unsere Welt ist nicht perfekt, die Domumgebung kann es auch nicht sein. Wir müssen eine Ordnung schaffen, die dem Dom entspricht. Aber ich habe ein wenig die Sorge, dass der Dom nun herhalten muss für eine allgemeine Regelverschärfung.

Zwei junge Straßenmusiker vor dem Dom.

Zwei junge Straßenmusiker vor dem Dom.

Die Straßenmusiker sorgen rund um den Dom für Dauerbeschallung. Gehört das dazu?

Musik gehört zum Leben der Menschen dazu. Der eine packt seine Gitarre aus und begeistert die Leute, der nächste geht den Leuten mit seiner Panflöte eventuell auf die Nerven. Mit Verstärker ist die Musik auf keinen Fall auszuhalten. Ich bin ein Freund differenzierter Lösungen. Wir sind doch nicht in Preußen. Bei kölschen Lösungen gibt es kein Alles oder Nichts. Straßenmusiker und Künstler gehören zum Leben in Köln und schaden dem Dom nicht.

Aber es gibt auch organisierte Banden, die eher aggressiv betteln.

Solche Dinge sind überzogen. Die müssen reglementiert werden. Die Gesamtsituation sollte verbessert werden, da bin ich ganz bei der Stadt, aber keine sterile Zone.

Die Stadt ist also übers Ziel hinausgeschossen.

Teilweise sind die Begrifflichkeiten durcheinander geraten. Silvester wird es eine Schutzzone um den Dom geben, also kontrollierte Zugänge. Und es gibt die ganzjährige Schutzzone. Weil Silvester dramatisch aus dem Ruder gelaufen ist, müssen wir nun Konsequenzen für das ganze Jahr ziehen. Nein. Wir müssen uns Gedanken über Silvester machen und des Weiteren ein würdiges und angemessenes Umfeld für den Dom schaffen. Das heißt für mich aber nicht, das pulsierende Leben ausklammern.

Auftritte von Straßenmusikern wie dieser Band sollen untersagt werden.

Auftritte von Straßenmusikern wie dieser Band sollen untersagt werden.

Das ist eine Gratwanderung. Wo wollen Sie die Grenze bei der Straßenmusik ziehen?

Ich bin kein Fachmann, aber ich drücke mein Lebensgefühl aus. Denn mein Herz steckt in dieser Stadt. Laienhaft würde ich sagen: Warum kann man nicht die Lautstärke in Dezibel messen. Das ist bei Ruhestörungen jeglicher Art ja ähnlich. Man macht Vorgaben und prüft die Einhaltung.

Steht schon fest, welche Darbietungen Silvester am Dom geboten werden?

Nein, es gibt derzeit sehr viele Vorschläge in den Entscheidungsgremien. Wir befinden uns momentan im Stadium des Ideensammelns. Aus meiner Sicht ist aber klar, dass wir einer angemessenen Illumination des Doms zustimmen werden. Die Einzelheiten müssen besprochen werden.

Halten Sie es für bedenklich, dass es einer strengen Stadtordnung bedarf, um das öffentliche Zusammenleben zu regeln?

In der Kirche gibt es die Gebote Gottes. Es ist Fakt, dass sich nicht immer alle Menschen daran halten. Eine Gesellschaft braucht Regeln, aber diese sollten sinnvoll und umsetzbar sein. Wo es Interessenkollisionen gibt, bedarf es nun mal Regelungen.

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