Lengfeld'sche BuchhandlungKölns älteste Buchhändlerin feiert 60. Berufsjubiläum

Lesezeit 3 Minuten
Was wäre die Lengfeld´sche ohne sie und ihr reiches Literaturwissen: Kölns älteste Buchhändlerin Hildegund Laaff (80) im Wohlfühl-Ambiente der ältesten Buchhandlung in der Stadt.

Was wäre die Lengfeld´sche ohne sie und ihr reiches Literaturwissen: Kölns älteste Buchhändlerin Hildegund Laaff (80) im Wohlfühl-Ambiente der ältesten Buchhandlung in der Stadt.

Köln – Was für ein Festjahr! Im März ist Kölns älteste aktive Buchhändlerin 80 Jahre geworden, im Oktober feiert Hildegund Laaff, Seele der Lengfeld'schen Buchhandlung, auch noch ihr 60. Berufsjubiläum.

Dazu hat die stadtbekannte Buchhandlung am Kolpingplatz, die 2017 genau 175 Jahre besteht, das wohl schönste Geburtstagsgeschenk erhalten, das man sich in der Fachwelt vorstellen kann: Die inhabergeführte, kleine Buchhandlung wurde im August mit dem „Deutschen Buchhandlungspreis 2017“ geadelt. Die älteste Buchhandlung in Köln zählt damit zu den drei besten bundesweit. „Das ist ein tolles Gefühl“, freut sich Hildegund Laaff über den „Oscar“ der Branche.

Seit 24 Jahren führt sie das Leseparadies unweit der Hohe Straße gemeinsam mit Carsten Saenger (72) und zwei Angestellten. Die Buchhandlung leiste einen wichtigen Beitrag „zum Schutz der literarischen, der verlegerischen, der kulturellen Vielfalt“, sie wende sich „gegen die Degradierung eines Kulturguts zur bloßen Handelsware“, heißt es in der Preis-Begründung.

Bekannte Schauspieler werden für Lesungen verpflichtet

Dementsprechend pflegt die Lengfeld´sche seit je her Qualität und in hohem Maße das klassische Literaturprogramm, weniger das Diktat der hohen Verkaufszahlen mit Neuerscheinungen und Bestsellern. „Wir haben zum Beispiel die komplette Manesse-Bibliothek“ vorrätig“, erklärt die Buchhändlerin. Mit Langzeitlesungen – allein sieben Jahre Marcel Proust und vier Jahre Uwe Johnson – hat sich der nur etwa 120 Quadratmeter große Laden zudem über Köln hinaus einen Namen gemacht. Als Vorleser werden nicht selten bekannte Schauspieler verpflichtet.

Aber das alles macht das traditionsreiche Geschäft, einst auf der Hohe Straße gegründet, noch nicht zum Hot-Spot für kultivierte Lektüre. Viele Kunden lockt nicht zuletzt die gemütliche „Wohnzimmeratmosphäre“ her. „Das wirkt alles so entschleunigend“, bestätigt ein junger Mann, der den Laden betritt. Ohrensessel, Stehleuchte, Sofa mit Tischchen, dazu die Regalwände vom Boden bis zur Decke voller Lesestoff. Wie viele Bücher mögen es wohl sein? „Ich habe sie noch nie gezählt“, meint Laaff lächelnd, „ich schätze, es sind über 30 000“, darunter auch viele Taschenbücher, Reiseführer, Köln- und Kinderbücher.

Freundschaften sind entstanden

„Manche Kunden sagen, sie würden am liebsten hier im Ohrensessel sitzenbleiben und weiterlesen“, schmunzelt die weißhaarige Literatur-Expertin, die schon als Schülerin in einer Buchhandlung ausgeholfen hat. Viele Stammkunden bedient sie seit Jahren und kennt ihre Vorlieben. „Es sind sogar Freundschaften entstanden." Gekauft werde in jeder Preislage, vom Zehn-Euro-Taschenbuch über gebundene Bücher für etwa 30 Euro bis zur Gesamtausgabe zu 600 bis 800 Euro, letzteres eher selten. Stefan Zweig geht immer, Thomas Mann, Virginia Woolf, Vladimir Nabobkov, Franz Kafka oder Joseph Roth, erzählt die Buchhändlerin mit Blick auf die Regale.

Dank der fachkompetenten Beratung, eines der Erfolgsgeheimnisse, haben die Kunden dem Ladenlokal auch in Online-Zeiten die Treue gehalten. „Der passionierte Leser ist für das persönliche Gespräch immer dankbar, er will auch mal blättern, vielleicht ein, zwei Seiten anlesen.“ Gerade dieser „Austausch mit den Kunden“ würde ihr ohne Arbeit „wahnsinnig fehlen“, gesteht die hochaktive 80-Jährige, die Proust als ihre „große Leidenschaft“ bezeichnet. Was würde sie wohl machen, wenn die Gesundheit sie in den Ruhestand zwingen würde? Na was schon. Lesen, lesen, lesen.

Rundschau abonnieren