Unter ProtestAuf der Bonner Straße haben die Baumfällungen begonnen

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Der erste Baum fällt.

Der erste Baum fällt.

Köln – Die Schar der Schaulustigen, der Anwohner und der Baumschützer spendet aufmunternden Beifall, als am Freitag gegen 13 Uhr der letzte Aktivist von einem Holzvollernter mit dem beängstigenden Namen „Wood Cracker“ geholt wird.

Kletterer der Polizei seilen einen Demonstranten nach dem anderen ab, zuvor haben sie bereits andere friedliche Protestler hinter ein Absperrband getragen. Damit ist auf der Bonner Straße der Weg frei für die Fällung der ersten von insgesamt rund 300 Bäumen, die der Nord-Süd-Stadtbahn weichen müssen.

Aktivisten lassen sich von Polizei abseilen

Fünf Bäume rupft der Holzernter bis zum Ende des Tages mit einer ähnlichen Leichtigkeit ab, wie Kinder Pusteblumen. „Schande, Schande“ brüllen die Demonstranten, darunter solche, die bereits im Hambacher Forst Widerstand leisten, aber auch das Kölner Bürgertum.

„Das Gericht hat unseren Einspruch zwar abgelehnt, aber moralisch ist das falsch“, meint ein Herr mit grauem Bart. Eine Dame im schicken Herbstmantel wirft der Stadt vor „die Alternativen nicht ernsthaft geprüft“ zu haben.

Demonstranten werden vom Arm eines Holzfällers geholt.

Demonstranten werden vom Arm eines Holzfällers geholt.

Anders als noch am Donnerstag, als sich weder Ordnungsamt noch Polizei zuständig fühlten, den Demonstranten den Weg auf die Bäume zu versperren, demonstrierten die Beamten am Freitag ruhige Entschlossenheit. Im Zwei-Minuten-Takt richtete die Polizei Durchsagen „an die Teilnehmer einer nicht angemeldeten Kundgebung“.

Weil die Demonstranten erwartungsgemäß nicht auf die Forderungen reagieren, sich nicht zu vermummen, den Holzernter zu verlassen und einen Versammlungsleiter zu benennen, kündigen die Beamten schließlich „einfache körperliche Gewalt“ an. „Schade, dass der Staat Sie alle missbraucht“, schreit ein Demonstrant der Polizei seine eigene Durchsage entgegen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Bonner Straße bereits komplett gesperrt, in der Südstadt und am Verteilerkreis Süd kommt es zu Behinderungen.

Am Freitagmorgen hat die Stadt dieses Mal mehrere Bäume mit Absperrzäunen gesichert, die von der Polizei bewacht werden. Um 11.30 Uhr fahren zwei Arbeiter mit Kettensäge in die Krone und stutzen die ersten Äste. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Bäume klaut“, brüllen die Demonstranten dem Geheul der Säge entgegen. Doch es regnet weiter Späne.

In den kommenden Tagen und Wochen will die Stadt die Rodung „sukzessive fortsetzen“, wie die Verwaltung mitteilt. Nach dem Auftakt der Arbeiten zeichnet sich ab, dass die Demonstranten auch dann wieder Bäume und Arbeitsmaschinen besetzten werden. Es ist das Aufbäumen aller Stadtbahn-Gegner und Verwaltungs-Kritiker. Die „Initiative gegen Planungsirrsinn“ hat Transparente gebastelt, sie bezeichnen den Bahnbau als „Kölner Finanzskandal“ und sprechen von der „Monsterbahn“. In der Mitte der Bonner Straße soll die Bahntrasse gebaut werden, 84 Millionen Euro sollen der Umbau der Straße und die Neuordnung des Verkehrs kosten.

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