Seltene DelikatesseTrüffelsuche im Eifelwald

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„Guter Hund“, lobt Sabine Hörnicke ihre Jule, wenn sie einen Trüffel erschnüffelt hat.

„Guter Hund“, lobt Sabine Hörnicke ihre Jule, wenn sie einen Trüffel erschnüffelt hat.

Dahlem-Kronenburg – Trüffeln sind eine Delikatesse, die sich oft nur die ganz reichen Leute leisten können. Spitzenpreise erzielt etwa der weiße Alba- oder Piemont-Trüffel, der von Oktober bis Dezember geerntet wird: 4000 bis 10000 Euro pro Kilogramm. Aber nicht nur in Italien und Frankreich gibt es den begehrten Pilz, sondern auch in Deutschland. Und hier soll er gar nicht mal so selten vorkommen, wie allgemein behauptet wird.

Diese These vertritt jedenfalls Sabine Hörnicke, die sich seit einigen Jahren intensiv mit dem Trüffel beschäftigt. Am vergangenen Wochenende hielt die 43-Jährige aus Niederkassel bei Bonn ein Seminar in der Villa Kronenburg ab. Zweck: die Ausbildung von Trüffel-Suchhunden. Am Start waren neun Hunde und ihre Halter, die sich rund um den idyllischen Burgort theoretisch und praktisch mit Trüffeln beschäftigten.

Hunde als Schweinsersatz

Anders als in anderen Ländern ist das Sammeln von Trüffeln in Deutschland verboten. Hier gelten sie als sehr selten und stehen seit 1986 auf der Roten Liste. Zu Unrecht, meint Hörnicke. Sie und ihre Hündin Jule haben schon überall in hiesigen Breiten Trüffeln gefunden. Sie wachsen symbiotisch unter bestimmten Bäumen und Sträuchern wie Eiche, Buche, Hasel und Linde. Außerdem benötigen sie einen kalkhaltigen Boden mit wenig Säure.

Die Niederkasselerin hat ihren ursprünglichen Beruf aufgegeben, um sich ganz dem Trüffel widmen zu können. Seither bietet sie Seminare, Koch-Events, Caterings und Dinner rund um die „Diamanten der Küche“.

Die Teilnehmer des Seminars wurden zunächst mit den Naturschutzbestimmungen vertraut gemacht, die die Trüffeln betreffen. Danach ging es in die freie Natur, wo die Vierbeiner Trüffel-Dummies erschnuppern mussten. Hörnicke hatte diese vergraben, die Hunde durften sie ausgraben. Normalerweise werden zur Trüffelsuche Schweine eingesetzt. „Zum Trüffelschwein taugt allein die geschlechtsreife Sau. Nur sie kann den betörenden Duft der Trüffel auch dann noch riechen, wenn der Pilz einen halben Meter tief unter der Erdoberfläche liegt“, heißt es in einem „Zeit“-Artikel. Die Nase der Wutz sei dem Riechorgan des Hundes dabei weit überlegen.

Diese Ansicht teilt Hörnicke nicht. Ihre Hündin Jule hat unzählige Edelpilze aufgespürt. Und auch die meisten Tiere der Seminarteilnehmer in Kronenburg waren in der Lage, die selbst gebastelten, nach Trüffel riechenden Dummies zu finden.

Zu dumm nur, dass 20 der 180 in Deutschland existierenden Trüffelarten auf der Roten Liste und damit unter Naturschutz stehen. Ziel von Hörnicke ist es, durch möglichst viele Trüffelfunde nachzuweisen, dass der Pilz nicht so selten vorkommt wie angenommen und deshalb auch normal verzehrt werden könnte.

Wenn Jule etwa Trüffeln der Gattung Tuber findet, darf Hörnicke sie nicht ernten, sondern nur Proben für wissenschaftliche Zwecke entnehmen. Es könnte noch eine Weile dauern, bis die Gesetzeslage in Sachen Trüffel ähnlich liberal ist wie in Italien und Frankreich. Bis dahin wird Hörnicke nur Importe aus diesen Ländern auf dem Rodenkirchener Wochenmarkt anbieten können.

Die Trüffelsuche in Kronenburg wurde von einem Kamerateam begleitet. Sein Bericht ist am Montag, 13. Februar, ab 13 Uhr im ZDF-Mittagsmagazin zu sehen.

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