Nahverkehr RheinlandS-Bahnen sehr zuverlässig, Regionalexpress oft zu spät

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Köln – Auf die S-Bahnen ist Verlass, sie waren 2015 sogar noch pünktlicher als 2014. Die durchschnittliche Verspätung habe unter einer Minute betragen. Zu diesem Ergebnis kommt der Nahverkehr Rheinland (NVR) in seinem aktuellen Jahresbericht zur Betriebsqualität des schienengebundenen Personennahverkehrs. Probleme bereiten hingegen weiterhin die (Un-)Pünktlichkeit bei Regionalexpress und -bahnen sowie die Anzahl der Zugausfälle, das lässt sich an den meisten der 1025 Kundenbeschwerden ablesen, die beim NVR 2015 eingingen.

Die Gründe für diese Entwicklung sieht Verbandsvorsteher Hermann-Josef Tebroke nicht allein in den vielen Streiktagen oder im Ausfall des Stellwerks in Mülheim, sondern vielmehr in der gesamten Schieneninfrastruktur begründet. Die werde den Erfordernissen eines modernen Schienennahverkehrs nicht mehr gerecht und müsse dringend verbessert werden, monierte Tebroke. Positiv vermerkt der Zweckverband, dass sich der Zustand der Fahrzeuge verbessert hat, ebenso wie die Sitzplatzkapazitäten und die Menge des eingesetzten Sicherheitspersonals.

S 6 hat sich deutlich verbessert

Erheblich verbessert hat sich die S 6 (Köln-Essen). In den Vorjahren noch deutlich Schlusslicht, ist die S 6 dank des Einsatzes neuer Fahrzeuge 2015 die zweitpünktlichste Linie im S-Bahn-Bereich gewesen, heißt es im Qualitätsbericht. Abgesehen von den S-Bahnen aber habe sich die Pünktlichkeit auf der Schiene gegenüber dem Vorjahr leicht verschlechtert. Während die Regionalbahn-Züge einen Wert von etwa 1,6 Minuten Verspätung aufweisen, liegen die Werte bei den Regionalexpress-Linien bei rund 3,2 Minuten Verspätung. Bei den Regionalbahnen schnitt die Linie RB 24 am schlechtesten ab. Auf einem ähnlichen Niveau liegen die Linien RB 26, RB 27 und RB 48. Positiv entwickelt hat sich 2015 hingegen die Linie RB 38. Durch den Einsatz der VT 644-Fahrzeuge seit dem Fahrplanwechsel 2014 habe die Verspätung nun deutlich unter einer Minute gelegen, hat der NVR festgestellt.

Ausfälle bei S11

Wegen eines Oberleitungsschadens kam es gestern von 5.30 bis 10 Uhr zu Zugausfällen bei der S 11 zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach. Es wurde ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. (tf)

Beim Regionalexpress konnte die Pünktlichkeit lediglich bei der Linie RE 12 verbessert werden. Die übrigen RE-Linien verzeichneten eine Zunahme der durchschnittlichen Verspätungen gegenüber dem Vorjahr. Schlusslichter waren die Linien RE 1 und RE 5. Bei ihnen verschlechterten sich die schwachen Werte 2015 durch den Ausfall des Stellwerks in Mülheim noch einmal. Gerade bei den langlaufenden RE-Linien ist der Einfluss von verspäteten Fernverkehrszügen besonders groß. Weil die vorgelassen werden müssen, kommt es zu Verspätungen im Nahverkehr. „Abhilfe kann nur ein nachhaltiger Infrastrukturausbau schaffen, denn zufriedenstellende Pünktlichkeitswerte werden fast nur auf Linien mit überwiegend kurzen Laufwegen und separaten Trassen erzielt“, so NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek.

Ausfallquote wie im Vorjahr

Insgesamt lag die Ausfallquote 2015 bei über drei Prozent und damit auf Vorjahresniveau. Der Großteil der Ausfälle war auf Bau- und Instandhaltungsarbeiten zurückzuführen, etwa die Arbeiten an den Oberleitungen und Weichen bei der RE 7 an mehreren Wochenenden. Der Lokführer-Streik wirkte sich ebenfalls negativ aus. Zudem sorgte Orkan „Niklas“ im März 2015 dafür, dass ein Großteil der Linien nicht fahren konnte.

Erfreulich aus Sicht des Nahverkehr Rheinland war der Rückgang der Kapazitätsausfälle. Generell seien die vom NVR geforderten Sitzplatzkapazitäten von den Eisenbahnunternehmen nur in weniger als einem Prozent nicht eingehalten worden. Auch im oft kritisierten Kölner Dieselnetz sei es zu spürbaren Verbesserungen gekommen. Schlusslicht im Ranking der Sitzplatzkapazität war 2015 baustellenbedingt der Rhein-Sieg-Express (RE 9). Eine ordnungsgemäße Zugbildung sei durch eine baustellenbedingte Unterteilung der Gesamtstrecke in mehrere Abschnitte teilweise unmöglich gewesen, erläutert der Bericht.

Positiv vermerkt der NVR, dass es 2015 bei der Klimatisierung der Fahrzeuge, dem Vandalismus und dem Fahrgastinformationssystem weniger Störungen gegeben habe. Außentüren und Toiletten aber seien weiter die größten Sorgenkinder, vor allem bein Regionalexpress 9, am seltensten bei der Mittelrheinbahn.

Den kompletten Bericht gibt es hier

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