Alte PapierfabrikEin Zentrum für Industrie und Kultur

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Homburg-Bröl – Der Film hat die imposanten Hallen der ehemaligen Homburger Papierfabrik Geldmacher bereits entdeckt. RTL drehte dort einen Trailer für Wladimir Klitschkos Kampf gegen seinen russischen Herausforderer Alexander Provetkin. Es war ein Mordsaufwand für einen kurzen, aber imposanten Vorspann für den Boxkampf. In der 1000 Quadratmeter großen Halle wurde nicht nur ein Boxring aufgebaut, es mussten auch Dollarscheine gedruckt werden. Dieses „Falschgeld“ machte, aufgestapelt zu einem großen Quader, jene 23 Millionen US-Dollar deutlich, die für den Kampf, den ein russischer Oligarch promotete, ausgeschüttet wurden.

Lars-Helge Geitz lacht, wenn er die Geschichte erzählt. Doch genau das, was dort in der ehemaligen Maschinenhalle der alten Papierfabrik geschah, stellt er sich als sein zukünftiges Geschäftsmodell vor: die Nutzung durch Filmproduktionen, Fotografen und ähnliche Metiers. Denn nur das scheint ihm aufgrund der Brandschutzauflagen in einigen der Fabrikhallen möglich.

2007 wurde die Produktion stillgelegt

Der aus Nümbrecht-Heddinghausen stammende Geitz kaufte vor fast zwei Jahren die Papierfabrik an der Homburger Bröl, eine der ältesten Papiermühlen in Deutschland. Sie wurde zuletzt von der Firma Ahlstrom Nümbrecht betrieben. Der finnische Papierkonzern hatte sie 1997 übernommen, jedoch zehn Jahre später aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.

Jetzt entwickelt der neue Eigentümer Geitz in den alten Mauern einen Gewerbepark. Aus Waldbröl ist Kfz-Mechaniker Thomas Dyck mit dem Mercedes-Teilehandel und der Werkstatt nach Homburg-Bröl umgezogen, und Dachdeckermeister Denis Monjean hat sein Lager dort eingerichtet.

Jede Menge Terrassenbeläge will Holz Jaeger, Direkt-Importeur von Tropenholz, im nächsten Jahr umsetzen. 18 Container sollen es nach Auskunft von Raffael Jaeger sein. Mit seinem Bruder Philip hat er eine 1700 Quadratmeter große Halle gemietet, wo zertifiziertes Teak-, Cumaru- und Tatajuba-Holz lagern. Übers Internet handeln die Brüder vorrangig mit Gewerbekunden. Auch Privatleute werden beliefert und sogar Schneidebretter aus Teak verkauft. „Wir sind sehr froh, was hier mit viel Fleiß und durch Ausdauer in den Beratungen mit den Behörden schon erreicht wurde“, lobt Raffael Jaeger.

Doch es gibt noch viel zu tun, weiß Lars-Helge Geitz. Denn Unternehmer kommt schließlich von unternehmen, sagt sein Schwiegervater Joachim Maschke, der ihm so gut er kann hilft. Geitz ist selbst Handwerker und hat den Kfz-Meister gemacht. Er verdient sein Geld jedoch mit der Reinigung und Oberflächenbehandlung mittels Trockeneis- und Sandstrahlen. Aber wohl nicht mehr sehr lange. Denn er will sein Industrie-, Kunst- und Kulturzentrum ausbauen und sucht weitere Interessenten.

Das Kulturzentrum

Für die Eventhalle, die kürzlich einen Probestart mit einer stimmungsvollen Illumination hatte, liegen bereits Architektenzeichnungen vor. „Ich will nicht in Konkurrenz zur Halle 32 in Gummersbach treten“, sagt Lars-Helge Geitz. Allerdings kann er sich gut vorstellen, dass hier Betriebsfeiern oder Public Viewing stattfinden. Aus alten Metallfässern hat er bereits die ersten Party-Tische gebaut. Nebenan hat Dieter Huick aus Waldbröl mit seiner Schlagzeugschule geeignete Räume gefunden, in der selbst die Drummer nicht stören.

Ein Stockwerk höher liegen drei Ateliers nebeneinander: Heike Peppler aus Much-Hündekausen hat Platz für ihre großflächigen Bilder und Kunstobjekte. Ihre Freundin Silvia Bania zeigt nebenan kreative Strickstücke. „Nächstes Jahr wird sich noch mehr tun“, sagt die Ehefrau eines Musikjournalisten. „Zwei Jazzkonzerte und Ausstellungen sind geplant.“

Klein, aber fein ist das Atelier der Textildesignerin Tatjana Himitsch. Sie bemalt Kleider, Blazer, Röcke und Shirts. In Moskau hatte sie Bildhauerei studiert, bevor sie die Liebe zur Stoffmalerei entdeckte und ein Studium an der Textilakademie absolvierte. Nicht nur dort hat sie mit Modedesignern zusammengearbeitet, auch für Mahi Degenring, die in unmittelbarer Nachbarschaft ihr weltweit bekanntes Atelier führt, bemalte sie exklusive Mode.

Jetzt hat die 51-Jährige an der Nümbrechter Hauptstraße ein Geschäft für Textilkunst, in dem sie ihre handbemalte Mode verkauft. (hh)

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