GartenarcheAltes Saatgut droht aus Oberberg zu verschwinden

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Eine Frau und ein Mann hocken vor einer großen Rhabarberpflanze.

Im „Arche-Garten“ im Freilichtmuseum Lindlar wächst zum Beispiel dieser Rhabarber, gezogen aus dem Ableger eine Pflanze, die schon auf einem Foto von 1910 abgebildet ist. Ökologe Stephan Hahn und Garten-Expertin Marianne Frielingsdorf zeigen das Gemüse.

Die Saatgut-Patenschaften sind gescheitert. Die Bergische Gartenarche sucht nun nach neuen Wegen für den Erhalt alter Pflanzensorten.

Wer dieser Tage auf die Homepage der Bergischen Gartenarche schaut, stutzt. Unter der Überschrift „In eigener Sache“ wird das Aus für die Saatgut-Patenschaft angekündigt. Ab 2025 wird es die Patenschaften in der jetzigen Form nicht mehr geben.

Die Patenschaften sind eine Art Schneeballsystem. Gärtner und Gärtnerinnen aus dem Oberbergischer Kreis erhalten von der Gartenarche Saatgut. Sie pflanzen, gewinnen aus den ersten reifen Früchten wieder Saatgut, wovon sie im Herbst eine kleine Menge an die Gartenarche zurückgeben. So sollen Vielfalt und alte Sorten nachhaltig erhalten beliben.

Zu wenige Oberberger fühlen sich verpflichtet

Jahrelang habe dieses Verfahren gut funktioniert, berichtet Sigrid Fröhling von der Gartenarche. Doch inzwischen komme kaum etwas zurück. „Wir haben auf Freiwilligkeit gesetzt und Zuverlässigkeit“, so Sigrid Fröhling. Ab 2016 komme kaum noch Saatgut zurück. Mit Ernteausfall wegen schlechten Wetters oder Schneckenbefall habe das nicht immer was zu tun. „Es kann ein Grund sein, aber versierte Gärtner wissen das zu verhindern“, so Fröhling. Fakt sei: Es gebe leider immer mehr Menschen, die das günstige Angebot der Gartenarche als Bezugsquelle für alte Sorten gerne nutzen, aber keine Verpflichtung daraus für sich sehen.

Es komme immer öfter vor, dass Saatgut von schlechter Qualität zurückkomme, mit dem sich schlicht nichts mehr neu anpflanzen lasse. „Das ist aber nicht das, was wir erreichen möchten“, so Fröhling weiter.

Schaugarten in Lindlar reicht nicht

„Natürlich sind engagierte Menschen dabei, die die Patenschaft ernst nehmen“, hebt sie hervor. „Doch die Nachhaltigkeit klappt nur, wenn viele mitmachen und man sich auf alle verbindlich verlassen kann.“

Alte Sorten zu erhalten, dafür bedarf es eben viele Gärten. „Auch wenn die Gartenarche den Schau-Garten im LVR-Freilichtmuseum Lindlar hat und wir in unseren eigenen Gärten anpflanzen, reicht das nicht“, stellt Sigrid Fröhling klar.

Ein Beispiel: Allein 14 Bohnensorten gebe es. Die könne man nicht in einem Garten vermehren. Sie würden sich sonst vermischen, und gerade das solle ja nicht passieren. So hat sich das Team der Gartenarche entschlossen, statt der Patenschaften ein neues Konzept zu suchen. „Dabei soll der Schwerpunkt, der Erhalt heimischer Pflanzen- und Gemüsesorten in der Region, erhalten bleiben und wir möchten auch weiter mit Gärtnern aus der Region zusammenarbeiten.“ Derzeit stehe die Ideensuche an. Und man sei offen für Anregungen. Im Herbst soll über den neuen Weg entschieden werden.

Kontakt zur Bergischen Gartenarche bekommt man per Mail an: bergische-gartenarche@web.de, Stichwort „Erhaltungsarbeit“.

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