Die Cowboys vom Berg550-Jahrfeier auf der Pergenrother Ranch

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Pergenroth – Mittelalterfeste gibt es viele in diesem Jahr. Die Pergenrother haben am Wochenende eine andere Ära der Dorfgeschichte wiederaufleben lassen, um das 550-jährige Bestehen zu feiern: die Zeit der Cowboys.

In den 1970er Jahren regierte auf einem Gelände am Rand des Wiehler Bergdorfs der „Hot Gun Club“. 1968 hatten sich Walter Tomczak, Karl-Reiner Dax und Hans Gert Tecini zusammengefunden, um in einer Pergenrother Scheune Whisky zu trinken, Poker zu spielen und das Schießen mit alten Waffen zu üben – natürlich stilecht gekleidet im Westernoutfit. So ist es in der von Andrea und Klaus Schaffranek sowie Margit Priesel-Körner eifrig recherchierten Festchronik nachzulesen. So kann es aber Horst Rau noch selbst erzählen, der bald darauf dazustieß.

„1970 haben wir uns eine ausgediente Baracke besorgt, die vorher von den Arbeitern beim Bau der Autobahn genutzt worden war, und mit Traktoren auf den alten Feuerwehrfestplatz geschleppt“, erinnert sich Rau. „Um die Genehmigung für die Errichtung des Saloons im Außenbereich des Dorfes zu bekommen, haben wir sogar an Bundeskanzler Willy Brandt geschrieben.“ Am Ende erfolgreich: Bald richteten die Westmänner Toiletten ein und bauten einen Pferdestall. Unter der Führung von Sheriff Karl-Rainer Dax wurden auf der Pergenrother Ranch bis Mitte der 1980er Jahre legendäre Maifeste gefeiert und Countrykonzerte organisiert, zu denen sogar Cowboys aus Holland anreisten.

Danach kam das Clubleben weitgehend zum Erliegen. Nachdem Sheriff Dax im vergangenen März gestorben ist, scheint die Zeit der Ranch abgelaufen zu sein. Das Gelände steht zum Verkauf. Das Dorfjubiläum war nun Anlass, die Cowboytradition noch ein letztes Mal zu pflegen. Der heutige Eigentümer Klaus Tomczak befreite den Saloon von Gerümpel, der Heimat- und Verschönerungsverein Marienhagen/Pergenroth besorgte eine Bühne und einen Getränkewagen. Dass es am Samstagabend nieselte, machte dem Vereinsvorsitzenden Klaus Schaffranek wenig aus: „Die Hauptsache ist, dass die gemeinsame Arbeit an der Chronik und bei der Festvorbereitung uns als Dorfbewohner zusammengebracht hat.“

Wer noch einen Stetson im Schrank hatte, rückte mit auch vom Wetter her passender Kopfbedeckung an. Während die Band „Sixpack“ draußen „Bad Moon Rising“ anstimmte, konnte man noch einmal den liebevoll ausgebauten Saloon besichtigen. Zur Ausstattung gehört nicht nur eine Theke, sondern auch eine Gefängniszelle. Zur Festeröffnung hob Bürgermeister Bürgermeister Ulrich Stücker eine Verordnung eines seiner Vorgänger von 1880 auf, laut der den „notorischen Trunkenbolden“ des Ortes „keinerlei geistige Getränke“ ausgeschenkt werden dürfen. Stücker gab sich beeindruckt vom aktiven Vereinsleben in Marienhagen und Umgebung: „Man sieht mal wieder: Die Leute hier leben auf dem Berg, aber nicht hinter dem Berg.“

Und Stücker zitierte wie schon am Vormittag bei der Entlassung der Wiehler Abiturenten den früheren Landrat und großen Pergenrother August Dresbach (1894-1968). Dessen Großvater hatte ihm empfohlen, „das Leben doch so einzurichten, dass er im Notfall zu jedermann sagen könnte, er könne ihn mal.“ Ein Ratschlag ganz nach dem Geschmack der Pergenrother Cowboys.

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