Rita-KapelleIn jedem Stein steckt Geschichte

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Bettorf – Sollte sie sich jemals von der schweren Krankheit erholen und völlig genesen, so versprach Rita Nußbaum, werde sie eine Kapelle bauen und diese der Heiligen Rita weihen lassen. Deren Wirkungsstätten in Italien hatten die 65-Jährige und ihr Ehemann Rainer besucht. Das war im Jahr 2011. Heute, fünf Jahre später, steht das Gotteshaus im Garten des Ehepaars aus Morsbach, das heute den Ruhestand in der Nachbarschaft verbringt: Seit 2007 leben Rita (65) und Rainer Nußbaum, früher 35 Jahre lang als Revierförster in der Wissergemeinde, im nahen Bettorf, einem Dorf in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Friesenhagen.

20 bis 50 Besucher kommen am Tag

Jüngst hat der Morsbacher Pfarrer Tobias Zöller die Rita-Kapelle auf dem Anwesen der Eheleute Nußbaum eingesegnet. Jedes Element des neuen, im italienischen Stil gebauten Kapelle habe seine eigene Geschichte, erzählt das Paar. Seit der Einsegnung kämen am Tag zwischen 20 und 50 Leute, um das Bauwerk zu besichtigen.

„Die Feldbrand-Ziegelsteine etwa, mit denen ein Teil der Kapelle und der Glockenturm verblendet sind, kommen aus Bensberg“, verrät Rainer Nußbaum (69). Dort, in jenem Stadtteil von Bergisch Gladbach, war im Juli vergangenen Jahres das Verwaltungsgebäude der Berzelius-Bergwerksgesellschaft am Markt, Hausnummer 6, abgebrochen worden – begleitet von stürmischen Protesten der Bensberger, galt dieses historische Haus doch als prägend für das Ortsbild. 1924 hatte die 1854 gegründete Gesellschaft ihren Betrieb eingestellt. Errichtet worden war das Haus 1841.

„3000 dieser Steine haben wir übernommen“, schildert Rainer Nußbaum. „Das waren zwei große Lastwagenfuhren.“ Danach habe er jeden einzelnen Stein mit einem Hammer von Mörtelresten befreit und sortiert, in ganze, halbe und dreiviertel Steine. „In zehn Schichten haben wir die Feldbrand-Steine im Garten auf der Wiese gelagert, bis sie an der Nord- und an der Westseite der Kapelle verbaut werden konnten.“ Das Gewicht des Materials schätzt der Bauherr auf mehr als 30 stolze Tonnen. Und er fügt hinzu: „Beim Guss der Glocke auf dem Trierer Handwerkermarkt waren wir am 2. Juli übrigens dabei.“

Durch eine ebenso historische Kapellentür betritt der Besucher das Gotteshaus und blickt auf das Bildnis der heiligen Rita, die als Fürsprecherin in hoffnungslosen Situationen verehrt wird. Das Bild ist auf ein Nussbaumholz gemalt. Auf vier hellen Stichbogenfenstern sind der Heiligen Benedikt, Lukas, Franziskus und Rita dargestellt. Das Westfenster symbolisiert mit der Taube die Dreifaltigkeit, das Fenster im Altarraum scheint in Regenbogenfarben. Der Altartisch besteht aus einer alten Eichenholzplatte – mit Metallfüßen alter Straßenlaternen.

Daneben befindet sich eine Marienstatue mit Jesuskind aus Lindenholz, die Nachbildung einer gotischen Madonna. Die fünf Kirchenbänke aus Eiche stammen nach Auskunft von Rainer Nußbaum aus Pennsylvania und waren für eine amerikanische Kirche in Mannheim gezimmert worden. Als sie geschlossen wurde, konnte der Neu-Bettorfer die Sitze aufkaufen.

Fünf Strahler sorgen für das richtige Licht

Zur Einsegnung der Rita-Kapelle waren auch zahlreiche Morsbacher nach Bettorf gefahren. Dort schilderte Rita Nußbaum mit bewegenden Worten, wie es zum Bau dieser Kapelle kam und dankte allen, die geholfen hatten. Und Friesenhagens Bürgermeister Norbert Klaes freute sich über dieses neue Kleinod für die Gemeinde und bezeichnete es als Ort der Gebetsruhe. Rainer Nußbaum indes gefällt es, dass der Bau auf so großes Interesse stößt: Er liebt den Anblick der Kapelle, besonders in der Dunkelheit: Fünf Strahler hat er installiert, die das Gotteshaus ins perfekte Licht setzen.

Die Rita-Kapelle ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen können zudem angemeldet werden unter 0 2294 227.

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