Von Kienbaum zu BahamaGenerationswechsel unterm Schirm

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Seniorchef Hans-Herbert Becher übergibt Volker Schröder (r.) ein florierendes Unternehmen.

Seniorchef Hans-Herbert Becher übergibt Volker Schröder (r.) ein florierendes Unternehmen.

Wehnrath – Nach 16 Jahren bei Kienbaum hatte sich Volker Schröder entschlossen, selbst ein Unternehmen zu kaufen. Und mit Bahama, der Becher Textil- und Stahlbau GmbH, wurde es gleich ein Marktführer, und noch dazu einer aus der Region. Das Unternehmen aus Reichshof-Wehnrath mit seinen 75 Beschäftigten ist seit Jahrzehnten international führend, was die Entwicklung und Produktion professioneller hochwertiger Großschirme betrifft, sei es exklusiv für das Wahrzeichen von Dubai, das Luxushotel Burj Al Arab, das Hotel Sacher in Wien oder den kölschen Biergarten „nebenan“. Alle Schirme aus dem Hause Bahama sind individuell auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt und technisch in höchster Perfektion gefertigt. Der größte Schirm ist dabei 12 mal 12 Meter groß, „das sind 140 Quadratmeter, da passt ein Einfamilienhaus drunter“, wie Volker Schröder beeindruckt erzählt.

Bahama-Geschichte

Die gewöhnungsbedürftige Schreibweise des geschützten Markennamens „BaHaMa“ mit kleinen Vokalen und großen Konsonanten ist nicht etwa das Kürzel für drei Personen, wie auf den ersten Blick vermutet werden könnte. Die Assoziation zu den Karibikinseln mit Sonne, Meer und Strand kommt dem Hintergrund aber schon etwas näher, und hat tatsächlich etwas mit den Bahamas zu tun, wie Seniorchef Hans Herbert Becher erzählt.

Er war über den Jahreswechsel 1972/73 von deutschen Freunden nach Long Island, einer der 16 Inseln der Bahamas, eingeladen. Becher, gerade erst seit wenigen Jahren im Besitz einer Lizenz zum Motorflug, startete samt Co-Pilot mit einer Piper von der Hauptstadt Nassau aus. Doch der Flug geriet anders als geplant, statt kobaltblauer Buchten, schneeweißer Strände und saftig grüner Wälder geriet er in ein heftiges Gewitter. „Sichtflug ging nicht mehr, Instrumentenflug war angesagt“, schildert der heute 80-Jährige seinen ersten karibischen Blindflug. Die schmale Landebahn auf seiner Zielinsel war auch nicht zu sehen, so stellten ihm die Gastgeber zwei VW-Busse mit eingeschalteten Scheinwerfern ans Ende der Landebahn.

Dieses einschneidende Erlebnis ließ ihm die Idee reifen, die Kollektion des noch in Dieringhausen ansässigen Unternehmens Bahama zu nennen. Doch ehe das möglich wurde, galt es unzählige bürokratische Hürden zu überwinden, zuletzt die schwerste: das Deutsche Amt für Patent- und Markenrecht. (mf)

Nach dem Tod seines Bruders vor drei Jahren hatte sich Seniorchef Hans Herbert Becher entschlossen, das 1950 in Dieringhausen an der Königstraße als Zwei-Mann-Betrieb „im umgebauten Hippenstall“ von Vater Karl gegründete Familienunternehmen in jüngere Hände zu geben.

Mit Volker Schröder, der zuletzt als Chief Financial Officer der Kienbaum-Gruppe deren Umzug nach Köln organisierte, wurde sich Hans Herbert Becher einig. Becher wird den Generationswechsel in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem neuen geschäftsführenden Gesellschafter umsetzen und sich dann in den Ruhestand zurückziehen.

Schröder übernimmt ein Unternehmen, das sich vor allem durch die herausragende Qualität seiner Produkte auszeichnet. Bei den Großschirmlinien wie Jumbrella, Event, Arco, Largo oder Magnum ist nichts dem Zufall überlassen, die Endkontrolle im 2004 erbauten Werk in Wehnrath genießt im Produktionsprozess noch einmal die allerhöchste Priorität. „Jedes Detail wird genauestens dokumentiert, damit wir unsere Herstellergarantie geben können“, sagt Hans Herbert Becher. Zu der Garantie gehört auch, dass einige der Schirme sogar Stürmen mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde Windgeschwindigkeit trotzen können – ein Orkan hat etwa 120 km/h.

30 bis 40 Prozent der Bahama-Schirme werden exportiert, neben dem Mittleren Osten sind auch Schweden und England Hauptkunden. Das ist auch für Volker Schröder eine hervorragende Grundlage, die internationale Marktführerschaft weiter auszubauen.

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