Rettung für den Landarzt„Hausarztzentrum“ will attraktiver Arbeitgeber sein

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Mediziner und interessierte Bürger kamen in den Festsaal des Waldbröler Krankenhauses, wo Dr. Ralph Krolewski (Pult) und Kollegen das Projekt „Hausarztzentrum“ vorstellten.

Mediziner und interessierte Bürger kamen in den Festsaal des Waldbröler Krankenhauses, wo Dr. Ralph Krolewski (Pult) und Kollegen das Projekt „Hausarztzentrum“ vorstellten.

Oberberg – Der Patient Oberberg steht kurz vor dem Kollaps – mit dem Instrument des „Hausarztzentrums“ soll er gerettet werden. Wie die hausärztliche Versorgung aufrechterhalten werden soll, hat am Mittwoch der Hausärzteverband Oberberg im Krankenhauses Waldbröl vorgestellt.

Die Lage verlange sofortiges Handeln, sagt Verbandsvorsitzender Dr. Ralph Krolewski: Von den momentan rund 160 Hausärzten werde in den kommenden fünf Jahren mindestens ein Viertel wegfallen. Krolewski: „In Kürze schließen vier Arztpraxen im Südkreis. Als nächstes drohen Schließungen in Dieringhausen und Derschlag.“ Mittelfristig gebe es im ganzen Kreis ein Hausärztemangel – denn Nachfolger sind in den meisten Fällen nicht in Sicht.

Genau da setzt das Konzept Hausarztzentrum an: Es will drohende Versorgungslücken schließen, indem es Ärzte mit attraktiven Konditionen lockt. Denn genügend Medizinernachwuchs gebe es in Deutschland, sagte Dr. Hans-Jürgen Erbeldinger von der Berliner partake GmbH. Das Unternehmen unterstützt den Hausärzteverband auf Bundes- und Landesebene bei der Erstellung des Konzeptes, das in Oberberg als erstes umgesetzt werden könnte. Geplant seien keine Praxisneubauten „irgendwo auf der grünen Wiese“, so Erbeldinger: „Die Idee ist, die in Oberberg vorhandenen Praxen zu erhalten, auszubauen und zu vernetzen.“

Die oberbergischen Hausärzte sollen ermuntert werden, ihre Praxen in eine Gründungsgenossenschaft einzubringen. Die soll Tochter einer ebenfalls zu gründenden Trägergesellschaft des Hausarztzentrums Oberberg sein, die die Hausärzte anstellen wird.

Damit die Mediziner am Ende auch tatsächlich nach Oberberg kommen, soll ihnen die Tätigkeit auf dem Land schmackhaft gemacht werden – etwa mit modernen Arbeitszeitmodellen, guten Einkommensperspektiven, Kinderbetreuung und top ausgestatteten Praxen, erklärt Krolewski: „Die Trägergesellschaft würde den Ärzten eher unbeliebte Aufgaben abnehmen, wie die Terminvergabe und die Abrechnungen.“

Angedacht ist, Ärzteteams zu bilden, die mehrere Praxen betreuen. Patienten sollen wenn möglich vom Hausarzt des Vertrauens betreut werden. Die Kollegen springen dann ein, wenn dieser Hausarzt verhindert ist.

Das Modell steht in weiten Zügen. Krolewski sagt, dass im kommenden Monat die Trägergesellschaft gegründet werden soll. Zudem will der Hausärzteverband das Projekt in den oberbergischen Rathäusern vorstellen.

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