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Gülle-KatastropheLandwirt aus Halver ab September vor Gericht

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Der Neye-Bach im April 2015. Über den Wasserlauf gelangte die Gülle auch in die Neyetalsperre.

Der Neye-Bach im April 2015. Über den Wasserlauf gelangte die Gülle auch in die Neyetalsperre.

Wipperfürth – Die Aufarbeitung der Gülle-Katastrophe in der Neyetalsperre vom März 2015 geht in eine neue Runde. Nach den Zivilverfahren muss sich ein Landwirt im September nun auch vor einem Strafgericht verantworten.

Wie berichtet, soll der Landwirt absichtlich einen Tank mit rund 1,75 Millionen Liter Gülle geöffnet und die stinkende Flüssigkeit in die Neyetalsperre bei Wipperfürth geleitet haben.

Bis zu 50 Millionen Liter Wasser verunreinigt

Wegen Gewässerverunreinigung in einem besonders schweren Fall muss er sich vor dem Landgericht in Hagen verantworten, das hat die Justizbehörde am Freitag mitgeteilt. „Nahezu das komplette tierische und pflanzliche Leben im Neye-Bach sowie in den dort gelegenen Fischteichen starb dadurch ab“, wirft die Staatsanwaltschaft dem angeklagten Landwirt vor. Die Ammonium-Stickstoffwerte hätten zeitweise 800-fach über dem Richtwert gelegen.

Am 18. März 2015 war die Gülle auf einem Bauernhof in Halver aus einem Behälter ausgelaufen und über Zuflüsse und Bäche in die Neyetalsperre gelangt, weil der Schieber der Abfüllleitung geöffnet worden war. Der natürliche Dünger aus Tierkot und -urin soll bis zu 50 Millionen Liter Wasser verunreinigt haben, wie der Wupperverband damals geschätzt hatte.

Landwirt muss für den Schaden aufkommen

Auf dem Hof des angeklagten Mannes war bereits im November 2014 Gülle ausgetreten und hatte Umweltschäden angerichtet.

Im Zivilverfahren hatte der Landwirt vor dem Landgericht Hagen bereits eine Niederlage eingesteckt. Er muss laut Urteil für den Schaden aufkommen. Eine zunächst eingelegte Berufung hatte der Mann zurückgenommen. Das Grundurteil des Landgerichts ist damit rechtskräftig.

Schon ein halbes Jahr vor der Gülle-Katastrophe 2015 war auf dem Hof des Landwirts eine geringe Menge Gülle in den Neyebach geflossen. Auch hier hatte der Talsperreneigentümer EWR GmbH (Energie und Wasser für Remscheid GmbH) den Landwirt auf Schadensersatz verklagt. Dieses Verfahren war jedoch ohne Gerichtstermin beendet worden, nachdem die Haftpflichtversicherung gezahlt hat.

Kataster als Konsequenz

Die Neyetalsperre fasst sechs Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Bis zum Jahr 2004 versorgte sie die Stadt Remscheid, seither bleibt sie als Ersatz für Notfälle erhalten.

Als Konsequenz aus der Gülle-Katastophe haben die Wasserbehörden des Oberbergischen und des Rheinisch-Bergischen Kreises inzwischen ein Kataster erstellt, das Standorte und Größe von Güllebehältern erfasst. (lb/dpa)

Die Gülle-Katastrophe

Die Gülle-Katastrophe 2015 in der Neyetalsperre sorgte über Monate für Schlagzeilen. Wir haben die Ereignisse noch einmal zusammengefasst.

Am 18. März rückt die Feuerwehr aus. Von einem Bauernhof in Kotten bei Halver sind über rund 1,7 Millionen Liter Gülle in den Neyebach gelaufen. Vom Bach aus gelangte die Gülle in die Neyetalsperre. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Am 19. März gelten bereits der Neyebach und benachbarte Teichanlagen als ökologisch tot. Der Wupperverband führt Messungen durch, um den Schaden abschätzen zu können.

Am 23. März wird festgestellt, dass sich in der Talsperre eine Gülleblase gebildet hat. Die Gülle hat sich in 18 bis 25 Metern Tiefe vor dem Ablass gesammelt. Der Wupperverband sucht nach Lösungen, sie abzupumpen.

Am 31. März teilt die Kriminalpolizei mit, dass sie Hinweise darauf gefunden hat, dass die Gülle auf dem Hof absichtlich abgelassen wurde.

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