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SelbsthilfegruppeGemeinsam gegen den Krebs – hier findetn Betroffene Unterstützung

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Astrid Lorenz (l.) ist selbst Krebspatientin, gemeinsam mit der Psycho-Onkologin Sabine Stroese hat sie die Krebs-Selbsthilfegruppe in Wipperfürth aufgebaut. Die Gruppe trifft sich regelmäßig im Wipperfürther Krankenhaus.

Astrid Lorenz (l.) ist selbst Krebspatientin, gemeinsam mit der Psycho-Onkologin Sabine Stroese hat sie die Krebs-Selbsthilfegruppe in Wipperfürth aufgebaut. Die Gruppe trifft sich regelmäßig im Wipperfürther Krankenhaus.

Wipperfürth – „Plötzlich wurde mir der Boden unter den Füßen weggerissen und ich fiel in ein tiefes Loch“, sagt Astrid Lorenz. 2015 bekam die Hückeswagenerin die Diagnose Brustkrebs. Es folgten eine OP, Chemotherapie und Bestrahlung, anschließend eine Reha-Maßnahme. Doch Krebs greift nicht nur den Körper an, sondern auch die Psyche. Lorenz, heute 43, spürte, dass sie Hilfe braucht. „Die Uniklinik Köln hat mir zwar psychosoziale Betreuung angeboten, aber ich hatte nicht die Kraft, immer eine Stunde nach Köln zu fahren und dann hinterher wieder eine Stunde zurück.“

Zusammen mit der Psycho-Onkologin Sabine Stroese baute Lorenz deshalb vor Ort eine Selbsthilfegruppe Krebs auf – unterstützt von der Helios-Klinik Wipperfürth. Zweimal im Monat treffen sich dort zehn bis zwölf Teilnehmer, überwiegend sind es Frauen.

Ob Brustkarzinom, Darmkrebs oder Leukämie: Die Diagnosen der Teilnehmer sind unterschiedlich, doch viele haben Ähnliches durchgemacht. Sie sind oft müde und erschöpft durch die Krankheit, einige haben ihren Job verloren. Und sie haben Angst vor der ungewissen Zukunft. „Manche Dinge, die mit der Krankheit zusammenhängen, kann ich meinem Mann nicht so gut erzählen“, sagt eine Teilnehmerin, „aber hier weiß ich, dass ich auf Verständnis stoße.“ Die anderen nicken. Wem es schlecht geht, der wird aufgefangen und getröstet.

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„Fühlen Sie den Augenblick“

Wie man mit Krebs umgeht – da gibt es ganz unterschiedliche Strategien. Der einzige Mann, der dieses Mal beim Gruppentreffen dabei ist, weiß, dass sein Tod immer näher rückt. „Meine Diagnose ist Darmkrebs, unheilbar“ sagt er und wirkt dabei ganz gelassen. Er hat seinen Frieden mit dem Krebs geschlossen. Einer anderen Teilnehmerin hilft ihr schwarzer Humor: „Ein hinterhältiger Organismus macht sich in mir breit. Wir müssen einen Pakt schließen: Wenn ich ins Grab gehe, muss er mit!“ Alle müssen lachen.

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Die Selbsthilfegruppe „Gemeinsam gegen Krebs – Bergisches Land“ finanziert sich größtenteils aus den Teilnahmegebühren. Die Teilnahme ist unverbindlich. Pro Sitzung, die dienstags ab 16.30 Uhr in der Helios-Klinik Wipperfürth stattfindet, zahlt jeder Teilnehmer 20 Euro. Im Einzelfall können Fördergelder beantragt werden.

Weitere Informationen zur Gruppe gibt es bei Astrid Lorenz, Telefon 01 51/15 80 66 94, E-Mail cancer-fighters@email.de, und bei Sabine Stroese, Telefon 0 22 67/889 619. Die nächsten Treffen sind am 17. Januar, 31. Januar, 14. Februar und 28. Februar.

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Fester Bestandteil der Gruppentreffen ist das Achtsamkeitstraining. Die Psycho-Onkologin Sabine Stroese, die die Treffen leitet, erklärt, was es damit auf sich hat. „Die Zukunft ist für Krebspatienten mit Angst verbunden. Bei den Übungen können die Teilnehmer ihr Leben im Jetzt besser wahrnehmen.“ Die Frauen und der Mann schließen die Augen, legen die Hände aufs Gesicht. „Spüren Sie ganz den Augenblick“, fordert die sanfte Stimme von Sabine Stroese auf, „fühlen Sie die Haut, streicheln Sie sich selbst.“

Sichtbar genießen die Teilnehmer die Übung. Auch der Raum trägt zur angenehmen Stimmung bei. Das Licht ist gedämpft. In der Mitte des Sitzkreises brennen Kerzen auf einer Schale, die herbstlich dekoriert ist.

Übungen stärken das Selbstwertgefühl

Eine Gruppenübung soll das Selbstwertgefühl der Teilnehmer stärken. Einer steht auf, und dann sollen die anderen nur Positives über ihn sagen. „Letztes Mal hast Du geweint, heute lächelst Du“, bekommt eine Frau zu hören. „Du hast Grübchen und schöne Haare, und Du gehst achtsam mit Menschen um“, heißt es über eine andere Frau, die daraufhin ganz verlegen wird.

Die Krebserkrankung verändert die Menschen in vielerlei Hinsicht. „Ich traue mich heute, Sachen zu sagen, die ich früher nie gesagt hätte, ich bin viel selbstbewusster geworden“, freut sich eine Frau. „Krebs ist auch eine Chance“, sagt eine andere, „denn man wird auf sich selbst zurückgeworfen. Trotzdem hätte ich es nicht gebraucht.“

Zur Selbsthilfegruppe gehört auch der Austausch der Patienten – über Ernährung, Medikamente, Therapien und Therapeuten. Künftig sollen zu den Treffen auch Fachleute eingeladen werden, die dann Vorträge zu bestimmten Themen halten.

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