Anwohner der Steegerhöhe„Wir sind abgesoffen“

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Land unter: Der Weyerbach überspülte die Straße Steegerhöhe.  Viele Keller liefen voll. (Foto: Jobke)

Land unter: Der Weyerbach überspülte die Straße Steegerhöhe.  Viele Keller liefen voll. (Foto: Jobke)

Kürten – Im Gemeinderat von Kürten gab es kürzlich viele lobende Worte für das neue Hochwasserbecken am Miebach. „Die Planung hat funktioniert, es ist nichts übergelaufen“, berichtete Geschäftsbereichsleiter Willi Heider. Die Bewohner am Ortseingang von Miebach und an der Gerhart-Hauptmann-Straße seien vom Hochwasser verschont geblieben. Das Becken an der Landstraße fasst 15 000 Kubikmeter, die Gemeinde hat etwa 1,4 Mio. Euro dafür ausgegeben.

Einen knappen Kilometer weiter südlich hatten die Anwohner der Steegerhöhe am Hochwassertag 20. Juni allerdings reichlich nasse Füße bekommen. Der Weyerbach war aus seinem Bett gestiegen und hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt. Ein schmaler Durchlass unter der Straße konnte die Wassermengen nicht mehr aufnehmen: Alles ergoss sich talwärts, flächendeckend war „Land unter“. „Wir sind furchtbar abgesoffen“, berichtet Anlieger Peter Jobke. Viele Grundstücke seien überschwemmt gewesen, Keller geflutet worden. Über mehrere Stunden musste die Kürtener Feuerwehr pumpen. In einem Brief an Bürgermeister Ulrich Michael Iwanow (CDU) beklagt sich Jobke, dass in der Ratssitzung mit keinem Wort auf die Situation an der Steegerhöhe eingegangen worden sei. Er erwarte eine detaillierte Information, was die Gemeinde zu tun gedenke.

Im Rathaus erinnert Willi Heider an die momentane Beschlusslage. Nach dem Bau des Hochwasserbeckens am Miebach habe man zunächst abwarten wollen, wie sich die weitere Situation entwickele. „Wir müssen Erfahrungen sammeln“, erklärt er. Es zeige sich aber offenbar, dass dieses eine Becken nicht ausreiche. In der Hinterhand haben der für die Gewässer zuständige Aggerverband und die Gemeinde Kürten ein zweites Hochwasserbecken, das im Bereich südlich Bechen/Pohl/Nelsbach den Weyerbach zügeln soll. „Das alles muss aber mit den zuständigen Wasserbehörden und dem Aggerverband noch besprochen werden“, macht Heider wenig Hoffnung auf einen schnelle Hilfe. „Es liegt an der Kürtener Politik zu sagen, ob die Planungen in Angriff genommen werden sollen.“ Das Projekt sei noch nicht durchgeplant.

In einem Schreiben an den Betroffenen betont Heider, dass für den Unterlauf des Miebachs das Hochwasser reguliert werden konnte. „Davon hat auch die Ortslage Steegerhöhe profitiert.“ Heider weiter: „Natürlich ist das Ergebnis für alle Betroffenen noch nicht zufriedenstellend.“ Ursächlich für die Situation an der Steegerhöhe sei der Weyerbach gewesen: „Hier gilt es für alle Beteiligten, Lösungen zu finden und Maßnahmen umzusetzen. Eine Maßnahme könnte ein weiteres Hochwasser-Rückhaltungsbecken im Bereich des Weyerbachs sein.“

Aus der Politik hat sich unterdessen als erster der BfB-Fraktionsvorsitzende Jürgen Piltz zu Wort gemeldet. In einem Antwortbrief an Anlieger Jobke erinnert Piltz an die derzeitigen Bauarbeiten im Bereich Bechen-Unterfeld (Wohngebiet und Altenheim) und das aus Sicht der BfB zu gering dimensionierte Regenrückhaltung im Baugebiet. Dieses Becken in Unterfeld werde nur auf ein 10-jähriges Hochwasser ausgelegt, was die BfB als „Skandal“ auffasse. „Eine unserer größten Sorgen war und ist, dass unterhalb des Baugebietes liegende Bewohner von Bechen-Pohl bis Dürscheid durch die Bebauung in Gefahr geraten, überschwemmt zu werden.“ Nach dem jüngsten Starkregen seien im Baugebiet bereits „tiefe Erosionsspuren“ zu sehen gewesen, „ein gewisser (wenn auch nicht sehr großer Teil) der braunen Brühe“ könnte von dort nach Steeg geflossen sein.

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