„Das gefährlichste Loch“Zinkmine in Bergisch Gladbach wird zubetoniert

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Bergisch Gladbach – Alle zehn Jahre bebt irgendwo in Bensberg die Erde und manchmal tut sich auch der Boden auf und gewährt einen Blick in ein schwarzes Loch: Der Bergbau lässt grüßen.

Schon die Römer gruben auf dem Lüderich nach Blei, und von der Mitte des 19. Jahrhunderts an wurde für gut hundert Jahre Zink und anderes Buntmetall im Erzrevier Bensberg abgebaut.

In Königsforst und Hardt drehten sich Förderräder, im Volbachtal zwischen Herkenrath und Immekeppel sah es streckenweise nach Mondlandschaft aus. Schächte und Stollen wurden nach Ende des Zinkbooms verstürzt, mit Abraum verfüllt und mit Betonplomben versiegelt.

Aber manchmal rutscht was nach und auf der Erdoberfläche gibt es einen Trichter: So vor einigen Jahren auf dem Parkplatz des Naturfreundehauses in der Hardt, als in der Tiefe ein Balken verfault war.

„Das gefährlichste Loch Gladbachs“ 

Soweit soll es in Untervolbach nicht kommen. Hier hat die Firma Sanftleben die Verantwortung für die Relikte der Grube Georg Forster, die Insider als „das gefährlichste Loch Gladbachs“ einstuften. Der Maschinenschacht im Wald ist nicht verfüllt, sondern hatte nur einen Betondeckel, unter dem es mindestens 90 Meter senkrecht hinunter geht. Grund: Es war daran gedacht, die Zinkmine nochmals in Betrieb zu nehmen, denn sie ist nicht restlos ausgebeutet.

Diese Betonpumpe hat viel Arbeit vor der Brust: Sie wird etwa ein Jahr brauchen, um den Schacht zu verfüllen.

Diese Betonpumpe hat viel Arbeit vor der Brust: Sie wird etwa ein Jahr brauchen, um den Schacht zu verfüllen.

Doch das ist nun endgültig passé und seit vier Wochen wird eine Baustelle neben der Straße im Wald eingerichtet für eine Betonpumpe. Die wird etwa ein Jahr brauchen, um den Schacht vollzudrücken.

Georg Forster

Das Grubenfeld ist benannt nach dem Revolutionär, Naturforscher und Weltumsegler Georg Forster (1754 -1794), geboren bei Danzig, aufgewachsen in St. Petersburg, gestorben in Paris. Das Grubenfeld wurde am 30. Juni 1855 auf Zink und Blei verliehen und 1879 mit Berzelius vereinigt. Vielleicht weist schon der Mutschein für Johann Christophel Welter vom 1. Mai 1773 für eine Grube „an der Straße von Bensberg nach Herkenrath“ auf dieses Feld hin.

Das Grubenfeld Georg Forster wurde mit der südlich liegenden Grube Berzelius (heute Magnetfabrik Baermann) zusammengelegt und war im Volksmund als „Uranes“ bekannt. Ursprünglich wurde der Uranusgang von Berzelius aus auf der 130-Meter-Sohle über einen ein Kilometer langen Querschlag erschlossen, über den auch bis zum Schluss das Erz zur Aufbereitung abtransportiert wurde. 

1913 wurde dann ein eigener Maschinenschacht auf der Grube Georg Forster bis 90 Meter niedergebracht mit Abbausohlen auf 50 und 80 Metern. Über den Schacht wurde nur Abraum gefördert, das Erz wurde weiter über den Querschlag nach Berzelius gebracht.

Kriegsgefangene im Einsatz

1914 wurden mit Hilfe von Kriegsgefangenen, die in Baracken im Volbach unweit der Schachtöffnung untergebracht waren, 13 850 Tonnen Erzkonzentrat gefördert, 1915 sogar 15 250 Tonnen. 1924 wurde die Grube Berzelius nach einem Streik geschlossen, nachdem die Ergiebigkeit erheblich zurückgegangen war: Da das Erz aus Forster über Berzelius abtransportiert wurde, musste diese Grube auch geschlossen werden, obwohl gerade erst eine neue Abbausohle auf 190 Meter eingerichtet worden war.

Auf der 130-Meter-Sohle wurde ein Betondamm gegen die Grube Berzelius errichtet, um das Absaufen von Forster zu verhindern, oben kam ein Deckel drauf. In diesem Zustand verblieb die Grube die nächsten 93 Jahre.

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