GewerkschaftenDemonstration gegen Zäune und Abschottung
Bergisch Gladbach – Rund 300 Menschen haben sich am Sonntag am Tag der Arbeit zur traditionellen Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf dem Konrad-Adenauer-Platz versammelt. Die Kundgebung stand im Zeichen von Flucht und Vertreibung und hatte das Motto „Zeit für mehr Solidarität“.
Nach Auffassung der Gewerkschaften fehlt es an einem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland, in Europa und weltweit – gerade auch im Hinblick auf die Migrationsbewegungen der jüngsten Zeit. Zu diesem Thema hatte der DGB mehrere Redner eingeladen. So sprachen Reimund Smollen, Sprecher des DGB im Rheinisch-Bergischen Kreis, Michael Sommer für Verdi NRW-Süd und Klaus Weißmann vom DGB Netzwerk Rhein-Berg.
Flüchtlinge nicht als Sündenbock verfehlter Politik
„Unser gesellschaftlicher Zusammenhalt ist gefährdet. Es droht uns eine Radikalisierung und Verrohung in der Gesellschaft“, sagte Weißmann. „Aber Flüchtlinge können nicht als Sündenböcke für eine verfehlte Politik herhalten.“ Der Gewerkschaftler betonte, Zäune und Abschottung seien nicht die Lösung. Stattdessen müssten Fluchtursachen und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich bekämpft werden. „Nur wer selbst Grundwerte lebt, kann sie auch von Flüchtlingen einfordern!“, so Weißmann. Applaus und „Bravo“-Rufe waren die Antwort aus dem Publikum.
Fardin, ein 26 Jahre alter Flüchtling aus Afghanistan, wies auf die Großzügigkeit Deutschlands als Einwanderungsland hin, kritisierte aber auch den langwierigen und bürokratischen Asylprozess. „Es hat 18 Monate gedauert, bis ich in Deutschland eine erste Anhörung bekam, dann noch mal vier Monate, bis ich eine positive Entscheidung erhielt.“ In dieser Zeit habe er weder Sprach- noch Integrationskurse besuchen können. „Das hat eine Integration natürlich nicht gerade leichter gemacht“, sagte der 26-Jährige.