Neujahrsempfang in Bergisch GladbachDie Wirtschaft in den Fokus gerückt

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Bürgermeister Lutz Urbach erklärte beim Neujahrsempfang den Flächennutzungsplan der Stadt.

Bürgermeister Lutz Urbach erklärte beim Neujahrsempfang den Flächennutzungsplan der Stadt.

Bergisch Gladbach – Der Neujahrsempfang der Stadt Bergisch Gladbach ist alle Jahre wieder ein Stelldichein der Honoratioren der Stadt.

Und weil das so ist und die Stadt als Veranstalter das auch erkannt hat, wurde gleich zu Beginn in diesem Jahr ein Film mit einer Umfrage auf dem Konrad-Adenauer-Platz gezeigt.

Und das klang dann zuweilen wenig feierlich. Bürgermeister Lutz Urbach tue zu wenig für Bensberg, meinte da ein Mann und eine Frau fragte: „Wo haben die Verantwortlichen eigentlich ihr Handwerk gelernt?“

Da wurde gelacht, gab es Unmutsbekundungen, es wurde auch etwas geklatscht – und der Bürgermeister betrat die Bühne mit dem Satz: „Wir haben nichts gegen kritische Stimmen“. Um dann direkt überzuleiten auf das Thema – jeder Neujahrsempfang hat ein Thema. In diesem Jahr den Flächennutzungsplan. Wie wichtig der sei, erklärte dann Urbach.

Der Flächennutzungsplan, der seit 1978 nun erstmals wieder grundlegend überarbeitet wird, solle ein „geordnetes Wachstum“ der Kreisstadt sicherstellen, sagte das Stadtoberhaupt und skizzierte die historisch gewachsene, oft verzwickte Lage der seit der Ära der Industrialisierung durch Ansiedlung und Wachstum von Unternehmen kontinuierlich gewachsenen Stadt, an der heute viele Bewohner vor allem das Wohnen im Grünen schätzen.

Erweiterungen sind ein Problem

„Rund 80 Prozent des Stadtgebietes werden durch öffentliches oder privates Grün bestimmt“, bilanzierte der Rathauschef und schilderte gleich darauf die Probleme, florierenden Unternehmen geeignete Flächen für die Erweiterung anzubieten, geschweige denn, neue Unternehmen in die Stadt zu holen. Selbst die Erschließung des Gewerbegebietes Obereschbach sei da kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein: Insgesamt seien eine halbe Million Quadratmeter Gewerbefläche nachgefragt worden. „Zehnmal mehr, als wir haben“, so Urbach.

Doch der Bürgermeister weiß auch: Die Erstellung eines „Entwicklungsleitfadens“ wie des Flächennutzungsplanes kann nur gelingen, „wenn alle Bürger dieser Stadt sich beteiligen und an einem Strang ziehen“.

Und da gibt es derzeit einige Kritik und eine Reihe von Initiativen, die der städtischen Planung skeptisch gegenüber stehen. Er sicherte eine „konstruktive Auseinandersetzung mit Kritik“ und eine „intensive Abwägung aller Interessen“ zu. Dabei gelte es aber immer, „das Allgemeinwohl im Auge zu halten“. Urbach zeigte sich überzeugt: „Stillstand bewegt nichts, so dass es an uns allen liegt, voran zu gehen.“

Noch deutlicher wurde Kabarettist Linzenich. Derzeit sei es glatt wahrscheinlicher, dass Gladbach angesichts steigender Meeresspiegel mal zum Saint-Tropez Nordrhein-Westfalens oder mit einem Skilift an der Ferrenbergstraße zum neuen St. Moritz werden könnte oder man es gar in „Paris“ umbenennen würde, als dass man in der Stadt „noch mal ein weiteres Gewerbegebiet durchgesetzt“ bekäme.

„Nicht nur auf der Dolmanstraße kommt es bei uns in der Stadt zum dauernden Stillstand“, diagnostizierte der Kabarettist „im Zeitalter der Ego-Shooter Ich – Ich – Ich“ mit spitzer Zunge und gab auch der Stadtverwaltung einen mit: Für den Wertstoffhof, den die Stadt neben der Fachhochschule plant. „Jetzt haben wir schon eine Fachhochschule, und was für Aussichten bieten wir den Studenten? Müll.“ Wie dringend neue Erweiterungsflächen, aber auch ein Ausbau von Straßen und ÖPNV in der Wirtschaft benötigt werden, zeigte die Gesprächsrunde des neuen Stadtbaurats Harald Flügge mit aktiven Vorzeige-Unternehmern. Urbach selbst ging auf die Situation bei Zanders ein. Große Teile der Fläche im Herzen der Stadt sollen verkauft werden, und die Stadt hat eine Vorkaufsoption. Zwar sagte Urbach nicht, ob die Stadt tatsächlich von dieser Option Gebrauch mache, aber: „Es gibt Flächen, die nicht dem Markt überlassen werden sollten.“ Die Stadt habe für die zum Verkauf stehenden Flächen eine Strategie und ein Konzept.

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