LandratsamtCDU-Kandidat gewinnt Stichwahl gegen SPD-Kandidatin Tülay Durdu

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Gratulant für Stephan Santelmann war auch der frühere Stadtdirektor Otto Fell – links freut sich Dr. Hermann-Josef Tebroke.

Gratulant für Stephan Santelmann war auch der frühere Stadtdirektor Otto Fell – links freut sich Dr. Hermann-Josef Tebroke.

Rhein-Berg – Es war 18.32 Uhr im Kreishaus, als  Applaus aufbrandete.  Stephan Santelmann betrat zusammen mit seiner Frau Britta und CDU-Kreisparteichef Rainer Deppe den Saal. Zwar waren die Wahllokale in dem Moment gerade eine halbe Stunde geschlossen. Doch die Ergebnisse in der Stichwahl zum   Landrat zeigten sich fast überall stabil, Santelmann führte seit den ersten Ergebnissen mit mehr als  58 Prozent.

Nur  bei dem ersten Ergebnis aus Rösrath hatte SPD-Kandidatin Tülay Durdu ihren „Heimvorteil“ nutzen können – und lag kurz vorne. Gegen 19.13 Uhr dann präsentierte Kreissprecher Alexander Schiele schon das – von der CDU bejubelte – Endergebnis: Neuer Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises ist  Stephan Santelmann, am Ende bekam er  59,44 Prozent der Stimmen.

Dank an die Kontrahentin

In einer ersten Stellungnahme dankte Santelmann allen Wählern, auch seiner Kontrahentin Tülay Durdu „für den fairen Wahlkampf“. In seinen Dank schloss er alle Wähler, die sich zwei Wochen nach dem ersten Wahlgang auch noch an der Stichwahl beteiligt hatten, seine Parteifreunde und abschließend seine Frau und seine beiden Söhne Finn und Mats ein. Es sei ein „großes Vertrauensvotum“ für ihn, betonte Santelmann, der auf den Sieg mit Kölsch anstieß. „Das passt doch gut hierher!“ 

Sichtlich geschafft war der Sieger, weil er bis zum letzten Tag einen anstrengenden Wahlkampf führte: „In der Nacht zu Sonntag bin ich um 2.45 Uhr aufgestanden. Dann habe ich mit den Overather Parteifreunden zusammen Brötchen an die Wähler verteilt.“

Ist stolz auf das Ergebnis von über 40 Prozent: SPD-Kandidatin Tülay Durdu mit ihrem Mann Haci und Schwägerin.

Ist stolz auf das Ergebnis von über 40 Prozent: SPD-Kandidatin Tülay Durdu mit ihrem Mann Haci und Schwägerin.

Das „tolle Ergebnis“ wollte Santelmann am Abend „erst einmal sacken lassen“. Natürlich freue er sich auf die neue Aufgabe. Allerdings wird er am heutigen Montag erst einmal wieder an seinem Schreibtisch in Köln erwartet. Denn nun muss er dort die Übergabe seines Amtes vorbereiten, bevor er hier in Bergisch Gladbach die Verwaltung übernimmt.

An ihrem Schreibtisch in Köln wird heute auch wieder Tülay Durdu sitzen. Nach der Gratulation an den Wahlsieger betonte die Sozialdemokratin, dass sie sehr stolz auf das erreichte Ergebnis sei.    „Jetzt erst recht“ werde sie weitermachen als Politikerin im Rösrather Stadtrat und als sachkundige Bürgerin im Kreistag. „Schon 35 Prozent wären ein Achtungserfolg für Tülay Durdu gewesen, mehr als 40 Prozent sind wirklich ein sehr gutes Ergebnis“, würdigte der Vorsitzende der Landschaftsversammlung und Kreistagspolitiker Dr. Jürgen Wilhelm (SPD).

Mit dem Stichwahl-Ergebnis „sehr zufrieden“ zeigte sich erwartungsgemäß auch CDU-Kreischef Rainer Deppe. Seit Anfang des Jahres sei man im Dauerwahlkampf gewesen. „Und wir haben jetzt drei Wahlen hintereinander deutlich gewonnen.“ Zumal es angesichts  der Kandidatenauswahl in der Partei nicht einfach gewesen sei. Aber nach diesen Ergebnissen sei die Partei „wieder einig“. 

Auch Gerhard Zorn (SPD), der 2011  gegen den jetzt scheidenden Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke (CDU) unterlegen war, zeigte sich mit dem gestrigen „ordentlichen Ergebnis“ zufrieden, „gerade  in der derzeitigen Situation der SPD“.   Für Nikolaus Kleine, den unterlegenen SPD-Bundestagskandidaten,  zeigte die Wahl indes einmal mehr: „Die SPD hat derzeit keinen Lauf!“

Skeptische Mienen beim Blick auf die Wahlbeteiligung: Rainer Deppe (l.), der CDU-Kreischef und NRW-Innenminister Herbert Reul.

Skeptische Mienen beim Blick auf die Wahlbeteiligung: Rainer Deppe (l.), der CDU-Kreischef und NRW-Innenminister Herbert Reul.

Kritisch sahen viele Anwesenden die einmal mehr niedrige Wahlbeteiligung. Zwar war sie mit knapp über 32 Prozent etwas höher als 2011. Damals gaben lediglich 28,8 Prozent ihre Stimme ab. Für Holger Müller, den Rösrather CDU-Landtagsabgeordneten, ist das geringe Interesse Grund genug, in der Fraktion dafür zu werben, „dass die Stichwahl abgeschafft wird.“ Müller: „Das ist eine Zumutung für die Wähler, für die Kandidaten und  die Verwaltung.“ Müllers Landtagskollege Rainer Deppe stimmt ihm   zu. Einen Mitstreiter fanden beide in Herbert Reul. Der   NRW-Innenminister war  wie vor 14 Tagen ins Kreishaus gekommen – und auch er sieht die Stichwahl kritisch: „Damit tun wir uns keinen Gefallen“, so Reul. Mit der FDP  in Düsseldorf werde eine Abschaffung der Stichwahl aber nicht leicht, ergänzte ein anderer Christdemokrat. Und   Robert Winkels,  der SPD-Kreisvorsitzende, betonte, er sei „eindeutig gegen die Abschaffung“ der Stichwahl.  „Demokratie ist mühsam, aber das sollte uns das wert sein.“

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