ProjektOverather Kirche wird im Kommerner Freilichtmuseum neu aufgebaut

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Die Versöhnungskirche wird am Sonntag entwidmet, danach beginnt der Abbau für den Umzug nach Kommern.

Die Versöhnungskirche wird am Sonntag entwidmet, danach beginnt der Abbau für den Umzug nach Kommern.

Overath – Sie ist 1951 im Baukastenprinzip konzipiert und errichtet worden. Und Anfang Mai wird sie auch genau so, Stück für Stück wieder in ihre Einzelteile zerlegt und geht dann auf Reisen.

Ziel ist das Freilichtmuseum Kommern, wo die Overather Versöhnungskirche Teil des Komplexes „Marktplatz Rheinland“ wird. Im jüngsten Projekt des Museums finden Gebäude einen neuen Standort, die die Baugeschichte in Deutschland nach 1949 widerspiegeln. Die Overather Kirche wird gleich am Eingang zum Areal ihren neuen Standort erhalten.

Für die evangelische Kirchengemeinde in Overath geht mit der Entwidmung der Versöhnungskirche am Ostersonntag ein Stück Gemeindegeschichte zu Ende. Viele Vertriebene, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ins katholische Bergische kamen, waren evangelischen Glaubens.

Ihnen mit wenig Geld auch konfessionell eine Heimat zu bieten, war die Idee hinter den Kirchen im günstigen Baukastenprinzip, das der Architekt Otto Bartning erdachte und das vom Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland finanziert wurde. Bartning entwickelte mit Walter Gropius um 1918 die Bauhaus-Idee.

„Es gab zwei Modelle, unter denen die Gemeinden wählen konnten“, erklärt Josef Mangold, Leiter desFreilichtmuseums in Kommern. Die Kirche bestand nur aus einem vorgefertigten Tragewerk aus hölzernen Dreigelenkbindern und einer Dachkonstruktion.

Der Gemeinde oblag es, Fundament und Mauerwerk zu stellen und das Gebäude zusammenzubauen. „»Kirchenglocke 750 Mark ohne Transport« steht etwa auf einer der Listen“, ergänzt Mangold. Die Aufbauarbeit auf dem Klarenberg schweißte die evangelische Gemeinde an zusammen.

„Das Schöne an dieser Kirche ist, dass sie nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für das Gemeindeleben genutzt werden konnte. Der Raum ist multifunktional“, sagt Pfarrer Karl-Ulrich Büscher und deutet auf die festlich gedeckten Tische, die an Gründonnerstag im Kirchenraum stehen.

Taufen und Hochzeiten, Reu-Essen (Leichenschmaus) und andere Feiern wurden im Kircheninneren begangen – sowie unzählige Gottesdienste. Eine kompakte Peter-Orgel sorgte für die musikalische Untermalung, auch sie geht wie Altar und jegliches Inventar mit nach Kommern.

Immer weniger Gläubige

Hintergrund der Neustrukturierung der evangelischen Kirche Overath ist die sinkende Zahl der evangelischen Christen, derzeit gibt es noch 4600 Gemeindemitglieder. Bislang an zwei Standorten vertreten, wird es künftig nur noch den Neubau anstelle der Versöhnungskirche geben.

Die zweite bisherige Kirche, die Friedenskirche in Neichen, wurde am 26. März entwidmet. Das Gebäude wurde für 600 000 Euro an die freikirchliche Gemeinde verkauft. Die Translozierung der Versöhnungskirche wurde vom Presbyterium beschlossen, weil die 1951 gebaute Kirche in schlechtem baulichen Zustand ist und einen hohen Energieverbrauch hat. Eine Sanierung wäre demnach zu teuer geworden.

Der Neubau der Versöhnungskirche wird mit dem Geld aus dem Verkauf der Friedenskirche und über Spenden finanziert. Die Gemeinde hat die Kosten auf 2,2 Millionen Euro gedeckelt. (dfk)

Vor allem den älteren Gemeindemitgliedern fällt der Abschied schwer. „Aber es gab letztlich ein klares Votum des Presbyterium, eine neue Kirche zu bauen“, fügt Büscher an. Der Neubau, für den schon Entwürfe vorliegen, soll bis 2020 errichtet sein.

Bis dahin finden Gottesdienste im Gemeindehaus, in Lohmar sowie bei der katholischen Gemeinde in Vilkerath statt. Die Konfirmanden 2017 werden die ersten sein, die ihre Konfirmation in Vilkerath feiern.

Bis dahin dürfte von der Versöhnungskirche schon nicht mehr viel zu sehen sein. Bevor Anfang Mai mit dem Abbau begonnen werden kann, muss ein Kran installiert werden. Auch welche Lastwagen die schmale Einbahnstraße den Berg hinauf und die engen Kurven wieder hinunter in die Stadt befahren können, muss geklärt werden.

Ein sechsstelliger Betrag wird wohl nötig sein, um die Kirche aus Overath nach Kommern zu bringen, dort zu restaurieren und wieder aufzubauen, schätzt Mangold. Für das Gebäude selbst floss kein Geld, es wurde dem Museum geschenkt. Im Sommer sollen alle Einzelteile in der Eifel sein.

„Wir hoffen, das Richtfest am 12. April 2018 feiern zu können. Das wäre der 135. Geburtstag von Otto Bartning“, erklärt Mangold. 2019 soll die Kirche im Museum wieder eröffnet werden.

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