Statistik in Rhein-BergZahl der Einbrüche geht zurück – Nachbarn wachsamer

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Elke Heyde aus Bensberg wurde im letzten Jahr acht Mal Opfer eines Einbruchs, allein zwei Mal im Dezember.

Elke Heyde aus Bensberg wurde im letzten Jahr acht Mal Opfer eines Einbruchs, allein zwei Mal im Dezember.

Rhein-Berg – Es ist in jedem Jahr das Gleiche: Die Kreispolizei schaut zu Beginn des Winters auf ihre Einbruchstatistik und hofft, dass es zum Jahresende nicht schlimmer wird, die Einbruchszahlen nicht sprunghaft in die Höhe schießen. Nicht umsonst spricht der Volksmund bei Dieben aller Art von lichtscheuem Gesindel. In der Dunkelheit können die Täter schneller feststellen, ob jemand zu Hause ist, zum anderen bieten die dunklen Tagesstunden mehr Schutz vor Entdeckung. In der Regel ist solch ein Einbruch schnell vorbei. Leicht Tragbares wie Bargeld, Schmuck, Laptops und hochwertige Kameras passen perfekt in das Beuteschema – auch im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Seit mehreren Jahren kämpft die Kreispolizei mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Jahr um Jahr steigenden Fallzahlen an. Nach Jahren der Stagnation in der Prävention und Aufklärung von Einbruchdiebstählen sehen die Fahnder nach dem dritten Quartal 2016 Licht am Ende des Tunnels. Die Vergleichszahlen zum Jahr 2015 sind drastisch gesunken. Um mehr als 50 Prozent sind die Einbrüche zurückgegangen: von 837 auf 383. Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte, von 15 Prozent auf 17,6 Prozent an. Alle Zahlen basieren auf der gleichen Statistik, die von der Kreispolizei seit Jahren geführt wird.

Trendwende durch Gesamtkonzept

Polizeisprecher Richard Barz ist sehr zufrieden: „Wir haben durch unser Gesamtkonzept eine Trendwende geschafft. Die Vielfältigkeit der Maßnahmen scheint sich auszuzahlen.“ Das Drehen an unterschiedlichen Stellschrauben habe zu den niedrigen Fallzahlen geführt.

Das Konzept der Polizei steht auf mehreren Säulen. So hat die Direktion Opferschutz/Prävention ihre Beratungen zu einbruchshemmenden Maßnahmen an Neubauten und der Nachrüstung von vorhandenem Wohneigentum stark ausgeweitet. „Unsere Spezialisten haben eine hohe Anzahl von Informationsveranstaltungen in den Kommunen durchgeführt. Die Vorträge waren allesamt gut besucht“, sagt der Polizeisprecher. In Zeiten niedriger Sparzinsen investieren immer mehr Bürger Geld in ihre Immobilie – auch in die Einbruchssicherung.

Das sichere Haus

Wenn es auch fast unmöglich scheint, Häuser und Wohnungen 100 Prozent einbruchssicher auszurüsten, erschweren Fenster- und Türsicherung den Tätern ihr Vorhaben. „Riegel vor! Sicher ist sicher“ nennt die Polizei das Konzept gegen Einbruchdiebstähle, mit dem sie seit Jahren auf der Straße ist. Neben der Aufklärung über sinnvolle Techniknachrüstung geben sie auch einfache Alltagstipps, kämpfen gegen gekippte Fenster und nicht abgeschlossene Haustüren. Beides erleichtert den Dieben das Einsteigen in Wohnräume. Die Ratschläge der Beamten scheinen zu fruchten: Mittlerweile brechen die Täter rund 40 Prozent der Einbrüche erfolglos ab.

Maßgeblich zu den sinkenden Zahlen habe auch die Aktion „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“ beigetragen. Immerhin haben in diesem Jahr schon weit über 800 Bürger unter der Notrufnummer 110 den direkten Kontakt zur Polizei gesucht, um verdächtige Beobachtungen in ihrem Wohnumfeld mitzuteilen. Innerhalb weniger Minuten seien die Beamten nach den Anrufen an den möglichen Tatorten, so die Polizei. Angestrebt sei, in fünf Minuten bei den Meldern zu sein. Es klappt wohl nicht immer, aber immer häufiger. Barz: „Mehr Bürger haben nun auch die Immobilie ihrer Nachbarn im Blick, melden verdächtige Vorgänge deutlich früher.“ Hinzu komme eine verstärkte Präsens der Polizei in den Wohngebieten. „Das macht es den Dieben deutlich schwerer, ihre Pläne umzusetzen“, sagt der Pressesprecher der Polizei. Die Mithilfe der Nachbarn sei für die Polizei von immenser Wichtigkeit. Angst vor Kosten für einen etwaigen Fehlalarm brauchen Bürger nicht zu haben.

Aber es ist nicht nur wirtschaftlicher Schaden, den Einbruchsopfer erleiden. Die psychischen Folgen, wenn Fremde in die eigenen vier Wänden eingedrungen sind, beeinträchtigen den Alltag der Opfer oft langfristig. So auch bei Britta Geuer (Name geändert): In ihr Haus stiegen Unbekannte ein und stahlen eine Jeanshose und ein iPad. „Wir waren erst eine Woche im umgebauten Haus, saßen am Nachmittag noch unbeschwert mit Freunden zusammen und feierten unser neues Zuhause“, erinnert sich Geuer an den Tag des Einbruchs. Als sie und ihr Mann drei Stunden nach der Feier von einem Einkauf nach Hause kamen, waren sämtliche Zimmer in dem Einfamilienhaus durchsucht. „Dass die Diebe mein Schlafzimmer durchwühlt und meine privatesten Dinge zu Gesicht bekommen hatten, empfand ich als tiefen Eingriff in meine Intimsphäre“, sagt das Opfer. Es vergingen mehrere Tage, bis sie sich wieder in ihren eigenen Keller traute. Selbst der Gang zur Haustür machte Angst.

„Es wird für die Opfer nichts mehr so sein wie vor der Tat“, sagt die Kölner Psychologin Monika Jendrny.

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