TourismusReisende schätzen das Angebot an Privatzimmern im Bergischen

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Urlaub in der Gladbacher Ferienwohnung von Michael Cramer machen (v.l.) Brigitta, Sabrina und Bertram Weiß aus Brandenburg.

Urlaub in der Gladbacher Ferienwohnung von Michael Cramer machen (v.l.) Brigitta, Sabrina und Bertram Weiß aus Brandenburg.

Rhein-Berg – „Ach, herrlich, dieser Ausblick ins Grüne – und diese Ruhe“, schwärmt Bertram Weiß.

Zusammen mit seiner Frau Brigitta und Tochter Sabrina macht der Elektroingenieur aus Stahnsdorf bei Berlin diese Woche Urlaub im Bergischen, mitten in Bergisch Gladbach, in einer Ferienwohnung mit Ausblick in den großen Garten von Astra und Michael Cramer, die in Heidkamp zwei Ferienwohnungen vermieten.

Familie Weiß macht schon zum zweiten Mal hier Urlaub. Die Brandenburger waren schon häufig an der Ostsee, haben Frankreich und Polen bereist. „Aber hier ist einfach die Nähe zu Köln toll“, sagt Brigitta Weiß.

Ihre Tochter hat bereits einige Ziele auf dem Plan: „Ich möchte auf jeden Fall in den Zoo, und natürlich shoppen gehen“, sagt die 16-Jährige. Vom Bergischen haben sie am Sonntag schon den Altenberger Dom kennengelernt.

„Und fast unseren ehemaligen Berliner Erzbischof getroffen“, sagt Brigitta Weiß. Dort war Kardinal Rainer Maria Woelki bekanntlich, bevor er nach Köln kam.

Mit weiteren Tipps hilft Michael Cramer gern. Wenngleich er aus Erfahrung weiß: „Für die meisten Gäste spielt hier in Bergisch Gladbach die Nähe zu Köln eine Rolle, die Nachfrage zum Wandern ist noch sehr, sehr schwach.“ Auch Familie Weiß will sich von Gladbach aus Ziele an Rhein und Ahr anschauen.

Zwei weitere Gäste in der anderen Ferienwohnung sind wegen der Computerspielemesse Gamescom in Köln angereist.

„90 Prozent der Buchungen kommen übers Internet“, weiß Vermieter Cramer. Und genau damit haperte es aus Sicht einiger Privatvermieter vor einiger Zeit im größeren bergischen Tourismusverbund.

Daher gründeten sie einen eigenen Verein. Unter der gemeinsamen Internetadresse bieten seitdem rund 20 Vermieter ihre Ferienwohnungen und Privatzimmer selbst an. „Unsere Zahlen sind besser geworden, seitdem wir das allein machen“, bilanziert der Vereinsvorsitzende Herbert Stahl.

Den Erfolg führt er unter anderem auf die Suchmaschinenoptimierung zurück, die sein Stellvertreter Michael Cramer betrieben hat.

Als Beleg präsentiert der Verein Testsuchläufe mit Schlüsselwörtern wie „Pension“, „Privatzimmer“, „Hotel“, „Zimmer“ oder „Unterkunft“ in Zusammenhang mit „Bergisch Gladbach“.

Ergebnis: Die Vereins-Seite lag im sogenannten „Ranking“ stets vor denen der Stadt Bergisch Gladbach oder der rheinisch-bergisch/oberbergischen Tourismusgesellschaft Naturarena.

Auch die Naturarena betreibe Suchmaschinenoptimierung, sagt deren stellvertretender Leiter David Bosbach, „aber natürlich sind wir keine Buchungsplattform, sondern kümmern uns um das Marketing für eine Destination“. Grundsätzlich begrüße es die Naturarena, wenn sich Gastgeber zusammenschlössen und gemeinsam ihre Angebote vermarkteten.

Für die eigenen Mitgliedsbetriebe bietet die Naturarena auf ihren Seiten die Einbindung in Buchungssysteme wie HRS, Booking oder Best-fewo an.

Wahlweise können Vermieter Interessenten auch die Möglichkeit einräumen, über ein Anfragetool eine Buchungsanfrage über die Internetseite der Naturarena an den Vermieter zu senden.

Ein eigenes Buchungstool auf ihren Internetseiten hatte die Naturarena im vergangenen Jahr wieder entfernt. Es habe die bei der Installation zugesagten Schnittstellen zu anderen Buchungsportalen nicht anbieten können, erklärt Bosbach. Allein über das neue Anfragetool seien in den ersten 14 Monaten 907 Anfragen an Vermieter gegangen.

Hinzu kämen die Buchungen über die eingebundenen Buchungsportale, die nicht erfasst werden könnten.

Sichtlich zufrieden mit der Vermarktung über die Naturarena Bergisches Land ist Axel Päffgen, der neben seiner Eifgen-Sauna in Odenthal-Blecher auch Privatzimmer anbietet. Auch als Gastgeber Bergisches Wanderland hat er sich zertifizieren lassen.

Das Haus liegt nicht weit entfernt vom Etappenort Altenberg am Fernwanderweg Bergischer Weg. „Die Gäste sind begeistert, wir sind das erste Haus, das man erreicht, wenn man den Wanderweg verlässt“, sagt Inhaber Axel Päffgen.

Neben Wanderern würden zahlreiche Pilger in den beiden Privatzimmern neben dem „Naturheilsaunatorium“ übernachten.

Lob für Naturarena

„80 Prozent der Gäste sind zwischen 28 und 40“, hat Päffgen ermittelt. Aber auch Familien mit Kindern kommen gern.

Viele Gäste kämen ein- oder zweimal im Jahr wieder. Die meisten kommen aber eher für ein bis zwei Tage, da sie auf der Durchreise sind. „Durch die Arbeit der Naturarena sind es erheblich mehr Gäste geworden“, lobt Päffgen.

Die meisten Privatzimmer, die innerhalb von Bergisch Gladbach liegen, werden von Messebesuchern genutzt, wie mehrere Privatzimmervermieter in der Kreisstadt sagen: Man habe es nicht weit bis nach Köln, außerdem seien die die Zimmer nicht schon Monate im Voraus ausgebucht.

Auch in den Ferienwohnungen von Astra und Michael Cramer sind 70 Prozent der Gäste Geschäftsreisende. Bergisch Gladbach sei da auch sicher anders aufgestellt als die ländlicheren Regionen des Bergischen, in denen der Naherholungstourismus eine größere Rolle spiele. Aber vielleicht, so überlegt Cramer, werde das ja auch bei der Naturarena nach den aktuellen Veränderungen deutlicher.

www.pension-rhein-berg.de

www.dasbergische.de

Übernachtungszahlen

Anfang nächster Woche wird das Statistische Landesamt frische Zahlen zum Reiseverkehr in Nordrhein-Westfalen bekanntgeben.

Im Jahr 2015 stellten 81 Betriebe im Rheinisch-Bergischen Kreis (einschließlich Burscheid, Leichlingen und Wermelskirchen) 3602 Betten zur Verfügung.

Den Löwenanteil macht Bergisch Gladbach mit 1204 Betten in 19 Hotels aus. Übernachtet haben im gesamten Kreis 510 616 Personen, das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Die Naturarena verzeichnet in ihrem Einzugsgebiet (Rhein-Berg/Oberberg) gestiegene Übernachtungszahlen.

Von Januar bis Dezember wurden 1 373 058 Übernachtungen von 489 715 Gästen gezählt – ein Zuwachs von 4,3 Prozent, in Rhein-Berg sogar um 6,2 Prozent. Damit liegt das Bergische Land über dem NRW-Durchschnitt von 2,3 Prozent. (eck)

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