Atomkraftwerk Tihange in BelgienGrüne fordern Klage gegen Tihange

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Bedburg – Was muss eigentlich getan werden, wenn es etwa im belgischen Tihange zu eine Havarie der dortigen Atomreaktoren kommt? Diese Fragen stellen sich die Bedburger Grünen und finden, dass sich die Stadt und die Verantwortlichen dringend auf einen atomaren Unfall vorbereiten müssen. Die Grünen fordern nicht nur einen Katastrophenplan, sondern beantragen auch, die Klage der Region Aachen gegen den Betrieb der belgischen Meiler Tihange und Doel beizutreten. Der Antrag soll am Dienstag, 15. März, im Ausschuss für Umwelt und Strukturwandel beraten werden.

Mit Hilfe eines Katastrophenschutzplans soll unter anderem sichergestellt werden, dass die Bedburger im Falle eines Reaktorunfalls rechtzeitig mit Kaliumiodid-Tabletten versorgt werden. Konkret müsse die Bevölkerung vorher über lebensrettende Maßnahmen informiert werden.

Ursache für Leck ungeklärt

Etliche Male hätten verschiedene Blöcke wegen Bränden und dem Ausfall von Pumpen abgeschaltet werden müssen. „Ein Abklingbecken verliert in Tihange seit Jahren radioaktives Wasser, ohne, dass die Ursache geklärt wäre“, heißt es im Antrag. Offenbar haben die Grünen aber noch mehr in Erfahrung gebracht. Beim Meiler Tihange, nur 100 Kilometer westlich von Bedburg gelegen, sei eine scharfe Bombe aus dem Ersten Weltkrieg gefunden worden. Mitarbeiter des Kontrollraums des Kraftwerks seien wegen Verstößen gegen die Sicherheitsvorschriften vom Dienst suspendiert worden. Alle 1000 Mitarbeiter des Kernkraftwerks hätten zudem wegen mangelhafter Sicherheitskultur nachgeschult werden müssen. Im Werk in Doel bei Antwerpen sei es 2014 zu einem Sabotageakt durch Mitarbeiter gekommen, schreiben die Ratsvertreter Jochem vom Berg und Janina Pier-Sekul weiter. Der habe zur Notabschaltung des Reaktors geführt habe. Der Vorgang sei bis heute heute nicht aufgeklärt.

Stilllegung des Meilers soll erstritten werden

Heftig kritisiert die Ratsfraktion auch die politische Entscheidung in Belgien, die Meiler statt bis 2015 bis 2025 laufen zu lassen. Wie die Städteregion Aachen, die alle rechtlichen Möglichkeiten nutzen will, soll auch Bedburg durch den Beitritt zur Klage Informationsansprüche nach europäischem Recht gegen die belgischen Behörden geltend machen können.

Darüber hinaus soll Klage gegen die Zulassung der Wiederinbetriebnahme von Tihange II eingereicht und die Stilllegung des Meilers erstritten werden. Im Katastrophenfall soll die Stadt sicherstellen, dass in Kindergärten und Schulen ausreichend Atemmasken, Einmalanzüge und Schutzbrillen vorhanden sind.

Dringend fordert die Fraktion eine umfassende Aufklärung der Bevölkerung. Die Grünen fragen etwa, ob sichergestellt sei, dass bei einem Nuklearunfall alle in Bedburg lebenden Menschen erreicht werden und notfalls in Sicherheit gebracht werden können. Bei einem Unfall müssten alle im Umkreis von 100 Kilometer um einen havarierten Reaktor lebenden Menschen über Jodtabletten verfügen. Bürgermeister Sascha Solbach teilte mit, der Antrag habe seine „volle Unterstützung“.

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