BV Kirch-KleintroisdorfErster Ballwechsel auf der Kuhwiese

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Die Kicker vom BV Kirch-Kleintroisdorf kurz nach dem Krieg im Jahre 1946-47.

Die Kicker vom BV Kirch-Kleintroisdorf kurz nach dem Krieg im Jahre 1946-47.

Bedburg-Kirchtroisdorf – Schüler stellen gemeinhin ja so einiges an. Wenn es sich bei den Aktivitäten jedoch um Fußball handelt, kann das durchaus positive Folgen haben. Im Doppelort Kirch- und Kleintroisdorf jedenfalls waren es fast ausnahmslos Schüler, die um 1910 herum auch andere für ihr liebstes Hobby begeisterten - und schließlich einen Fußballverein gründeten. Ein guter Entschluss, in diesem Jahr feiert der BV Kirch-Kleintroisdorf seinen 100. Geburtstag.

Obwohl, ganz korrekt ist das nicht. "Fußballverein Teutonia" nannte man sich zunächst noch, wie der handgeschriebenen Satzung, die am 1. Juni 1913 in der Gaststätte Hamacher unterzeichnet wurde, zu entnehmen ist. Gekickt wurde zunächst auf Kuhwiesen und Stoppelfeldern. Nach dem Ersten Weltkrieg, der das Vereinsleben unterbrach, firmierte man dann unter "Ballspielverein". Und dieser BVK sollte in der Folge und nach der zweiten erzwungenen Pause während des Zweiten Weltkrieges das Ortsleben nachhaltig prägen.

Vorsitzender als die treibende Kraft

In den ersten Jahrzehnten habe es kaum einen Jungen im Ort gegeben, der nicht selbst aktiv oder mindestens Mitglied des Vereins war, schreibt Ortsbürgermeister Leonhard Köhlen in der Festschrift zum Jubiläum. Er selbst gehört auch dazu: Lange Zeit führte Köhlen im Wechsel mit dem heutigen Vorsitzenden Heinz-Willi Winz den BVK. In Zeiten des nachlassenden Interesses am Fußballsport hätten sich einige treue Mitglieder im hohen Maße um den Erhalt des Vereins verdient gemacht, meint Köhlen. Neben Fritz Tirtey, Willy Hamacher und Josef Fünger sei dies "allen voran" eben Heinz-Willi Winz gewesen.

Dieser ist heute 62 Jahre alt, hat bis vor acht Jahren in der zweiten Mannschaft gespielt, und ist zweifellos die treibende Kraft . Winz ist nicht nur Vorsitzender sondern auch "Platzwart, Zeugwart und Organisator für alles, was anfällt", wie er es selbst beschreibt. Ungezählte Stunden hat er alleine in und an den Containern gearbeitet, die den Kickern seit 2012 am Sportplatz als Umkleide- und Duschtrakt sowie als Vereinsheim dienen. "Hier gibt es wahrscheinlich nichts, was ich nicht selbst in der Hand hatte", versichert Winz.

Ein F-Jugendteam ist der Traum

Die gute Laune des Vorsitzenden kommt nicht von Ungefähr: Nach kritischen Jahren ist der BV Klein-Kirchtroisdorf wieder im Aufwind. Winz hat unter anderem ein schlagkräftiges und recht junges Vorstandsteam um sich versammelt, viele davon in Doppelfunktion: So wirkt der Zweite Vorsitzende Sascha Hochhausen als Torwarttrainer, Geschäftsführer Manfred Wolf trainiert die erste Mannschaft.

Dass mit derzeit 45 Aktiven, bei 85 Vereinsmitgliedern, seit 2012 wieder eine zweite Mannschaft gemeldet werden kann, sieht Winz klar als Erfolg. "Seit drei, vier Jahren ist der Zuspruch groß." Dass beide Teams in der Kreisliga C antreten, die erste Mannschaft als Dritter den Aufstieg 2013 denkbar knapp verpasste, tut der Freude kaum Abbruch: Die unterste Spielklasse ist fast so etwas wie das natürliche Umfeld des Vereins. Zuletzt spielte man 2005/2006 in der Kreisliga B, aber nur für ein Jahr.

Ähnlich lief es in den 60er Jahren, als der Mannschaft zweimal der Aufstieg in die 1. Kreisklasse gelungen war. Eine wirkliche Blütezeit erlebten die Kicker ab 1970. Drei Jahre hielt man sich damals unter Trainer Josef Görgens, der zur gleichen Zeit als Spieler mit Jüchen dreimal Deutscher Amateurmeister wurde, in der Kreisliga A. Winz, der zum Kader gehörte, erinnert sich gern: "Da waren wir richtig stark." Ab 1973 hatte der BVK sogar für kurze Zeit eine Damenmannschaft, drei Jugendteams waren ebenfalls aktiv.

Ganz so hoch will Winz nun nicht greifen. Sein Traum wäre aber die Gründung einer F-Jugendmannschaft. Mit dem Sportplatz und den Vereinscontainern seien die Voraussetzungen ideal, meint er. Bislang scheiterte das Vorhaben auch weniger am Interesse der kleinen Kicker, als an deren Eltern. "Es findet sich bisher niemand, der sich engagieren will", sagt Winz. Wenn nun zum 100. Geburtstag der ganze Doppelort zusammenkommt, soll sich das ändern. Dann will Winz die Werbetrommel rühren. Es wäre nicht sein erster Plan, der aufgeht.

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