Serie Kunst am BauKunstwerk in Erftstadt wurde als Toilette missverstanden und deshalb versetzt

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Eine rostige Stahlskulptur in einem Park mit Bänken vor Häusern.

Im Stadtgarten hat die Arbeit von Juan Fernandez einen neuen Platz gefunden.

Eine monumentale Skulptur des chilenischen Künstlers Juan Fernandez musste umziehen. Das Kunstwerk war 1991 vor dem Rathaus eingeweiht worden.

Verdient Kunst am Bau diese Bezeichnung noch, wenn sie das Gebäude verlassen hat und ins Grüne gezogen ist? Da kann man drüber streiten. Im Fall der Skulptur, die jahrelang am Liblarer Rathaus gestanden hat, ist immerhin ein Stück dort zurückgeblieben, wo es der Künstler ursprünglich platziert hat.

1991 war das monumentale Kunstwerk eingeweiht worden: eine fast fünf Meter hohe Spirale aus Stahl, die durch ein schmales Metallband, das im Boden verlegt ist, mit dem Rathaus verbunden ist. Der chilenische Künstler Juan Fernandez, der in Blessem lebte, schrieb damals dazu: „Meine Arbeit ist eine schöpferische, kompromisslose Antwort im Gespräch mit der Architektur: eine Synthese von Quadrat und hochkreisender Spirale, von der Diagonalen durchdrungen.“

Nicht allen Erftstädtern gefiel das Kunstwerk vor dem Rathaus

Das, was er als „Lebenskraft, geformt in Stahl“ bezeichnete, wurde allerdings von einigen Menschen fatal fehlinterpretiert. Immer wieder kam es vor, dass das Kunstwerk, das man betreten kann, als Toilette missbraucht wurde. Geschäftsleute und Passanten beschwerten sich über Uringestank. Mehr als einmal wurde es mit Farbe beschmiert. Und der Stahl begann zu rosten.

Gefallen hatte es von vornherein nicht allen Erftstädtern. 2014 wurde es schließlich abgebaut – lediglich die SPD und die Freien Wähler sprachen sich dagegen aus. Die Befürworter eines Umzugs brachten eine Reihe Argumente vor.

Stählerner Koloss fand einen neuen Platz im Stadtgarten in Liblar

Der Platz vor dem Rathaus könne ohne Kunstwerk besser für Veranstaltungen genutzt werden, außerdem verstelle die Skulptur den Blick auf die Schaufenster der umliegenden Geschäfte. Besucher würden den Platz in der Dämmerung meiden, weil dort ein Angstraum entstanden sei.

Nach zwei Jahren im Depot fand der stählerne Koloss dann seinen neuen Standort im Stadtgarten. Die Grünanlage, zwischen Schlosspark Gracht und Gesundheitsgarten gelegen, erweist sich als gute Wahl. Jedenfalls ist das Kunstwerk dort bei weitem nicht so schlechter Behandlung ausgesetzt wie vor dem Rathaus.

Fernandez hatte dem Umzug zugestimmt, auch wenn seine künstlerische Idee damit entzweigerissen ist. Es hatte sie ohnehin nicht jedermann verstanden.

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