Erinnerung an DichterStraße nach Heinrich Böll benannt

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Wanderer, kommst du nach Much: In Marienfeld erinnert der neue Heinrich-Böll-Weg an den Dichter.

Wanderer, kommst du nach Much: In Marienfeld erinnert der neue Heinrich-Böll-Weg an den Dichter.

Much – Christel Tillmann wässert an diesem heißen Sommertag die Bepflanzung auf dem Grab ihrer Angehörigen. Direkt vorbei am Friedhof Marienfeld führt die Straße, die nun Heinrich-Böll-Weg heißt. Ist der berühmte Namensgeber der Mucherin bekannt? Ein Buch habe sie von ihm gelesen, es sei aber schon lange her, meint sie. Was die Erinnerung an den Schriftsteller betrifft, der mit seiner Frau Annemarie von 1944 bis 1946 in Much lebte, steht für sie fest: „Er hat es verdient.“

Dichter wohnte zwei jahre in Much

„Wir sind stolz, dass Heinrich Böll zwei Jahre in Much verbracht hat“, erklärte Bürgermeister Norbert Büscher, der vor Publikum das Schild an der Kreuzung Mucher Straße enthüllte. Ein Kilometer lang ist das bislang namenlose Sträßchen, das bis zur Kreuzung Erlen/Neßhoven führt. Diesen Weg ist Böll oft zum Bauern gegangen, um Milch zu holen. Auf dem Friedhof Marienfeld ist Christoph begraben, der erste Sohn des Ehepaars Böll.

Mit René Böll (links) stieß Muchs Bürgermeister Norbert Büscher auf die neue Straße an.

Mit René Böll (links) stieß Muchs Bürgermeister Norbert Büscher auf die neue Straße an.

Nur 1000 Meter für den Nobelpreisträger? Sohn René (68), der eigens aus Köln angereist ist und ein wieder gestiegenes Interesse am Werk seines Vaters feststellt – die Jüngeren läsen vor allem die „Katharina Blum“ – , ist damit einverstanden. Praktisch findet es der bildende Künstler und Nachlassverwalter Heinrich Bölls auch, das für diese Benennung kein Mensch seine postalische Adresse wechseln muss.

Wanderer erwünscht

Am Heinrich-Böll-Weg nämlich sagen sich nur Fuchs und Igel gute Nacht. Und einen Vorteil im Vergleich zu Bölls Heimatstadt, die nach langem Gezerre einen dem Dichter gewidmeten Platz kürte, hat Much auch: Während man den Platz über der Kölner Philharmonie meist nicht betreten darf – das Trampeln stört die Musiker – , sind auf dem Heinrich-Böll-Weg in Marienfeld Spaziergänger und Wanderer zu jeder Zeit willkommen.

Ist doch das Sträßchen Teil des zwölf Kilometer langen Böllwegs, und der war an diesem „Heinrich-Böll-Tag“ gut frequentiert: Ausgebucht war die von der Gemeinde organisierte Wanderung, von und bis zum Hotel Fit. Dort lauschte man abends einer Lesung von Stephan Schneider, der aus Bölls „Irischem Tagebuch“ vortrug. Die litauische Giedre Šiaulyté ließ die Magie der grünen Insel auf der keltischen Harfe lebendig werden.

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