Landwirt Martin BulichNiederkasseler Bauer mit Herz für bedrohte Tiere

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Niederkassel – Blühende Wiesen erfreuen nicht nur Menschen, sie sind auch wertvolle Lebensräume. Durch flächenintensive Landwirtschaft gibt es immer weniger davon. Das muss nicht sein. „Ich freue mich, wenn Vögel fröhlich singen und Tiere hier um meinen Hof eine Heimat finden“, sagt Martin Bulich. Der Landwirt aus Niederkassel hat keine Viehhaltung, er bestellt seine Äcker mit Getreide und Raps. Schon seit vielen Jahren ist er auch in Sachen Umwelt aktiv. Bulich stellt Flächen auf seinem Land zur Verfügung, auf denen heimische Arten wachsen können. Diese Pflanzstreifen sind gleichzeitig Lebensraum für bedrohte Tiere. Als Ausgleich erhält er dafür eine finanzielle Entschädigung.

Ein aktuelles Projekt realisiert er jetzt mit der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft. Es geht darum, dass Tierarten, die offene Flächen als Lebensraum haben, langfristig überleben können. Dazu gehört auch das Rebhuhn. „In Niederkassel gibt es rund 30 Reviere dieses scheuen Vogels“, berichtet Claudia Stommel. Sie ist Biologin und arbeitet zusammen mit Agrarwissenschaftlerin Isabell Piela bei dem Projekt. „Deshalb ist es wichtig, dass wir diesen Vögeln einen Lebensraum bieten, auf dem sie sich weiter vermehren können.“ Langfristig könnten sich dadurch junge Rebhühner auf der Suche nach neuen Revieren wieder im Kreis verbreiten.

Gejagt werden dürfen die scheuen Rebhühner schon lange nicht mehr. „Wir stellen aber Futtertröge für sie auf“, sagt Dr. Norbert Möhlenbruch, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Rhein-Sieg. Die Waidmänner sehen ihre Aufgabe auch darin, die Natur zu umsorgen. „Deshalb kümmern wir uns um Tiere, die nicht gejagt werden dürfen. Auch das gehört zur Revierpflege.“

Naturfreund sorgt für Miteinander

Martin Bulich hat einen Jagdschein. „Aber ich bin seit vielen Jahren nicht mehr aktiv gewesen. Ich habe mich auf die Hege und Pflege spezialisiert“, sagt der Landwirt. Sein Wissen um die Tierwelt hilft aber, das Projekt zu realisieren. „Auf meinen Feldern habe ich zwei Habichte im Auge, sie fühlen sich hier wohl“, sagt Bulich. Dem Vogel des Jahres 2015 schmecken allerdings Rebhühner ganz besonders gut. „Ein Naturfreund sorgt für ein Miteinander und vertreibt keine Lebewesen“, sagt Bulich. Er pflügt zum Beispiel seine Äcker erst spät um, damit die Rebhühner auf den Stoppelfeldern Verstecke vor dem hungrigen Greifvogel finden.

Und nun kommt das neue Projekt ins Spiel. Der neue rund 220 Meter lange und 15 Meter breite ökologische Pflanzstreifen bietet Rebhühnern wichtige Verstecke. Und nicht nur das. „Die blühenden Pflanzen locken Insekten an, die eine wichtige Nahrungsquelle für den Nachwuchs der Rebhühner sind“, sagt Claudia Stommel. „Für bodenbrütende Vögel wie das Rebhuhn stellen die Pflanzstreifen auch Nistmöglichkeiten zur Verfügung“. Um die Vögel bei ihrem Brutgeschäft nicht zu stören, sollten die Streifen nicht betreten und Hunde an der Leine geführt werden. „Das kann man von verantwortungsvollen Tierfreunden verlangen“, betont die Biologin. In der vergangenen Woche wurde das spezielle Saatgut für den Pflanzstreifen auf dem Hof von Martin Bulich abgeliefert. Es besteht nur aus ausgesuchten Samen, die alle aus der Region stammen. Dadurch soll eine Verdrängung einheimischer Pflanzensippen durch möglicherweise konkurrenzstärkere gebietsfremde Sippen verhindert werden. „Auch eine Kreuzung kann so nicht stattfinden“, erklärt Claudia Stommel.

Das Wetter stimmt zurzeit. In den nächsten Tagen wird Bulich daher den Samen in die Erde bringen. „Der Boden wird vorbereitet“, berichtet er, „und dann kann gesät werden. 14 Tagen später kann man dann schon das erste zarte Grün auf der Fläche erkennen“.

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