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„Nichts, was plötzlich passiert“Troisdorfer wollen mit Aktionstagen Gewalt gegen Frauen stoppen

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Fünf Frauen und ein Mann stehen vor einer Hauswand in Grau und Dunkelrot. Sie halten Plakate in der Hand. Auf einem großen Plakat sind eine schwarze Hand und der Satz Stopp Gewalt Gegen Frauen zu sehen.

Vom 18. bis 28. November finden in Troisdorf die Aktionstage gegen Gewalt an Frauen statt.

In Troisdorf finden vom 18. bis 28. November zum dritten Mal die Aktionstage gegen Gewalt an Frauen statt. Eine Programmübersicht.

Die Zahlen sind erschreckend: Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von Gewalt betroffen, etwa jeden dritten Tag tötet ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. Und erst im Sommer wurde eine Studie veröffentlicht, wonach jeder dritte Mann Gewalt in einer Beziehung „okay“ findet.

Damit das nicht so bleibt, finden in diesem Jahr zum dritten Mal die Troisdorfer Aktionstage „Stopp Gewalt gegen Frauen“ statt. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Petra Römer-Westarp und Vertreterinnen der Kooperationspartner stellten das Programm vor.

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Troisdorf fand auch neue Mitstreiter

Antworten auf die Frage: „Was bedeutet es, eine gesunde Beziehung zu führen?“ möchte das Team des Vereins für sozialpädagogische Familienhilfe (SOFA) Jugendlichen geben. „Sie haben zuhause oft kein gutes Vorbild“, sagte die Geschäftsführerin Antonella Maglieri. Jugendliche ab elf Jahren können an einem Tanzprojekt zum Thema teilnehmen, Kinder ab vier Jahren am Erzähltheater zum „Mutig sein“.

Es ist nichts, was plötzlich passiert.
Zuleydy Reyes Reyes, Psychologin, über Gewalt in Beziehungen

„Und das soll Liebe sein?“ fragt die kanadische Autorin Rosalind Penfold in einem Buch, mit dem seit Jahren die Beraterinnen des Frauenzentrums arbeiten. Auf den Illustrationen basiert eine Ausstellung, die vom 18. bis 28. November in der Stadtbücherei, Kölner Straße 69-81 , gezeigt wird und auf 14 Roll-ups über „Warnsignale häuslicher Gewalt“ informiert.

„Es ist nichts, was plötzlich passiert“, betonte Zuleydy Reyes Reyes aus dem Frauenzentrum. Warnzeichen seien beispielsweise, „wenn der Mann verlangt, die eigenen Träume aufzugeben, wenn er grundlos eifersüchtig ist“. Bei einer zweiten Veranstaltung am 25. November informiert das Frauenzentrum über K.-o.-Tropfen. „Wir möchten, dass das Thema präsent bleibt“, sagte Reyes Reyes – nicht zuletzt mit Blick auf die bevorstehende Karnevalssession.

Im Jugendzentrum lernen Mädchen, sich zu behaupten

Angesprochen sollten sich Mädchen ab 14 Jahren und Frauen fühlen. Mädchen von neun bis zwölf Jahren sind die Zielgruppe eines Workshops „Selbstbehauptung für Mädchen“ im städtischen Jugendzentrum TK3 in Bergheim am 24. November. Es gehe dabei nicht nur um die Behauptung gegen handgreifliche Übergriffe, sondern auch verbale Grenzverletzungen, betonte Petra Römer-Westarp.

Gewalt gegen Seniorinnen – und auch damit meinten sie nicht nur körperliche Übergriffe, betonten die Organisatorinnen – ist das Schwerpunktthema im „Uferstübchen“, der Nebenstelle des Mehrgenerationenhauses Haus International. „Wir wollen präventiv etwas machen“, sagte Leiterin Kirsten Steinhoff-Fahadi; ins Uferstübchen hat sie daher mit Eva Basten eine Kriminalkommissarin eingeladen.

Auch der Stadtsportverband Troisdorf macht mit

„Sie werden oft Opfer, weil es einfach ist“, schilderte Eva Basten. „Sie hören und sehen schlecht, sind einsam.“ Der Besuch der Kommissarin soll sie wehrhaft machen, etwa gegen die Tricks von Betrügern oder auch Dieben.

Neu im Kreis der Kooperationspartner ist der Stadtsportverband, der, so berichtete Frank Lang, 70 Vereine zu seinen Mitgliedern zählt. Römer-Westarp hofft, „da eine ganz neue Zielgruppe zu erreichen“. In allen Sportstätten werden Plakate aufgehängt, bei Bedarf unterstützt Zuleydy Reyes Reyes Übungsleiterinnen und -leiter darin, über das Thema kindgerecht zu sprechen.

Alle Termine, Veranstaltungsorte und Uhrzeiten gibt es hier. Dazu gehört auch die Einweihung zweier orangefarbener Bänke als Symbol gegen die Gewalt an Frauen. Sie werden am Bahnhof in der Innenstadt und in Sieglar im Ortskern aufgestellt.

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