0:2-Niederlage in München1. FC Köln nutzt seine Großchancen nicht

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Eine von vier Kölner Großchancen: Sargis Adamyan scheitert mit einem Flugkopfball an Bayer-Keeper Sven Ulreich.

Eine von vier Kölner Großchancen: Sargis Adamyan scheitert mit einem Flugkopfball an Bayer-Keeper Sven Ulreich.

Für den 1. FC Köln hat sich die Situation im Tabellenkeller zugespitzt. Nach der 0:2-Niederlage beim FC Bayern vergrößerte sich der Rückstand auf den Relegationsplatz auf vier Zähler.

Die lange Serie siegloser Auftritte gegen den FC Bayern ist für den 1. FC Köln um ein weiteres Kapitel reicher. Obwohl der Tabellenvorletzte der Fußball-Bundesliga über mehrere Großchancen verfügte, musste er sich beim verwundbaren Noch-Meister mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Die Tore vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz-Arena erzielten Raphael Guerreiro (65.) und Thomas Müller (90.+3).

Das 20. Spiel in Folge ohne dreifachen Punktgewinn gegen die Münchner wog für die Geißböcke doppelt schwer, da Konkurrent Mainz 05 (4:1 gegen die TSG Hoffenheim) erneut siegte. Dadurch vergrößerte sich der Rückstand auf den Relegationsplatz fünf Spieltage vor Schluss auf vier Punkte. „Wir haben uns aufgrund einer sehr gut organisierten Abwehrleistung der gesamten Mannschaft lange im Spiel halten können. Wenn man etwas mitnehmen möchte, muss man eine der Chancen nutzen. Das haben wir nicht getan“, meinte Trainer Timo Schultz.

Jacob Christensen feiert seine Startelf-Premiere

Die ohnehin schon komplizierte Aufgabe beim Tabellenzweiten war für die Kölner durch ein halbes Dutzend Ausfälle zusätzlich erschwert worden. Gegenüber dem 2:1-Heimsieg gegen den VfL Bochum standen drei weitere Spieler nicht zur Verfügung. Ein Loch klaffte in der Mittelfeld-Zentrale, wo Eric Martel (Gelb-Sperre) und Denis Huseinbasic (muskuläre Probleme) fehlten. So kam Sommer-Zugang Jacob Christensen an ganz besonderer Stätte zu seinem Startelf-Debüt, bei dem er mit Dejan Ljubicic die neu formierte Doppelsechs bildete. Im Angriff kehrte derweil Faride Alidou als Ersatz für Davie Selke (erneuter Fußbruch) in die Anfangsformation zurück.

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Bayerns Trainer Thomas Tuchel, der die Partie wegen einer Gelb-Sperre von der Tribüne aus verfolgen musste, warf wie zu erwarten die Rotationsmaschine an. Zwischen den beiden Viertelfinalduellen in der Champions League gegen Arsenal London veränderte Tuchel seine Startelf auf gleich sieben Positionen. Neben dem angeschlagenen Leroy Sane wurde auch Kapitän Manuel Neuer geschont.

1. FC Köln startet mit zwei Großchancen

Bei herrlichem Frühlingswetter entwickelte sich im ersten Durchgang ein Festival an Großchancen. Zur Verwunderung aller war es jedoch der Außenseiter aus Köln, der sich für die ersten Höhepunkte alleinverantwortlich zeichnete – und mit mehr Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor 2:0 hätte führen müssen. Den Auftakt machte ein Fehler von Bayerns Innenverteidiger Matthijs de Ligt im Spielaufbau. Dejan Ljubicic leitete das Spielgerät mit einem Steckpass in den Lauf von Faride Alidou, der vom rechten Fünfmetereck am langen Pfosten vorbeizielte. In der 20. Minute tauchten die Kölner erneut frei stehend vor Sven Ulreich auf. Max Finkgräfe bediente mit einer Hereingabe Sargis Adamyan, der seinen Flugkopfball nicht am Vertreter von Manuel Neuer vorbeibrachte.

Von den Bayern war in der ersten halben Stunde bis auf einen Schlenzer von Mathys Tel (11.) erstaunlich wenig zu sehen. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse im Kölner Strafraum. Zunächst verzweifelte Raphael Guerreiro im Eins-gegen-Eins am rechten Arm von FC-Torhüter Marvin Schwäbe (30.). Dann scheiterte Torjäger Harry Kane am Innenpfosten (34.), aus spitzem Winkel (38.) sowie per Kopfball, den Schwäbe auf der Torlinie entschärfte (41.). Tel zielte von der Strafraumgrenze ebenfalls noch ans Aluminium (43.). Entlastung fanden die in dieser Phase schwer unter Druck geratenen Gäste mit ihrer dritten dicken Möglichkeit. Erneut schlug Finkgräfe eine starke Flanke von der linken Seite, die Alidou unbedrängt vorbei köpfte (43.).

Guerreiro sorgt mit einem Schlenzer für die Münchner Führung

Zu Beginn der zweiten Halbzeit mussten die Kölner zunächst auf die akustische Unterstützung ihrer mehr als 7000 mitgereisten Fans verzichten. Nach einem Polizeieinsatz im Gästeblock stellten die FC-Ultras den Support vorübergehend ein. In die Stille hinein zeigte Schwäbe bei Tels Schlenzer eine weitere Großtat (52.). In der 65. Minute war allerdings auch der Kölner Schlussmann machtlos. Nach einer kurz ausgeführten Ecke von Joshua Kimmich konnte Guerreiro aus der zweiten Reihe unbedrängt abziehen. Der Ball schlug unhaltbar im langen Eck zur verdienten Münchner Führung ein. Nicht das erste Gegentor, das der FC in dieser Saison nach diesem Muster kassierte.

Die Bayern hatten das Geschehen ohne zu glänzen unter Kontrolle. Dem FC fehlten nach dem Seitenwechsel die spielerischen Mittel, um zurückzuschlagen. Dennoch bot sich den Kölnern in der Nachspielzeit aus dem Nichts die riesige Chance auf den Ausgleich. Der eingewechselte Luca Waldschmidt konnte einen Aussetzer von Dayot Upamecano aber nicht nutzen und wurde geblockt. Gegen aufgerückte Kölner machte Thomas Müller nach einem Fehler von Waldschmidt dann endgültig alles klar. „Natürlich sind wir ein Stück weit enttäuscht, weil wir uns auch Chancen herausgespielt haben. Gerade auch kurz vor Schluss der Partie. Leider haben wir keine genutzt“, bedauerte Marvin Schwäbe, Kölns bester Mann an diesem Nachmittag.

FC Bayern München: Ulreich; Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui; Pavlovic (79. Goretzka), Guerreiro (79. Laimer); Coman (50. Musiala), Müller, Tel; Kane. – 1. FC Köln: Schwäbe; Thielmann (76. Heintz), Hübers, Chabot, Finkgräfe; Christensen, Ljubicic; Maina (67. Schmitz), Kainz (54. Waldschmidt); Adamyan (67. Tigges), Alidou (76. Downs). – SR.: Willenborg (Osnabrück). – Zuschauer: 75.000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Guerreiro (65.), 2:0 Müller (90.+3). – Gelbe Karten: Christensen, Maina, Adamyan.

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