1. FC Köln gegen Bayer 04Diese Derbys am Rhein gingen in die Geschichte ein

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Derbyhelden oder wie immer man sie auch nennen will: (von oben links im Uhrzeigersinn) Klaus Allofs, Ulf Kirsten, Davie Selke, Hherbert Waas, Toni Polster, Klaus Bruckmann und Dominic Maroh.

Derbyhelden oder wie immer man sie auch nennen will: (von oben links im Uhrzeigersinn) Klaus Allofs, Ulf Kirsten, Davie Selke, Hherbert Waas, Toni Polster, Klaus Bruckmann und Dominic Maroh.

1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen treffen am Sonntag in einem ungleichen Duell zum 72. Mal in der Bundesliga aufeinander. Zeit für einen Blick in die Historie.

Als Thomas Kessler nach dem 1:1 in Stuttgart auf das nächste Spiel angesprochen wurde, tat er, was man als Kölner so tut. Das Wort Derby nahm der Sportliche Leiter des 1. FC Köln im Zusammenhang mit Bayer 04 Leverkusen also nicht in den Mund. Die Geißböcke haben für diese Partie den Begriff „Nachbarschaftsduell“ kreiert, um die Bedeutung gegenüber ihrem Derby gegen Borussia Mönchengladbach herabzusetzen und ihre Abneigung gegen den vom Bayer-Werk großzügig unterstützen Rivalen auszudrücken. Rein von der Entfernung liegen FC und Bayer 04 Luftlinie allerdings nur 14,69 Kilometer auseinander, was klar für ein Derby spricht. Von Köln bis Gladbach sind es 43,48 Kilometer.

Jedem das Seine. Für die Leverkusener ist das Duell ihr Derby. Das geht schon seit Bayers Aufstieg in die Bundesliga 1979 so. Und wären die Kölner zwischendurch nicht ein paar Mal abgestiegen, hätte es mehr als die bislang 71 Partien in 36 gemeinsamen Erstliga-Jahren gegeben. Das häufigste Resultat zwischen FC und Bayer ist übrigens das 1:1 (13 Mal) gefolgt vom 2:0 (12 Mal). Dass gar keine Tore fielen, kam nur fünfmal vor. Ein Blick in die Historie.

15. September 1979

Das erste Bundesliga-Duell zwischen Köln und Leverkusen endete mit einer Überraschung. Bayer 04 trotzte dem Deutschen Meister von 1978 mit den Aufstiegshelden Fred Bockholt, Thomas Hörster, Jürgen Gelsdorf und Jürgen Glowacz am 6. Spieltag ein 1:1 ab. Erster Leverkusener Derbyheld war Klaus Bruckmann, der vor 22.000 Zuschauern im Ulrich-Haberland-Stadion in der 71. Minute zum 1:0 traf. Die Kölner, in deren Reihen Toni Schumacher, Bernd Cullmann, Bernd Schuster und Pierre Littbarski standen, kamen durch Dieter Müller nach 82 Minuten wenigstens noch zum 1:1.

9. Dezember 1983

Leverkusen musste allerdings weitere vier Jahre auf den ersten Derbysieg warten. Der legendäre Bum-kun Cha und Herbert Waas schossen im zehnten Bundesliga-Duell beider Teams vor 15.000 Zuschauern in Leverkusen einen 2:1-Sieg heraus. Für die Kölner traf nur Klaus Allofs, der mit sechs Toren auch bester Kölner Schütze gegen Bayer 04 in allen 71 Spielen ist.

25. Mai 1985

Das torreichste aller Derbys fand am 32. Spieltag der Saison 1984/85 in Leverkusen statt. 13.000 Zuschauer sahen ein 4:4, bei dem die Kölner mit Doppelpacker Littbarski ein 1:2 in ein 4:2 drehten. Herbert Waas glich mit zwei Treffern gegen den Tabellendritten und Toni Schumacher im Tor aus (64./75.). Waas ist mit sieben Toren  hinter Ulf Kirsten (12 Tore) auch zweitbester Bayer-Torschütze gegen den 1. FC Köln.

24. Mai 1997

Der FC beendete am 33. Spieltag der Saison 1996/97 die Meisterschaftsträume des ungeliebten Nachbarn. Leverkusen reiste als Tabellenzweiter zu den Geißböcken, die nach einer enttäuschenden Saison nur Zehnter waren. 48.000 Zuschauer rieben sich in Müngersdorf verwundert die Augen, als der FC die Werkself angeführt vom dreifachen Torschützen Toni Polster mit 4:0 entzauberte und den FC Bayern München vorzeitig zum Meister machte. Es war mit dem 4:0 am 1. März 1980 bis heute der höchste Kölner Sieg der Derbygeschichte mit Bayer 04.

9. Mai 1998

Der 34. Spieltag war der erste ganz große Tiefpunkt in der Bundesliga-Historie des Gründungsmitglieds und ersten Deutschen Meisters 1. FC Köln. Nach dem 2:2 vor 38.500 Zuschauern gegen Leverkusen stand der erste Abstieg der Vereinsgeschichte fest. Der FC hätte Niederlage oder Remis von Borussia Mönchengladbach (2:0 in Wolfsburg) gebraucht und musste dann das Derby drei Toren Differenz gewinnen, um den Karlsruher SC (2:4 in Stuttgart) abzufangen. Die Geißböcke führten durch Dorinel Munteanu (24.) und Uwe Scherr (61.) mit 2:0, als sich der Gladbacher Sieg abzeichnete. Bayer 04 glich dann durch Markus Feldhoff (83.) und den Ur-Kölner Dirk Lottner (89.) noch aus und stieß den Erzrivalen in die 2. Bundesliga.

30. April 2011

Der FC hatte sich zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt und konnte als Erstligist 13 Spiele in Serie nicht gegen Leverkusen gewinnen. Milivoje Novakovic brach mit einem Doppelpack zum 2:0 am 32. Spieltag der Saison 2010/11 vor 50.000 Zuschauern in Köln den Bann.

7. November 2015

Es dauerte wieder viereinhalb Jahre bis zum nächsten Kölner Sieg. Der FC war mit Trainer Peter Stöger trotz eines guten Saisonstarts als Außenseiter in die mit 30.210 Zuschauern ausverkaufte BayArena angereist und kehrte mit einem besonderen Derbyhelden zurück. Dominic Maroh erzielte in seinen 133 Bundesligaspielen als Innenverteidiger nur fünf Tore. Die bedeutsamsten beiden davon an diesem 7. November. Der Slowene traf in der 17. und 72. Minute zum 2:1-Erfolg und machte sich damit unsterblich und zum Vorbild.

13. März 2022

Am 26. Spieltag der Saison 2022/23 schockte der FC vor 22.658 Zuschauen in der BayArena den Tabellendritten aus Leverkusen. Joker Kingsley Schindler machte es mit seinem Goldenen Treffer beim 1:0-Sieg der Kölner (67.) Maroh gleich und trug sich in die FC-Geschichtsbücher ein. Für Bayer 04 verlief das Derby nicht nur aufgrund der Niederlage schmerzlich. Der im Nachwuchs des FC groß gewordene Florian Wirtz zog sich einen Kreuzbandriss zu und verpasste dadurch auch die WM 2022 in Katar.

5. Mai 2023

Davie Selke hieß der nächste Kölner Derbyheld. Der Torjäger traf beim sensationellen 2:1 des FC doppelt (14. /36.) und sorgte vor 30.210 Zuschauer in der BayArena für den zweiten Kölner Sieg gegen Leverkusen unter Trainer Steffen Baumgart hintereinander. Der Erfolg schmeckte umso süßer, weil Bayer 04 das Spiel kurzerhand und ohne Absprache mit dem FC mithilfe des NRW-Innenministeriums und der DFL von Sonntag auf Freitag vorverlegt hatte, um zwei Tage mehr Regeneration vor dem Halbfinale-Hinspiel der Europa League bei AS Rom zu haben.

Nach dem überlegenen 3:0 der Leverkusener im Hinspiel dieser Saison und vor dem 72. Bundesliga-Derby sind die abstiegsbedrohten Kölner und Spitzenreiter Leverkusen in der ewigen Bundesliga-Tabelle übrigens Nachbarn. Der FC liegt mit 2474 Punkten aus 1753 Spielen auf Rang neun und spürt Bayers Atem (2412/1523) direkt hinter sich.

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