Zweites Playoff-SpielHaie in Wolfsburg gefordert – Reinharts Schonfrist läuft ab

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Haie gg. Wolfsburg

 Kölns Patrick Hager (l) und Wolfsburgs James Sharrow kämpfen um den Puck.

Köln – Cory Clouston ist kein Mann von großen Emotionen. Wenn der Trainer der Kölner Haie sein verschmitztes Lächeln aufsetzt, kommt dies schon einem Vulkanausbruch gleich. Der Kanadier gebraucht diese für ihn typische Geste auch nur ausgesucht. Es sind Momente, in denen er seine Freude nicht ganz unterdrücken kann und gleichzeitig drauf bedacht ist, seiner Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen.

Nachdem seine Mannschaft am Dienstag das erste Playoff-Viertelfinalspiel um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft gegen die Wolfsburg Grizzlys mit 2:1 nach Verlängerung gewonnen hatte, lächelte Clouston. Erfreut über die 1:0-Führung in der „best of seven“-Serie, aber eben auch nicht zufrieden mit der Leistung.

Wolfsburg hat die 
Bus-Beine ausgefahren

„Wir müssen besser spielen, um am Freitag wieder zu gewinnen“, merkte der 47-Jährige nach dem engen Spiel an. Und jeder, der seinen Worten lauschte, hatte eine Vorstellung davon, was der Haie-Coach meinte. Da war zu einem die Leistung im zweiten Drittel. Nach einem fokussierten, und körperlich präsenten Auftritt in den ersten 20 Minuten, ließen die Haie die Zügel schleifen und gerieten mächtig unter Druck.

„Wolfsburg hat die Bus-Beine ausgefahren und aufgedreht. Das hat uns etwas überrascht“, merkte KEC-Stürmer Sebastian Uvira an. Kapitän Moritz Müller hob den Leistungsabfall im läuferischen Bereich auf die mentale Ebene. „Wir wussten, wie schwer es gegen Wolfsburg werde würde. Vielleicht haben wir nach dem starken ersten Drittel und unserer Führung unbewusst den Gedanken aufkommen lassen, dass es ja doch nicht so schwer ist und nachgelassen.“

Sichtbares Leistungsgefälle

Cory Clouston wird seinen Spielern also vor dem zweiten Duell am Freitagabend (19.30 Uhr) in der Wolfsburger Eis Arena einimpfen, dass sie ihr System konstant über 60 Minuten durchziehen müssen, um nicht erneut das Glück herausfordern zu müssen. Bei zwei Pfostenschüssen der „Wölfe“ und dem entscheidenden Unterzahltreffer von Alex Bolduc zum 2:1 stand es den Haien tatkräftig zur Seite.

Bei seiner in das verschmitzte Lächeln verpackten Kritik dürfte Clouston aber ebenso die Performance einiger Spieler gemeint haben. Das Leistungsgefälle innerhalb des Teams war jedenfalls auch für neutrale Beobachter sichtbar. Während Torwart Gustaf Wesslau und die drei Verteidigerpaare gewohnt solide aufspielten und die Parade-Sturmreihe mit Patrick Hager, Philip Gogulla und Ryan Jones zumindest Durchschnitt verkörperte, fiel vor allem Max Reinhart in der zweiten Reihe deutlich gegenüber dem starken Kai Hospelt und dem verbesserten Travis Turnbull ab.

Die Schonfrist für den mit großen Vorschusslorbeeren, aber dramatisch zweikampfschwachen Kanadier läuft allmählich ab. Spiel zwei dürfte so etwas wie seine letzte Chance sein. Zum einen, weil der in Spiel eins gesperrte Verteidiger Corey Potter zurückkehrt und damit ein überzähliger ausländischer Stürmer auf die Tribüne muss. Zum anderen, weil die vierte Reihe mit T.J. Mulock, Sebastian Uvira und Johannes Salmonsson das hin und her pendelnde erste Spiel mit zwei starken Wechseln im dritten Drittel wieder in Richtung des KEC drehten. „Das war für mich mitentscheidend“, meinte auch Moritz Müller.

Am Freitag dürfte noch einmal der leicht angeschlagene Salmonsson den Tribünenplatz einnehmen. Sollte Reinhart, der auch Powerplay spielt, in Wolfsburg aber erneut unter Form auftreten, wird es am Sonntag in Spiel drei in Köln (19 Uhr, Lanxess Arena) wohl erstmals den 24-jährigen Ex-NHL-Profi treffen.

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