Stadtarchiv-EinsturzKVB entschuldigen sich bei Anwohnern

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Nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln werden die Möbel und Gegenstände in den Wohnungen eines benachbarten Hauses von Mitarbeitern von Umzugsunternehmen abtransportiert. (Bild: dpa)

Nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln werden die Möbel und Gegenstände in den Wohnungen eines benachbarten Hauses von Mitarbeitern von Umzugsunternehmen abtransportiert. (Bild: dpa)

Nach dem Fund eines Toten am eingestürzten Kölner Stadtarchiv haben sich die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) gestern bei den Angehörigen der Opfer, den Anwohnern und allen Kölnern für alles entschuldigt, was "an Sorgen und Nöten bei den Bürgern ausgelöst worden ist". KVB-Chef Jürgen Fenske sprach diese Entschuldigung gestern für sich persönlich und für sein Unternehmen aus, das Bauherr des U-Bahn-Tunnels am Archiv ist. Die Leiche eines vermissten 17-jährigen Bäckerlehrlings war gestern früh um 1.45 Uhr aus den Trümmern geborgen worden. Die Suche nach dem zweiten Vermissten verlief bis zum Abend erfolglos. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun auch wegen fahrlässiger Tötung. Drei Gutachter sollen die Einsturzursache klären.

Fenske sagte, die KVB würden auf Rat der Staatsanwaltschaft keine Fragen zur Unfallursache mehr beantworten. Seine Entschuldigung entspringe einem "menschlichen Bedürfnis". Das Unternehmen erkenne damit keine Schuld im juristischen Sinne an.

Die KVB lehnten Auskünfte darüber ab, wie die korrekte Ausrichtung der Schlitzwände am Rand der Unglücksbaustelle gemessen wurde und warum der Baugrund nicht zum Schutz gegen Grundwasser vereist wurde. In einer Pressemitteilung machten die KVB "beauftragte Unternehmen" für die "Wasserhaltung am Bauwerk Waidmarkt" verantwortlich. KVB-Technikvorstand Walter Reinarz berichtete, in die Baustelle drängen pro Stunde 150 Kubikmeter Grundwasser ein. Ob das den Erwartungen entsprach, sagte er nicht. Augenzeugen hatten der Rundschau von Problemen mit dem Grundwasser berichtet. Die KVB wiesen Gerüchte zurück, es sei nicht gelungen, das Grundwasser wie geplant abzusenken. Informationen, nach denen mehr Grundwasser abgepumpt werden musste als geplant, wurden aber nicht dementiert.

Der Krefelder Geologe Josef Klostermann sagte der Rundschau, das Grundwasser könne sich unter den Schlitzwänden einen Weg in die Baustelle gesucht haben; möglicherweise habe man die Bodenverhältnisse zu optimistisch berechnet. Das Archiv mit seiner großen Masse könne im wörtlichen Sinne "erschwerend" hinzugekommen sein und den Druck vergrößert haben.

Bis gestern wurden rund 400 Tonnen Schutt geräumt. Der Portikus der preußischen Wache gegenüber dem Stadtarchiv wurde in Abstimmung mit der Stadtkonservatorin niedergelegt. Er soll später wieder aufgebaut werden. Durch den steigenden Rheinpegel wird der Grundwasserspiegel an der Unglücksstelle in den nächsten Tagen um 1,50 Meter steigen, sagte Reinhard Vogt, Chef der Kölner Hochwasserschutzzentrale. Das gefährdet das verschüttete Archivgut zusätzlich. Der Bau eines Regenschutzdachs geht langsam voran. Voraussichtlich morgen kann er abgeschlossen werden. Bis gestern wurde 20 Prozent der Archivbestände geborgen, darunter eine Siegelsammlung. (EB)

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