Und da ist es nur noch einer...

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Bewegte Zeiten im Bistum Aachen: Neben der Finanznot beklagt die Kirche einen Mangel an pastoralen Berufen, bedingt durch fehlenden Priesternachwuchs und - künftig - die selbst verordnete Einstellung der Berufsausbildung für Gemeinde- und Pastoralreferenten.

HELLENTHAL. Das kirchliche Doppel-Dilemma - kein Geld, keine Priester - spürt jetzt im ganzen Ausmaß die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) im Dekanat Hellenthal, nachdem Pastor Christoph Weber, der bisher die Pfarren in Reifferscheid, Wolfert, Rescheid, Losheim und Udenbreth betreute, die GdG verließ.

Der seelsorgerische Aderlass und eine notwendige personelle und wirtschaftliche Umstrukturierung in der GdG stellt(e) das pastorale Rest-Team mit Dechant Lothar Tillmann, Pastoralreferent Paul Josef Jansen und Gemeindereferentin Elke Jodocy vor fast unlösbare Aufgaben.

„Wir sind schlichtweg an die Grenze des Machbaren gestoßen, und das Bistum lässt uns allein“, stellt Tillmann ernüchternd fest: „Dennoch stehen wir gegenüber dem Bischof in der vollen Verantwortung für das pastorale Leben in unseren Gemeinden.“

Jetzt kommen - zwangsläufig - Veränderungen auf die Gemeinden zu. Spürbare Einschnitte gibt es bei den Gottesdiensten, um die es erheblichen Wirbel gegeben hat. So wird es ab 1. September nur noch zehn Gottesdienste (mit veränderten Zeiten) anstatt bisher zwölf am Wochenende geben. Von diesen zehn werden fünf als Wortgottesdienste gehalten.

Die Lösung sieht allerdings vor, dass zumindest eine Messe pro Woche, entweder am Wochenende oder werktags, in jeder Gemeinde gefeiert werden kann. Deshalb wird man vermehrt Wortgottesdienste, bei der auch die Kommunion ausgeteilt werden kann, ansetzen, geleitet von ehrenamtlichen Helfern. Dabei kann das pastorale Team mehr noch als bisher auf die Hilfe der Subsidiare Walter von den Bruck, Otto Stephan und Josef Wild bauen. „Ohne die im Ruhestand befindlichen Priester wäre dies nicht möglich“, lobt Tillmann seine Amtsbrüder.

Dazu kam, dass gleichzeitig die liturgischen Dienste auf einen einzigen hauptamtlichen Organisten für acht Gemeinden (ohne Rescheid und Wolfert) abgestimmt werden mussten.

Nach dem Weggang von Pastor Weber stellt sich dem pastoralen Team die Frage, wen die Gläubigen in den ehemals von Weber betreuten Orten ansprechen können. „Vorübergehend sollten sich die Gläubigen an die Pfarrbüros in

Hellenthal und Reifferscheid wenden“, so Tillmann.

Ungleich schwieriger wird sich die Vorbereitung der Erstkommunionfeiern gestalten. Dazu Jodocy: „Bereits ab kommendem Jahr wird wechselweise nur noch jeweils an fünf (anstatt bisher immer in allen zehn) Orten im gesamten Dekanat eine Erstkommunionfeier möglich sein.“

Eine Arbeitsteilung wird es im diakonischen Bereich (Krankenbesuche, Sterbe- und Trauerbegleitung) geben. Jansen: „Wir sind gezwungen, mehr als bisher auf Laien zurückzugreifen.“ Andererseits wird Dechant Tillmann Teile seiner seelsorgerischen Aufgaben auf die beiden Referenten übertragen, im Bereich der Kirchenvorstände auch auf Laien, „nicht jedoch die Last der Verantwortung“.

Als vor allem psychische Belastung empfindet Tillmann die vom Bistum aus den genannten Zwängen geforderte Umstrukturierung innerhalb seiner Gemeinden. „Es fällt mir unendlich schwer, bisherigen Mitarbeitern im Bereich der Organisation, der Verwaltung, der Küster und Kirchenmusiker zu kündigen oder Änderungskündigungen zuzustellen. Ich bin doch kein Wirtschaftsmanager, solche Arbeit ist mir fremd. Dennoch brauchten wir solche Leute.“

Mit einem neuen Pastor für Weber rechnet Tillmann frühestens in einem halben Jahr. Von der ab 1. Januar 2007 vorgesehen großen GdG mit Schleiden erwartet er wegen der weiten Entfernungen kaum positive Impulse.

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