1953 rief Rundschau-Gründer Dr. Reinhold Heinen die Rundschau-Altenhilfe ins Leben. 10.000 DM waren der Grundstock. Ein Blick auf die Geschichte von „DIE GUTE TAT“.
70 Jahre Rundschau-AltenhilfeSpendenaktion für Flutopfer war die Initialzündung
Wie entstand die Idee der Rundschau-Altenhilfe?
Der Gründer der Kölnischen Rundschau/Bonner Rundschau, Dr. Reinhold Heinen, startete Anfang 1953 eine Hilfsaktion für die Opfer einer Flutkatastrophe an der Kanalküste. Die Resonanz war derart gut, dass Reinhold Heinen sich ermutigt sah, sein wirkliches Herzensprojekt zu verwirklichen – die Unterstützung bedürftiger Älterer. Im Herbst 1953 rief er daher die Altenhilfe ins Leben und erstmals zu Spenden für bedürftige Ältere auf. Die Altenhilfe firmierte in den ersten Jahren unter dem Namen Altenhilfswerk. 1994 erhält die Rundschau-Altenhilfe DIE GUTE TAT den Status der Gemeinnützigkeit.
Wen unterstützt die Rundschau- Altenhilfe?
Die Altenhilfe leistet Hilfe für bedürftiger Ältere in der Region, die im Alter in finanzielle Not geraten, weil die Rente für einen auskömmlichen Lebensunterhalt nicht mehr ausreicht. Die Unterstützung erfolgt in der Regel für Bedürftige ab dem 60. Lebensjahr.
Wie hat sich der Kreis der Bedürftigen verändert?
In den Anfangsjahren waren es vorrangig die Kriegswitwen, die der Hilfe bedurften. Aber auch heute sind es vorrangig Frauen, die unter Altersarmut leiden. Vielfach sind es alleinerziehende Mütter, die nur wenig Rentenansprüche erworben haben, weil sie gar nicht oder nur in Teilzeitjobs arbeiten konnten. Auch bei Männern sind vielfach Arbeitslosigkeit oder die Arbeit im Niedriglohnsektor die Gründe dafür, dass die Rentenansprüche gering sind. Die Betroffenen sind daher im Alter auf Sozialleistungen wie die Grundsicherung angewiesen. Und jede unvorhersehbare Ausgabe stellt viele Ältere dann vor große finanzielle Probleme, weil in vielen Fällen keine Rücklagen mehr vorhanden sind. Zudem machten chronische Krankheiten es vielen Bedürftigen nicht möglich, einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen.
Wie finanziert die Altenhilfe ihre Unterstützung?
Die Altenhilfe finanziert ihre Arbeit ausschließlich aus Spenden. Dabei erreicht jeder gespendete Euro die Bedürftigen, denn die Kosten für die Verwaltung werden vom Heinen-Verlag getragen. Zu den Spendern gehören Leserinnen und Leser der Rundschau ebenso wie Unternehmen, Kreditinstitute und Vereine. So rufen unter anderem viele Karnevalsgesellschaften bei ihren Nikolaus- und Weihnachtsfeiern zu Spenden für die Altenhilfe auf. Der Erlös von Benefizkonzerten wie die des Bundeswehrmusikkorps, des Kölner Deutz-Chores, des Kölner Jugendchores St. Stephan, des Kerpener Frauenchors und anderen Musikgruppen kommt ebenso der Altenhilfe zugute.
Was sind die Schwerpunkte der Hilfe?
Die Weihnachtspakete bilden weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeit der Altenhilfe. Heute werden davon jedes Jahr 6500 in der Lüttichkaserne der Bundeswehr im Kölner Stadtteil Longerich gepackt. Gefüllt sind sie mit haltbaren Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs. In den ersten Jahren gab es noch eigens Pakete für die Dame mit „echtem Bohnenkaffee“ und für den Herrn mit Tabak. Der ist nun nicht mehr drin, Kaffee allerdings weiterhin schon. Überbracht wird jedes Paket ganz persönlich in den Tagen vor Weihnachten. So soll zumindest ein Moment des menschlichen Miteinanders entstehen. Weiterer Kernpunkt der Hilfe ist die Bereitstellung von Fahrzeugen, die karitative Einrichtung erhalten, die in der Seniorenarbeit tätig sind. Die Transporter und Pkw ermöglichen neue Mobilität, für gemeinsame Ausflüge, für den Einkauf oder für die Fahrten zum Arzt.
Wie geht die Altenhilfe bei der Hilfe Bedürftiger vor?
Die Altenhilfe arbeitet eng mit karitativen Einrichtungen zusammen. Bedürftige müssen sich zunächst an eine solche Einrichtung oder an eine Seniorenberatung wenden. Nur die können verlässlich prüfen, ob eine Antragstellerin oder ein Antragsteller auch der Hilfe bedarf. Ist dies geklärt, kann die Altenhilfe finanzielle Unterstützung leisten.
Wie hilft die Altenhilfe Bedürftigen?
Die Altenhilfe hilft jährlich schnell und unbürokratisch in hunderten von Einzelfällen. Vielfach geht es darum, defekte, aber unverzichtbare Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und Kühlschränke zu ersetzen. Viele Bedürftige sind überdies nicht mehr in der Lage, die neue Brille zu bezahlen oder andere medizinische Zusatzleistungen zu begleichen. Anderen fehlt das Geld, sich warme Kleidung zu kaufen oder sie können zerschlissenes Mobiliar nicht mehr entsetzen. Die gestiegenen Preise für Lebensmittel und Energie spüren viele Bedürftige in besonderem Maße. Die Altenhilfe gewährt daher vielfach Zuschüsse zu den Lebenshaltungskosten. Die Altenhilfe hatte daher auch dazu aufgerufen, die Energiepreispauschale zu spenden. Das Geld wurde dann an Bedürftige weitergeleitet.
Was bietet die Altenhilfe Alleinstehenden an?
Zusammen mit dem Caritasverband bietet die Altenhilfe Ferienfreizeiten an. Diese Fahrten führen seit einigen Jahren nach Bad Sassendorf in der Soester Börde. Die alleinstehenden Reisenden verleben so die Weihnachtstage oder den Jahreswechsel wieder in einer Gemeinschaft. Untergebracht sind sie in dem zentral gelegenen Haus Wiesengrund, so dass die Angebote des Kurorts von allen wahrgenommen werden können. Die Altenhilfe bezuschusst überdies vielfach Seniorenreisen und unterstützt Veranstaltungen karitativer Einrichtungen, die für Ältere gemeinschaftliche Kaffeerunden oder Abendveranstaltungen organisieren.
Wer unterstützt die Altenhilfe bei ihrer Arbeit?
Beim Packen der Weihnachtspakete ist die Hilfe der Bundeswehr unerlässlich. Sie stellt nicht nur die Logistik auf dem Kasernengelände in Köln-Longerich. Am Rollband stehen zudem Soldatinnen und Soldaten zusammen mit Schülern und Mitarbeitern karitativer Einrichtungen. Regelmäßig helfen beim Pakete packen zudem Angestellte der Stadt Köln, die an einem sogenannten Sozialen Tag das Büro mit der Kaserne tauschen. Das Verteilen der Pakete übernehmen Mitarbeiter der beteiligten karitativen Organisationen sowie Mitglieder kirchlicher Gemeinden beider Konfessionen. Dahinter steht der Gedanke, dass Seelsorger wissen, wer in ihren Gemeinden Hilfe benötigt.
Die Altenhilfe in Zahlen
70 Jahre gibt es die Rundschau-Altenhilfe. Aktuell läuft die 71. Spendensammlung. Die erste Aktion 1953 hatte der Heinen-Verlag mit 10 000 D-Mark als Startkapital unterstützt, weitere 30 000 D-Mark kamen als Spenden der Leser zusammen. Heute verzeichnet die Altenhilfe während einer Sammelaktion mehr als 6000 Einzelspenden. Allein seit 1992 gingen mehr als 21 Millionen Euro auf das Spendenkonto ein. 6500 Weihnachtspakete werden im November wie jedes Jahr für Bedürftige gepackt, darin befinden sich rund 42 Tonnen Lebensmittel. Dank der Altenhilfe konnten bisher rund 550 Fahrzeuge an karitative Einrichtungen übergeben werden.