Einigung nicht absehbar1. FC Köln und Sportstätten verhandeln über Stadionpacht - Positionen „weit auseinander“

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Das Rheinenergie-Stadion: Neben der Höhe der Pacht sind auch der Rasen und die Vermarktungsflächen Teil der Gespräche.

Das Rheinenergie-Stadion: Neben der Höhe der Pacht sind auch der Rasen und die Vermarktungsflächen Teil der Gespräche.

Am Freitagabend kämpft der 1. FC Köln im Spiel gegen Leipzig um den Klassenerhalt. Nicht nur auf dem Platz steht der Verein derzeit vor großen Herausforderungen.

Bereits seit einem Jahr verhandeln die Geschäftsführungen des 1. FC Köln und der Kölner Sportstätten GmbH über einen neuen Pachtvertrag für die Nutzung des Rheinenergie-Stadions. Zuletzt lagen die Vorstellungen weit auseinander, doch bis zum 30. Juni muss eine Einigung her, denn dann läuft der aktuelle Vertrag aus. Die Antworten zu den wichtigsten Fragen:

Wie kommen die Verhandlungen voran?

Die Zeichen stehen nach Informationen der Rundschau auf Annäherung. Voriges Jahr hieß es stets, beide Seiten seien von einer Einigung „sehr weit entfernt“, nun ist im Umkreis der Verhandlungspartner von „einem ordentlichen Fortschritt“ die Rede. Bei entscheidenden Themen lägen die Positionen zwar noch immer „weit auseinander“, gleichwohl gebe es „positive Signale“.

Wo liegen die Positionen am weitesten auseinander?

Beim Geld. Denn die Sportstätten GmbH strebt offenbar eine deutliche Erhöhung der Pachtzahlung an, die Rede ist von einer Anhebung um rund 30 Prozent. Dagegen moniert der FC seit Jahren, er müsse im Vergleich zu anderen Fußball-Bundesligisten mit die meisten Abgaben für die Nutzung eines Stadions zahlen. Der aktuelle Pachtvertrag, der im Sommer 2014 in Kraft getreten war, verpflichtet den FC in der Fußball-Bundesliga zur jährlichen Zahlung von rund 7,9 Millionen Euro (plus 1,5 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss). In Liga zwei reduziert sich die Pacht auf 2,1 Millionen Euro.

Geht es lediglich um die Höhe der Pacht?

Nein, neben der „Stadionmiete“ spielt auch die generelle Stadionvermarktung eine Rolle. Ein Beispiel: Die Pressetribüne im Westen des Stadions ist gerade erst vom Unter- in den Oberrang verlegt worden.

Hierdurch ist im Unterrang die Ausweitung der lukrativen Business-Sitze und der Logenvermarktung möglich. Dies bringt dem FC zusätzliches Geld. Doch auch die Sportstätten GmbH erhebt Anspruch auf die Erlöse der Vermarktung, denn sie hat den Umbau finanziert. Zweites Beispiel: Die Einkünfte aus der Vermarktung des Stadionnamens erhält bislang ausschließlich der 1. FC Köln. Die Rhein-Energie AG zahlt hierfür rund drei Millionen Euro pro Jahr. Eigentümerin des Stadions ist aber die Sportstätten GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt. Auch die Sportstätten erheben daher Anspruch auf die Vermarktungsrechte.

Ist das Stadion optimal vermarktet?

Aus Sicht des 1. FC Köln gibt es noch Luft nach oben. So befinden sich beispielsweise die Büros der Sportstätten GmbH in der Osttribüne, der Sportstätten-Chef hat aus seinem Büro einen wunderschönen Blick auf den Rasen. Diese Flächen würde der FC gerne ebenfalls vermarkten und so zusätzliche Einnahmen generieren, hierzu müsste der Stadionbetreiber mit seinen Mitarbeitenden allerdings das Stadion verlassen und in andere Büroräume ziehen. Die könnten auch in Stadionnähe liegen.

Ist ein Scheitern der Verhandlungen denkbar?

Nein, denn das würde bedeuten, dass der FC seine Heimspiele nicht mehr in Köln austrägt. Am Ende wird also ein Kompromiss stehen, um den derzeit hart gerungen wird. Als der aktuelle Vertrag vor zehn Jahren verhandelt wurde, mussten am Ende die Chefs der Rhein-Energie und der Stadtsparkasse als Mediatoren einspringen. Damals war der FC auf dem Weg in die Zweite Bundesliga und aufgrund seiner finanziellen Situation auf eine Reduzierung der Zahlungen in der Zweiten Liga angewiesen. Hinterher hatte der neue Vorstand des FC der Stadt Erpressung vorgeworfen, weil die Pachtzahlung zwar für die Zweite Liga reduziert worden war, dafür in der Ersten Liga deutlich mehr gezahlt werden musste.

Wird erneut zwischen den Ligen unterschieden?

Ja, im Falle eines Abstiegs wird der FC auch in Zukunft einen geringeren Pachtbetrag zahlen. Im Vertrag werden aber auch Sonderzahlungen im Falle einer Qualifikation für das internationale Geschäft vereinbart. Auch über deren Höhe gibt es unterschiedliche Vorstellungen.

Was wird noch verhandelt?

Der 1. FC Köln ist seit geraumer Zeit unzufrieden mit der Qualität des Stadionrasens. Wie die Rundschau erfuhr, drängt der Club in den Verhandlungen auch auf die Verlegung eins Hybrid-Rasens, der vor allem im Winter strapazierfähiger ist, weil Kunstfasern in den Naturrasen verwoben sind. Dessen Austausch ist mehr als doppelt so teuer wie die Verlegung eines neuen Natur-Rollrasens. Da im Kölner Stadion im Sommer Konzerte stattfinden, setzen die Betreiber bislang auf Naturrasen. Allein voriges Jahr musste das Grün allerdings drei Mal ausgewechselt werden. Hybridrasen liegt inzwischen in etwa der Hälfte aller Bundesligastadien. Vermutlich demnächst auch in Köln, die Voraussetzung ist aber der Klassenerhalt des FC, heißt es.

Muss der FC eine ungewöhnlich hohe Pacht zahlen?

Nein, andere Fußball-Bundesligisten zahlen ähnliche Summen, wobei eine Vergleichbarkeit durch unterschiedlichste Vertragskonstrukte schwierig ist. So zahlt der VfB Stuttgart beispielsweise nur 6,2 Millionen Euro Pacht pro Jahr, dafür muss sich der Verein jedoch an millionenschweren Investitionen beteiligen, beispielsweise für den Umbau des Stadions zur Fußball-EM im Sommer.

Spielt der Ausbau des Trainingsgeländes eine Rolle?

In den Verhandlungen ist dieses Thema ausgespart worden, denn über einen eventuellen Umzug des FC nach Marsdorf oder den Ausbau der Trainingsanlagen im Grüngürtel entscheidet die Politik. Am 23. April befasst sich das Bundesverwaltungsgericht mit der Frage, ob der Bebauungsplanbeschluss Gültigkeit hat.

Darüber hinaus müsste die Stadt dem FC aber auch die Pacht für die Nutzung des Grüngürtels verlängern. Allerdings gibt es ein Gedankenspiel, das dem FC wiederum die gewünschte Vermarktungsflexibilität für das Stadion ermöglicht: Der FC zieht mit Geschäftsstelle und Trainingszentrum nach Marsdorf, die Sportstätten GmbH bezieht dafür das frei werdende Geißbockheim. Da ein Marsdorf-Umzug aus Kostengründen derzeit als sehr unwahrscheinlich gilt, ist dies nicht mehr als Gedankenspielerei.

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