PilotprojektIn Köln-Lindenthal kann man E-Autos jetzt am Bordstein laden

Lesezeit 3 Minuten
Ein E-Auto wird an einem Ladepunkt aufgeladen, der in einem Bordstein integriert ist.

Ladebordstein statt Ladesäule: Eine neue Technik aus dem Rheinmetall-Konzern zum Aufladen von E-Autos wird in Köln-Lindenthal getestet.

Platzsparend und wirtschaftlich: In Köln-Lindenthal wird eine neue Technik zum Laden von E-Autos getestet.

Vorsicht an der Bordsteinkante: In Lindenthal können Sie jetzt auf eine Weltneuheit stoßen. Ab sofort lassen sich Elektroautos hier an einer völlig neu konzipierten Lademöglichkeit aufladen – made in Germany. Die Steckdosen für den Anschluss des Ladekabels befinden sich hier nicht in einer Säule, sondern sie sind fest im Boden verbaut. Und zwar in einem so genannten „Ladebordstein“, auch „Curb Charger“ genannt.

Der hat die Größe eines handelsüblichen Bordsteins aus Beton und kann praktisch neben jeder Straße eingebaut werden, sofern sich in der Nähe eine unterirdische Stromleitung befindet. Der Vorteil: Der Bau einer Ladesäule, für den ein Fundament errichtet werden muss und häufig ein Parkplatz geopfert wird, entfällt.

Die neue technische Lösung ist nicht nur viel kompakter, sondern auch noch billiger. Man sei damit „mehr als wettbewerbsfähig“ im Vergleich zu herkömmlichen Ladesäulen, sagte Christoph Müller, Leiter der Division „Power Systems“ von Rheinmetall, die den Ladebordstein entwickelt hat. In dieser Sparte bietet der Rüstungskonzern Mobilitätslösungen und Steuerungstechnologien etwa für die Automobil- und Energiewirtschaft an. Am Donnerstag präsentierte die Stadt Köln das Pilotprojekt gemeinsam mit Rheinmetall und dem städtischen Energieversorger Rheinenergie, dessen Tochter „TankE“ die neue Technik ans Stromnetz angeschlossen hat und den Strom verkauft. Vorerst ist das Aufladen noch kostenlos. 

Ladebordsteine in Köln: Ein Jahr wird getestet

Konkret wurden an der Dürener Straße 172 und der benachbarten Klosterstraße 16 jeweils zwei Ladebordsteine mit einer Ladeleistung von 22 Kilowatt installiert. Sie seien sehr robust und könnten problemlos von 40-Tonner-Lkw überfahren werden, betonte Müller. Pro Ladebordstein kann ein E-Auto aufgeladen werden, der Zugang erfolgt mit dem Handy per App oder mit einer Karte.

Im Mai 2023 hatten die drei Partner eine Absichtserklärung für das Projekt unterschrieben. Nun soll die Technik ein Jahr lang ausgiebig im Realbetrieb getestet werden. Verkehrsdezernent Ascan Egerer erklärte, Köln sei eine Stadt im Wandel und wolle „eine moderne, umweltschonende Mobilität aktiv gestalten“. Dafür sei es wichtig, zukunftsweisende Konzepte frühzeitig zu nutzen. Christoph Müller von Rheinmetall sagte, in urbanen Räumen, wo der Platz knapp sei, könne man nicht immer Parkplätze wegnehmen, um Ladesäulen aufzustellen. So sei man auf die Idee des Ladebordsteins gekommen.   Viele Themen habe man bedenken müssen, darunter: Ist er gegen Hochwasser geschützt? Was ist, wenn es schneit? Tatsächlich verfügt der Ladebordstein über eine Heizung, die verhindert, dass er bei Frost einfriert.

Stephan Segbers, Vertriebsvorstand der Rheinenergie, verwies auf das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 etwa 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen. Dafür brauche es Ladeinfrastruktur, diese müsse unkompliziert, flächendeckend und benutzerfreundlich sein. „Am Ende muss der Bürger die Mobilitätswende auch annehmen wollen. Er muss das Gefühl haben, er kann überall laden und er hat keine Einschränkungen im Komfort.“ Heute betreibe „TankE“ bereits 400 öffentliche Ladepunkte für die Stadt Köln. Bis zum Jahr 2026 sollen weitere 1000 hinzukommen.

Rundschau abonnieren