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Pläne des 1. FC Köln verworfenZukunft des Kölner Großmarktes steht auf der Kippe

Lesezeit 5 Minuten
Die mögliche Fläche für den Großmarkt und die FC-Erweiterung.

Die mögliche Fläche für den Großmarkt und die FC-Erweiterung.

Mit dem geplatzten Umzug des 1. FC Kölns auf einen Campus in Marsdorf gerät auch der geplante Umzug des Großmarktes ins Wanken. Ein Workshop soll neue Lösungen erarbeiten.

Was passiert auf der großen grünen Wiese? Diese Frage resultiert aus der Nachricht, dass der 1. FC Köln seine Neubaupläne für einen Campus an der Toyota-Allee in Marsdorf nicht weiter verfolgt. Stattdessen will der Verein den Ausbau am Geißbockheim forcieren. Neben dem neuen Trainingsgelände war in Marsdorf auch ein Frischezentrum geplant. Dort sollte der Großmarkt einziehen, der sich derzeit noch in Raderberg befindet. Für die Händlerinnen und Händler ist die Entscheidung des Fußballvereins ein herber Schlag, weil die Zukunftsperspektive erneut verblasst, während die Zeit am jetzigen Standort abläuft.

Ob der Großmarkt auch ohne den 1. FC Köln nach Marsdorf zieht, scheint nun unklarer denn je. In den vergangenen zwei Jahren gab es Schritte zurück, aber auch Schritte nach vorn. Der Tiefschlag kam dabei vor dem Hoffnungsschimmer: Eine europaweite Markterkundung hat ergeben, dass es kaum Interessenten für die Errichtung und den Betrieb eines Großmarkts in Marsdorf gibt. Dennoch hat der Rat der Stadt Köln im vergangenen Jahr eine komplett neue Konzeption beschlossen. Eigentlich sollte der neue Großmarkt unter dem Titel Frischezentrum weiterleben, 2023 folgte die Idee eines „Food Hub“. Der ambitionierte Plan der Politik, innerhalb eines halben Jahres mit relevanten Partnern ein Konzept aufstellen zu wollen, ist nicht geglückt. Eigentlich sollte der Verwaltung zum Ende des ersten Quartals 2024 dieses Nutzungskonzept vorgestellt werden.

Planungsworkshop soll Ideen sammeln

Das Dezernat für Stadtentwicklung ist dabei der treibende Faktor. Auf Anfrage der Rundschau erklärte das Dezernat, dass zumindest die europaweite Ausschreibung zur Erarbeitung dieses Konzepts erfolgreich abgeschlossen wurde und ein Dienstleister derzeit an der Erstellung arbeitet. Es trägt den Titel „Modernes Frischezentrum Food Hub“ und soll nun im dritten Quartal dieses Jahres den politischen Gremien vorgestellt werden.

Eine der Veranstaltungen dafür ist laut Rundschau-Informationen ein Workshop am 24. April. Dort sollen Ideen für die Planung von Infrastruktur, Logistik und Nutzungsbausteinen eines künftigen Großmarkts in Marsdorf gesammelt werden. Auch die Händlerinnen und Händler sollen teilnehmen und die Resultate in das Konzept einfließen. Das klingt nach einem Neuanfang und ist zugleich ein erneuter Vorlauf für einen politischen Beschluss, von dem es bereits viele bezüglich des Großmarkts gab.

Politik hat die Fläche deutlich reduziert

„Der 1. FC Köln und wir teilen das gleiche Schicksal von Ratsbeschlüssen, die nicht umgesetzt werden“, erklärt Michael Rieke, Sprecher der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt. Probleme, die vom aktuellen Fraktionsbündnis im Stadtrat aus Grünen, CDU und Volt verursacht worden seien. Das Datum 14. Dezember 2021 hat sich bei Rieke im Gedächtnis eingebrannt. „An diesem Tag hat der Stadtrat beschlossen, dass auf der für den Großmarkt angedachten Fläche auch der 1. FC Köln unterkommen soll.“

An jenem Dienstag vor mittlerweile dreieinhalb Jahren haben die Ratsmitglieder per Beschluss die Verwaltung beauftragt, „die (…) Flächen für das Frischezentrum (…) in dem Maße zu reduzieren, dass Frischezentrum und frischezentrumsaffine Betriebe in einem Sondergebiet im Bereich nördlich der Toyotaallee dargestellt werden.“ Die Fläche reduzierte sich also von rund 24 Hektar auf 10,3. Derzeit wird diese Fläche landwirtschaftlich genutzt. Nur 7,9 Hektar gehören der Stadt, der Rest ist in Privatbesitz.

Frust beim FC: Projekt muss mehrmals überarbeitet werden

Michael Rieke ist frustriert, dass die Pläne nach der Entscheidung des 1. FC Köln nun schon wieder überarbeitet werden müssen. Dabei sei die Planung bereits vorangeschritten gewesen. Es habe diverse Möglichkeiten gegeben, unter anderem den Großmarkt in Marsdorf auf der reduzierten Fläche auf zwei Etagen zu errichten. Bisher blieb es bei Überlegungen und Ideen, obwohl das Thema die Verwaltung schon mehr als zehn Jahre beschäftigt.

Bereits 2007 beschloss der Stadtrat die Verlagerung des Großmarkts nach Marsdorf. 2011 folgten Pläne für ein mögliches neues Frischezentrum an der Marsdorfer Straße in Junkersdorf. Doch als die Pläne 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, verhinderte eine Welle der Gegenwehr die Fortführung. Es folgte die Rückkehr zur Idee des Umzugs nach Marsdorf, diesmal konkret an die Toyota-Allee. Dann folgte die Entscheidung des Stadtrats 2021 für die zusätzliche Ansiedlung des FC und nun die Absage des Vereins.

Dadurch benötigen die Geschäftsleute immer dringender einen Plan B. „Unsere Situation ist dystopisch“, konstatiert Michael Rieke von der IG. Am 31. Dezember 2025 laufen die Verträge aus. Zudem sind die Bauwerke vor Ort weiterhin in einem schlechten Zustand. „Für die mehr als 100 Unternehmer vor Ort ist die Situation desaströs. Der Zustand des Großmarkts ist mittlerweile geschäftsschädigend.“ Es scheint jedoch nicht realistisch, dass bis zum 1. Januar 2026 ein neuer Standort entstehen wird, egal ob in Marsdorf oder woanders.


Langfristig von Infrastruktur profitieren

Der 1. FC Köln will am Geißbockheim vor allem seinen Bereich für Jugend und Talente weiterentwickeln. Thomas Kessler (F.) leitet den Bereich Lizenzfußball beim Verein und ist maßgeblich an der Rekrutierung und Entwicklung potenzieller Profis beteiligt. Der ehemalige Profi-Fußballer erklärt: „1999 bin ich zum ersten Mal hier zum Training gefahren und wenn ich in die Kabinen gehe, dann riecht es da immer noch genauso wie vor mittlerweile 25 Jahren. Das kann nicht der Anspruch sein. Vor allem nicht in einer Stadt wie Köln, in der der FC ein wichtiger Faktor ist. Wir konnten in den vergangenen Jahren zwar den einen oder anderen Jugendspieler sportlich überzeugen, aber als wir dann mit den Eltern die Begehung am Geißbockheim gemacht haben, haben sie sich entschieden, ihren Sohn doch lieber woanders unterzubringen. Irgendwann profitieren wir im Profibereich von solchen jungen Spielern und ich erhoffe mir, dass wir im infrastrukturellen Bereich, in den Gesprächen mit der Politik, einen Weg finden, um den FC nachhaltig wettbewerbsfähig zu halten.“

Trainer Timo Schultz sagte: „Ich kann nur sagen, dass alle, die die Allee entlang fahren, den Charme des Geißbockheims spüren. Wenn man als Verein wettbewerbsfähig bleiben und wachsen will, dann reicht es so nicht. Wenn man sich den Jugendtrakt und die Zahl der Plätze ansieht, dann sind andere Vereine deutlich besser aufgestellt.“ (rom)