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Klangvoll und romantischWiener Philharmonika spielt zu Besuch in Köln

Lesezeit 2 Minuten
Frank Peter Zimmermann gastiert in Begleitung der Wiener Philharmoniker in der Kölner Philharmonie.

Höchste Violinenkunst von Stargeiger Frank Peter Zimmermann in der Philharmonie.

Besuch in Köln - Wiener Philharmoniker spielten in der Philharmonie Sinfonien von Dvorák und Elgar.

Auf ihrer Herbsttournee besuchten die Wiener Philharmoniker jetzt auch Köln. In der ausverkauften Philharmonie präsentierten sie ein Dream-Team am Pult und in Solistenposition: Daniel Harding bereiste mit dem Star-Orchester Dvoráks „Neue Welt“-Sinfonie, während der Duisburger Frank Peter Zimmermann, berühmtester Geiger der Rheinregion, mit vollem Klang in Elgars Violinkonzert brillierte.

Klangfülle markierte das gesamte Konzert, gleich in der ungewohnt mächtigen Einleitung zum Konzert drehten die Wiener gewaltig auf. Sowohl Länge als auch Energie dieses Vorspiel passten allerdings zu diesem Marathon-Konzert des Engländers Edward Elgar, der wohl der Größe seines Virtuosen Fritz Kreisler genügen wollte und alle Register zog, um alle Reserven zu aktivieren.

Die Aufgabe lag nun in den Händen von Frank Peter Zimmermann, dem stolzen Spieler des einst von Fritz Kreisler gestrichenen Instruments aus der Werkstatt Stradivari, genannt „Lady Inchiquin“. Zimmermann wurde vor Jahren von diesem Leihinstrument getrennt, ein Drama mit Happy End, das sogar filmisch begleitet wurde. Wer jetzt die beiden, Zimmermann und seine Lady, in diesem wuchtigen Virtuosen-Spektakel zwischen Innigkeit und ruppigem Zwist erleben durfte, der konnte sich über diese Wiedervereinigung dank der Kunstsammlung NRW nur freuen.

Die Themen in Elgars Konzert sind erdig, Motive wirbeln zwischen Sologeige und Orchesterstimmen, der Wiener Sound trug warme spätromantische Farben. Im langsamen Satz ließ Harding das Tempo gefrieren, alle hingen am Stab des Maestros, dieser am Puls der sonoren Solopartie – solche Möglichkeiten leisten die Wiener perfekt. Im Finalsatz begann die Stradivari zu jubeln, schoss munter diatonische Raketen in den Himmel, Heiterkeit wie bei Vivaldi. Zimmermanns stupende Technik ermöglicht diese spielerische Leichtigkeit. Sie mündet in die plötzliche Kadenz, auch hier ein Sonderling mit ostinatem „pizzicato tremolando“ in den tiefen Streichern, mit weichen Fingerkuppen an den Solopulten gezupft. Nach rund fünfzig Minuten beendete Zimmermann mit einem verschmitzten Lächeln diese herrliche Partie, das Publikum war aus dem Häuschen.

Daniel Harding zurück im internationalen Konzertzirkus

Daniel Harding dirigierte Dvoráks Neunte natürlich auswendig. Der Dirigent mit Pilotenlizenz, der seiner Flug-Leidenschaft ein ganzes Jahr als Copilot bei der Air France widmete, steht unbeschadet wieder im Rampenlicht des internationalen Konzertzirkus.

Im nächsten Jahr übernimmt er gleichzeitig die Posten als Musikdirektor eines chinesischen Jugend-Orchesterprojekts und des ältesten Sinfonieorchesters in Rom – ein Spiegel für Dvoráks Sinfonie zwischen Böhmen und New York.

Die Wiener besitzen die erstklassigen Solisten und das Gefühl für slawische Rhythmen. Dem begeisterten Publikum schenkten die Wiener einen kurzen Gruß aus der Heimat.