Bei Betrugs-VerdachtDarf man heimlich das Smartphone des Partners checken?
Köln/ Berlin – Keinen anderen Gebrauchsgegenstand schleppen wir so zuverlässig mit uns herum wie das Smartphone. Alles ist auf ihm gespeichert: Kontakte, Chat-Verläufe, der Kalender und Fotos. Es sind also oft sehr private Dinge, über die unser Handy Auskunft gibt. Da kann es verlockend sein, mal kurz auf dem Smartphone des Partners zu gucken, mit wem er sich eigentlich was bei Whatsapp schreibt.
Aber ist so ein kleiner Check noch okay oder schon eine Überschreitung der Privatsphäre des anderern? Darüber haben wir mit Silvia Fauck gesprochen, sie ist Expertin für Beziehungen und Trennungen, denn sie betreibt als psychologische Beraterin die erste Liebeskummer-Praxis in Deutschland.
Darf man heimlich den Chat-Verlauf und die E-Mails des Partners lesen?
Silvia Fauck: Wenn ich schon auf die Idee komme, dass ich dort mal herumschnüffeln sollte, das ist schon ein schlechtes Zeichen. Entweder habe ich ein gutes Bauchgefühl und rieche da irgendetwas oder aber ich bin über-eifersüchtig. Diese Menschen, die immer alles kontrollieren müssen, machen damit auch oft die Partnerschaft kaputt. Weil sie eben immer misstrauisch sind.
Kann man bei einem Verdacht vom Partner verlangen, einen Chat-Verlauf zu zeigen?
Fauck: Auch das ist schwierig. Wie sagt man jemandem, dass man in sein Handy gucken will? Im Umkehrschluss heißt das ja nichts anderes als: „Ich vertraue dir nicht und ich will dich kontrollieren.“
Und wie sollte man reagieren, wenn der Partner verlangt, ins Handy zu gucken?
Fauck: Gibt es nichts zu verbergen, würde ich dem Partner das Handy aushändigen und mich gleichzeitig beschweren und fragen, warum er so misstrauisch ist. In einer Beziehung sollte man über alles reden können. Verlangt der Partner, private Chats zu lesen, sollte man über den Grund sprechen, warum er das möchte.
Meine langjährige Berufspraxis zeigt allerdings auch, das Leute die sagen: „Ich habe so ein komisches Gefühl“, meistens Recht behalten. Das Bauchgefühl lügt da wirklich selten, das ist fast schon schockierend.
Bei welchen Warnsignalen sollte man denn aufmerken?
Fauck: Wenn das Smartphone des Anderen nicht mehr sichtbar ist. Früher lag es vielleicht offen in der Wohnung herum, nun hat der Partner es immer dabei, egal, wohin er geht.
Fällt es in Zeiten von Tinder schwerer zu vertrauen?
Fauck: Besonders von jungen Männern höre ich oft Beteuerungen, dass sie ihre Freundin nie betrügen würden. Dann kommt im Gespräch aber heraus, dass sie heimlich Nachrichten mit anderen Frauen schreiben, die in eine erotische Richtung gehen. Es bleibt dann aber beim Schreiben, zu einem Treffen kommt es nicht.
Ist das schon emotionaler Betrug?
Fauck: Ja, ich finde schon. Das ist ein seelisches Betrügen, wenn man gleichzeitig in einer festen Beziehung steckt. Derjenige, der heute heimlich betrügen möchte, hat es sehr leicht über das Handy oder den PC.
Wie können Paare Konflikte aufgrund der Handynutzung vermeiden?
Fauck: Man sollte den Umgang einmal ansprechen und festhalten, dass man dem anderen vertraut. Handys liegen offen herum und niemand kontrolliert den anderen. Das sollte Konsens in einer gesunden Beziehung sein. Wer den Verdacht hat, dass der Partner fremd-schreibt, der sollte das klar ansprechen.
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Was tun, wenn man doch etwas Verdächtiges gelesen hat?
Fauck: Schwierig, in dem Moment entblößt man sich ja selbst. Man könnte natürlich probieren, ein paar Fangfragen stellen. Etwa: „Sag mal, mir wurde erzählt, dass du mit XY unterwegs warst?“ Dann kann man direkt nachfragen und gibt dem Partner die Chance, die Situation aufzuklären.
Ist das, was man herausgefunden hat, so schwerwiegend, sollte man eine klare Ansage machen: „Das, was ich da gefunden habe, hat mich echt fertig gemacht. Ich denke, dass wir unsere Beziehung hier beenden sollten.“