Kommentar zum EurobarometerEine gute Nachricht für Europa

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Brüssel: Mitglieder des Europäischen Parlaments nehmen an einer Reihe von Abstimmungen teil.

Brüssel: Mitglieder des Europäischen Parlaments nehmen an einer Reihe von Abstimmungen teil.

Die aktuelle Umfrage zeigt einen erstaunlich hohen Wert für die Beteiligung an den Wahlen zum EU-Parlament. Das ist erfreulich.

Wer hätte das gedacht: Wenn die Wahl zum EU-Parlament unmittelbar bevorstünde, würden 78 Prozent der Wahlberechtigten hierzulande laut der jüngsten Eurobarometer-Umfrage voraussichtlich ihre Stimme abgeben. Das ist ein erstaunlich hoher Wert; würde er tatsächlich erreicht, wäre das ein Rekord. Immerhin stehen die Chancen nicht schlecht, dass am 9. Juni die Wahlbeteiligung von 2019 mit 61 Prozent wieder erreicht werden dürfte – und man weit weg ist vom Tief von 2004, als nicht einmal jeder Zweite seine Stimme abgab. Das ist eine gute Nachricht für das Demokratieverständnis im Land.

Acht von zehn Europäern sind der Meinung, dass die Stimmabgabe in der aktuellen geopolitischen Lage besonders wichtig ist. Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine und des Nahost-Krieges sowie eines machtbewusst auftretenden Chinas und der mit eigenen Problemen beschäftigten USA scheint bei vielen Bürgern die Erkenntnis zu reifen, dass eine Gemeinschaft eher in der Lage ist, Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit zu schaffen, als staatliche Alleingänge.

Eine Gemeinschaft ist eher in der Lage, Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit zu schaffen, als staatliche Alleingänge.

Die Corona-Pandemie, der Streit um den richtigen Weg beim Klimaschutz und der russische Angriffskrieg vor der Haustür haben den Europäern gezeigt, wie eng Wohl und Wehe der Staaten miteinander verwoben sind. Mit den politischen Debatten darüber hat sich die EU in den Alltag der Bürger vorgearbeitet. Umso leichtsinniger wäre es, die europaskeptischen Stimmen aus dem Blick verlieren.

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Die gibt es nämlich auch – und das nicht zu knapp. Kaum jeder Zweite hat laut der aktuellen Eurobarometer-Befragung nämlich ein durchweg positives Bild von der Union. Entsprechend sind EU-feindliche Parteien europaweit im Aufwind und könnten mehr Einfluss im Parlament bekommen. Integration würde dadurch nicht einfacher. Tatsächlich drohte infolge nationaler Egoismen eher eine Schwächung der Gemeinschaft im globalen politischen Geschäft.

Wer also willens ist, die EU in einer konfrontativer werdenden Weltordnung selbstbewusst zu positionieren, sollte sein Votum gut abwägen. In jedem Fall gilt es, die demokratische Legitimation der EU zu stärken – und vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.

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