Kurioses WahrzeichenDie „So-da-Brücke“ in Euskirchen wird nicht abgerissen

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Die So-da-Brücke steht in einem Feld bei Euskirchen. Sie wurde 1976 gebaut. Die Straße, die darüberführen soll, gibt es aber bis heute nicht.

Ein Brücklein steht im Felde: Die Euskirchener „So-da-Brücke“ macht bereits seit 1976 ihrem Namen alle Ehre.

Der Abriss der „So-da-Brücke“ bei Euskirchen würde nach Einschätzung des Landesbetriebs Straßen eine Million Euro kosten.

Alle paar Jahre wird sie mal wieder in Erinnerung gebracht: die „So-da-Brücke“ in Euskirchen. Die ihren Namen dem Umstand verdankt, dass sie seit Jahrzehnten nur einen Zweck erfüllt: Sie steht so da herum in der Landschaft und wartet – wie die Politik in Euskirchen – auf eine neue Straße.

2021 monierte der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch das 1976 für 460.000 Euro errichtete Bauwerk, das Teil der Autobahn 56 nach Bonn sein sollte. Doch im Gegensatz zur Brücke wurde die Autobahn bekanntlich nie gebaut. Eine Klage gegen den Streckenverlauf der Autobahn machte dem Vorhaben den Garaus.

„Teure Lachnummern“ in Euskirchen und Castrop-Rauxel

Wobei die „So-da-Brücke“ im Land kein echtes Alleinstellungsmerkmal für Euskirchen darstellt. In Castrop-Rauxel gibt es seit 40 Jahren ebenfalls eine „So-da-Brücke“, die Teil einer Ortsumgehung sein soll, die bisher nicht gebaut wurde und vom Bund der Steuerzahler 2021 gemeinsam mit ihrer Euskirchener Kollegin als „teure Lachnummer“ eingestuft wurde.

Jetzt brachte der AfD-Landtagsabgeordnete Klaus Esser mit der kleinen Anfrage 2942 „Wann wird endlich ein Schlussstrich gezogen?“ im Landtag die „So-da-Brücke“ wieder mal ins Gespräch, weil ihr Erhalt Steuergeld verschwende und das Bauwerk die Landschaft verschandele. Seit 46 Jahren, so monierte Esser, müsse der Landesbetrieb Straßenbau NRW jährlich zwischen 800 und 1200 Euro für das Bauwerk ohne Funktion ausgeben.

Abriss der Brücke würde bis zu einer Million Euro kosten 

Die Kosten für Erhalt und Bauwerkspflege der „So-da-Brücke“, die seit der Bauwerksabnahme am 11. März 1977 angefallen sind, bezifferte das NRW-Verkehrsministerium in der Antwort an Esser mit von Straßen NRW geschätzten 50.000 Euro.

In einer ganz anderen Größenordnung läge hingegen ein Abriss der Brücke. Die Abbruchkosten schätzt der Landesbetrieb Straßenbau auf bis zu eine Million Euro. Insofern erklärt sich die lakonische Kurzantwort des Landes auf die Frage des Abgeordneten, wie viele Jahre die „So-da-Brücke“ noch vom Land erhalten werden solle: „Es besteht aktuell kein Anlass für einen Abriss.“

Auf die B56n warten die Euskirchener auch seit Jahren

Eine Rolle spielen könnte die Brücke tatsächlich noch, sollte es zum Bau der B56n kommen. Die ist als Nordumgehung für die Kreisstadt vom Euskirchener Stadtrat erhofft und erwünscht, da sie den innerstädtischen Verkehr stark entlasten würde.

Die Entwurfsplanung gibt es seit 2014. Die B56n soll eine Verbindung zwischen dem Zülpicher Autobahnzubringer an die A1 und dem Industriepark am Silberberg sowie der LEP-6-Fläche zwischen Weilerswist und Euskirchen schaffen. Mit der bereits fertiggestellten B 56 bei Düren und der L 210 in Richtung Heimerzheim würden durch die Euskirchener Nordumgehung auch die A4 und die A61 miteinander verbunden.

Laut Bundesverkehrswegeplan 2030 soll der 7,1 Kilometer lange zweispurige Ausbau 33,8 Millionen Euro kosten – wenn er angesichts allgemein gestiegener Baukosten noch für diese Summe zu haben ist. Ob die „So-da-Brücke“ trotz ihres guten Erhaltungszustands bei der B56n überhaupt eine Rolle spielen kann, sei dahingestellt. Sie wurde seinerzeit für andere Achslasten von Lastwagen berechnet.

Die Brücke ist auch auf dem BAP-Cover von „Aff un zo“ verewigt

Die Antwort der Landesregierung auf Essers Anfrage nach den Realisierungschancen hinsichtlich der Trassenführung der B56n im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans macht aber deutlich, dass die „So-da-Brücke“ voraussichtlich noch lange Zeit nur so da stehen wird. „Die B56 Ortsumgehung Euskirchen“, so das NRW-Verkehrsministerium, „ist im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen in der Kategorie ,Weiterer Bedarf mit Planungsrecht' eingestuft. Das Arbeitsprogramm zum Masterplan zur Umsetzung des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen beschränkt sich auf Maßnahmen des vordringlichen Bedarfs.“

Und dementsprechend, so das Ministerium abschließend, „besteht im Rahmen des Bedarfsplanes für die Bundesfernstraßen kurz- bis mittelfristig keine Aussicht auf eine Realisierung.“

Zeit genug also für die „So-da-Brücke“, weiter ihre Dienste als besonderer Anlaufpunkt für Geocacher oder Höhenretter der Feuerwehr und des THW zu erfüllen. Und, wer weiß, vielleicht auch noch mal als Location für ein Event wie am 15. Juni 2001 zu dienen, als Wolfgang Niedecken mit der Kölner Band BAP dort vor 1500 Fans ein Konzert veranstaltete. Seitdem ziert die „So-da-Brücke“ übrigens das Cover der BAP-CD „Aff un zo“.

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