Kölner SilvesternachtWegen Beleidigung und Widerstand gegen Polizeibeamte vor Gericht

Lesezeit 2 Minuten
Polizisten am Kölner Hauptbahnhof

Polizisten am Kölner Hauptbahnhof

Köln – Die Eskalation habe sich „klipp und klar angebahnt“. Raketen seien „gezielt in die Menschenmenge geschossen“ worden. Menschen, die sich hilfesuchend an die Polizei gewendet hätten, seien abgewiesen worden. Empört schilderte gestern ein 25-jähriger Frankfurter seine Eindrücke der Silvesternacht am Hauptbahnhof.

Doch der Mann aus der Mainmetropole war kein Zeuge der Diebstähle und Übergriffe auf Frauen zum Jahreswechsel, sondern selbst Angeklagter. Wegen Beleidigung und Widerstands gegen Polizeibeamte musste er sich vor dem Amtsgericht verantworten. Die Anklage legte ihm zur Last, Polizisten, die nach der Räumung des Vorplatzes am Hauptbahnhof eine Kette zur Trankgasse gebildet hatten, als „Hurensöhne“ beleidigt zu haben. Zudem wurde ihm eine Widerstandshandlung bei der Feststellung der Personalien vorgeworfen.

„Ein kollektives Versagen der Kölner Polizei“

Unumwunden gab der Mann die Beleidigung zu und entschuldigte sich. Doch die Sache hatte eine Vorgeschichte, erklärte der Angeklagte. Bevor er die Beleidigungen ausstieß, habe er sich hilfesuchend an die Beamten gewendet und sie aufgefordert, gegen den „Mob“ auf dem Vorplatz vorzugehen und die zahllosen verängstigten Menschen zu schützen. Doch er sei wieder und wieder nur abgewiesen worden. „Das war ein kollektives Versagen der Kölner Polizei. Da konnte ich mich leider nicht mehr bremsen“, sagte er.

Als die Polizisten dann seine Personalien kontrollieren wollten, weigerte der Angeklagte sich, seinen Ausweis vorzuzeigen. Stattdessen habe er „wild gestikulierend“ vor ihm gestanden, sagte ein Polizist (27) aus. Er habe das als Bedrohung begriffen und den Angeklagten fixiert. Anschließend verbrachte der Angeklagte sieben Stunden in Polizeigewahrsam, „wo ich von Zelle zu Zelle geschleppt wurde und an Händen und Füßen auf dem Boden gefesselt wurde“, regte sich der Frankfurter noch nachträglich auf.

Das sei gegen jede Verhältnismäßigkeit gewesen, unterstrich sein Anwalt. Er ging die Beamten scharf an: „Da wurden 700 Frauen sexuell genötigt, aber davon haben sie nichts mitgekriegt.“ Dennoch wurde der Silvestertäter der anderen Art zu einer Geldstrafe von 400 Euro verurteilt. In den Augen des Angeklagten ein „Skandal“.

Rundschau abonnieren