Für den 14-jährigen Calvin Cremer war der Bankdrückwettbewerb in der JVA Euskirchen der erste Wettkampf dieser Art. Er „pumpte“ sogar persönliche Bestleistung.
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Euskirchen – Die Muskeln sind so stark angespannt, dass sogar die Adern zu platzen drohen. Noch einmal tief Luft holen. Volle Konzentration. Und dann auf Kommando alles geben, die 200 Kilogramm von der Brust wegdrücken, bis die Stange wieder in der Halterung liegt. Beim Bankdrückwettbewerb der Justizvollzugsanstalt (JVA) Euskirchen ließen Häftlinge, Beamte und einige Gäste mal so richtig die Muskeln spielen.
Für den 14-jährigen Calvin Cremer war es der erste Wettbewerb dieser Art überhaupt. „Ansonsten boxt er nur. Aber wir hatten eine kurzfristige Absage, und dann ist er eingesprungen“, sagte sein Vater Ingo. Der 41-jährige Euskirchener wurde vor einigen Monaten in der Nähe von Heidelberg Europameister im Bankdrücken. Der Justizvollzugsbeamte setzte sogar noch einen drauf: Er verbesserte in Heidelberg den Weltrekord in seiner Gewichtsklasse auf 142,5 Kilo. Derzeit ist Trainingspause. Erst im kommenden Jahr will er wieder richtig angreifen.
Olympische Spiele der Polizeien
Der Grund: Im August fliegt der Euskirchener zu den World-Police-and-Fire-Games nach Los Angeles – eine Art Olympische Spiele für die Angehörigen der Polizeien (Bundes- und Landespolizei), des Justizvollzugsdiensts, des Zolls und der Berufsfeuerwehren, die alle zwei Jahre stattfinden. „Ich bin nach der Europameisterschaft in ein Loch gefallen.
Ich war einfach platt und habe die Pause gebraucht“, so Cremer. Sein Sohn steigt mit 45 Kilogramm in den Wettkampf ein, an dem insgesamt sechs Mannschaften mit je vier Startern teilnehmen. Für den 60 Kilo schweren Jugendlichen ist das Gewicht kein Problem. Praktisch zum Aufwärmen „pumpt“ er die 20 Kilo schwere Stange plus Gewichten wieder nach oben. Drei Versuche hatten die Teilnehmer für das jeweilige Gewicht. Waren sie bei einem Gewicht erfolgreich, konnten sie danach beim Wettkampfleiter angeben, wie viel Kilogramm beim nächsten Mal aufgelegt werden sollten.
Andy Dörner als Wettkampfleiter
Der Wettkampfleiter war nicht irgendwer. Es war Andy Dörner, der unter den Sportlern als Profi durchgeht, obwohl er bei der Polizei das Geld für seine Eiweißdrinks verdient. „Mein Rekord sind 300 Kilo im Bankdrücken“, sagt der 136-Kilo-Muskelmann, der nach eigener Aussage in seiner Anfangszeit sechsmal pro Woche im Fitnessstudio war. Heute seien es nur noch drei- bis viermal. „Ich werde nicht jünger und mache heute mehr mit Erfahrung“, erklärt er. Er könne den Sportlern nur empfehlen, nicht einfach drauf los zu pumpen.
„Die Technik ist ein ganz wichtiger Faktor. Natürlich spielt Kraft eine Rolle, aber wer nach vorne kommen will, braucht eine gesunde Mischung aus Kraft und Technik“, erklärt Dörner. Im Erlenhof demonstriert er an diesem Tag nicht sein Können, gibt aber gerne Tipps – auch an die Gefangenen.
Resozialisierungsprogramm „Kraft gegen Gewalt“
Die stellen eine eigene Mannschaft und wollen es den Beamten der JVA mal zeigen. „Sie sind richtig heiß und haben in den vergangenen Wochen unglaublich hart trainiert“, sagt Ingo Cremer, der in der Justizvollzugsanstalt das Resozialisierungsprogramm „Kraft gegen Gewalt“ ins Leben gerufen hat.
Beim Wettkampf werden am Ende alle Maximalgewichte der Sportler einer Mannschaft zusammenaddiert. Damit allerdings auch die Teams mit Sportlern eine Chance haben, die nicht so kräftig sind oder Frauen in ihren Reihen haben, gibt es eine Punktetabelle. „Ein Sportler, der 52 Kilo wiegt, erhält danach 1,0016 Punkte pro gedrücktes Gewicht. Ein Sportler, der 135 Kilo wiegt, nur 0,56. So ist gewährleistet, dass jedes Team Chancen hat“, erklärt Dörner. Am Ende eines spannenden Wettkampfs setzt sich das Team der Gefangenen durch, die mit Mohammad A. auch den stärksten Mann des Tages stellten. Mohammad drückte 195 Kilo nach oben.
