Ein erstes Projekt in Bergisch Gladbach soll auch schon zeitnah umgesetzt werden.
Genossenschaft in GründungDas sind die Pläne für die „BürgerEnergie“ in Bergisch Gladbach
Erneuerbare Energien in Bürgerhand – das haben sich die Klimafreunde Rhein-Berg vorgenommen. Am Mittwochabend stellten sie die Bürger-Energiegenossenschaft „BürgerEnergie Bergisch Gladbach“ im Ratssaal Bensberg vor. Die Veranstaltung war ausgebucht, viele Interessenten mussten vor dem Rathaus warten und hoffen, dass noch Plätze frei werden.
Die Genossenschaft soll das Ziel verfolgen, Photovoltaik (PV)-Anlagen auf öffentlichen Dächer zu installieren und hat dabei volle Unterstützung von Bürgermeister Frank Stein: „Ich bin froh und stolz, Bürgermeister einer Stadt zu sein, die sowas auf die Beine stellt“ lobte er das Vorhaben. Inzwischen habe der Stadtrat beschlossen, dass die Stadt einen Anteil an der Bürger-Energiegenossenschaft erwerben solle.
Dadurch kann sie der Genossenschaft ohne komplizierte Ausschreibungen öffentliche Dächer verpachten, sodass diese dort PV-Anlagen installieren kann. Noch ist die Genossenschaft „i.G.“, das heißt in Gründung. Die Satzung und den Businessplan habe man dem Genossenschaftsverband vorlegen müssen, die Prüfung würde etwa drei bis vier Monate dauern, erklärte Stefan Häusler aus dem Vorstand der Klimafreunde. Dann kann die „BürgerEnergie“ ins Genossenschaftsregister eingetragen werden.
Ein erstes Projekt soll dann zeitnah umgesetzt werden: Auf dem Dach der Sporthalle des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums soll eine Solaranlage für etwa 95.000 Euro installiert werden, Einsparpotenzial etwa 44 Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr. Der Vertrag zwischen Stadt und Genossenschaft zu Verpachtung der Fläche sei quasi unterschriftsreif, erklärten die Verantwortlichen. In Zukunft könne er mit kleinen Änderungen auch auf weitere Projekte angewendet werden. Zwischen 100 und 300 Euro Pacht werde die Genossenschaft an die Stadt zahlen müssen – pro Jahr.
Bergisch Gladbach: 187 Mitglieder für erstes Projekt nötig
Zur Finanzierung will sie vorerst auf eigene Mittel statt Fremdkapital setzen: Für das Projekt am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium wären dafür insgesamt 187 Mitglieder nötig, erklärte Stefan Häusler. Im Herbst soll die Solaranlage dann gebaut werden.
500 Euro kostet ein Anteil bei der Genossenschaft, hinzu kommen 50 Euro Eintrittsgeld. Das berechtigt den „Genossen“ dann zur demokratischen Mitbestimmung in der Vollversammlung der Genossenschaft, die zentrale Richtungsentscheidungen treffen soll. Der Vorstand der Genossenschaft wird alle fünf Jahre gewählt und arbeitet ehrenamtlich. Auch eine Dividende für die Mitglieder sei theoretisch möglich, vorrangig gehe es aber nicht um Gewinnmaximierung, sondern um Klimaschutz, betonten die Verantwortlichen.
Bürgermeister Frank Stein lobte das Konzept. Es ermögliche eine „günstige Verteilung beim Einsatz von Ressourcen“ - die Genossenschaft finanziert die Solaranlagen, die Stadt stellt ihre Dächer zur Verfügung. Langfristig denken die Verantwortlichen der Energiegenossenschaft über eine Zusammenarbeit mit den „Bürgerwerken“ nach – einem Zusammenschluss von etwa 100 Energiegenossenschaften.
So könnten die Genossen dann ihren eigenen, günstigen Strom nicht nur produzieren, sondern auch verbrauchen. Vorerst soll Ökostrom der „BürgerEnergie“ aber per Direkteinspeisung ins Stromnetz verkauft werden und so den Ausbau der Erneuerbaren Energien durch die Genossenschaft finanzieren.