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Nagelstudios und Barbiere boomenBergisch Gladbach verbessert sein Konzept für den Einzelhandel

Lesezeit 3 Minuten
Ein Barbier seift seinen Kunden ein.

Verstärkt siedeln sich Barbershops in den Innenstädten an. (Symbolfoto)

Im Vergleich zu anderen Städten ist der Rückgang der Einzelhändler in Bergisch Gladbach nicht ganz so drastisch.

Geschäfte kommen und gehen. Märkte werden geplant. Discounter wandern ab oder wollen erweitern. Beim Einzelhandel ist immer vieles im Fluss, nicht immer zum Besseren. In Zeiten des wachsenden Onlinehandels haben es die Händler vor Ort zunehmend schwer. Um Entwicklungen im Blick zu halten, wird in diesen Tagen das Einzelhandels- und Nahversorgungskonzept der Stadt aktualisiert.

Dass Online im Trend liegt, belegen die erhobenen Zahlen deutlich. 2014 gab es noch 690 Betriebe, die die Experten erfassten. 2021 waren es nur noch 614, was einem Rückgang von über zehn Prozent entspricht. Damit liegen die Gladbacher noch verhältnismäßig gut. In vergleichbaren Mittelzentren ging die Anzahl der Händler um bis zu 25 Prozent zurück. Viersen (minus 26 Prozent), Troisdorf (minus 25 Prozent) und Marl (minus 22 Prozent) haben besonders stark an Attraktivität eingebüßt.

Immer mehr Nagelstudios in Bergisch Gladbach

Noch ein Trend: Der inhabergeführte Einzelhandel, oft prägend für die Innenzentren, wird zunehmend durch neue Dienstleister verdrängt. Wer über die Hauptstraße spaziert, findet Nagelstudios und Barbershops, Tendenz steigend. Das könnte, so die Planer, der Beginn eines Abwärtsprozesses sein. Für den Stadtteil Bensberg verlief die Entwicklung positiv, ein singulärer Trend. Die Verkaufsflächen kletterten von 10.230 auf 12.090 Quadratmeter (plus 16 Prozent). In der Stadtmitte der gegenläufige Trend, von 46.110 ging es auf 33.790 Quadratmeter zurück (minus 26 Prozent).

Erklärt wird dies mit der Schließung des großen Geschäftshauses RheinBerg-Passage am Bahnhof. „Marktkauf“ und mehrere Geschäftslokal gab es dort, seit der Schließung steht das Geschäftshaus leer, Zukunft unklar. Auch die Grüne Ladenstraße war in den vergangenen Jahren immer ml wieder ein Sorgenkind, mit wechselnden Belegungen der Ladenlokale. Herkenrath und Heidkamp werden als geschwächte Nahversorgungszentren aufgeführt, Grund ist die Schließung der dortigen Supermärkte. Wenigstens für Heidkamp ist eine schnelle Lösung in Sicht, noch im Monat März wird Aldi Süd mit dem Neubau beginnen.

Kunden aus ganz Rhein-Berg anlocken

Geschaut wird im Konzept auch auf die Nachbarn: Aus welchen Kommunen kommen die Kunden? Odenthal, Rösrath und Overath spielen dabei eine Rolle, auch die nahen Kölner Stadtteile Brück und Dellbrück. Weitere Einflüsse gibt es nicht, von Siegburg, Leverkusen, Solingen oder Remscheid aus liegen die Gladbacher Angebote zu weit entfernt.

Als „großflächige Magnetbetriebe“ führend die Fachleute C&A auf, TK Maxx, H&M, das LoewenCenter und Peek&Cloppenburg, ergänzt durch die Inhaber-Fachgeschäfte, die besonders das Nebenzentrum Bensberg prägen. Mit dem Media Markt in der RheinBerg-Galerie habe das Hauptzentrum Stadtmitte wieder an Bedeutung gewonnen. Bei den großen Möbelhäusern spielten die Gladbacher allerdings eher in der zweiten Reihe. Die Kaufkraft fließt zu großen Teilen zu Möbelhäusern nach Rösrath (Höffner) und Köln ab. Der regionale Wettbewerb der Möbelhäuser sei intensiv, die Gladbacher Chancen im Bereich Möbel eher eingeschränkt.

Rundlauf für Bergisch Gladbachs Stadtmitte im Gespräch

Ideen für die Stadtmitte gibt es auch. Weil die Kunden meisten geradeaus von einem zum anderen Ende der Einkaufsstraße eilen, könnte ein Rundlauf Besserung bringen. Das Wort ist sonst nur von den Kirmessen in der Stadtmitte bekannt. Mit der Einbindung der Grünen Ladenstraße und des rückwärtigen Bereichs des Loewen-Centers könnte die Einkaufsstadt Bergisch Gladbach an Attraktivität gewinnen, auch die Rampenbauwerke an der Stationsstraße wirkten wenig einladend auf die Kundschaft, heißt es in der Studie der Fachleute.

Deutliche Defizite erkennen die Planer auch an der Straße An der Gohrsmühle. Die wenig einladenden Rückseiten von Gebäuden prägten hier das Bild. Die Fläche werde funktional als Parkplatz genutzt, in unterschiedlichen Qualitäten. Eine positive Visitenkarte sei dieser Bereich nur bedingt.

Angeregt wird eine bauliche Nachverdichtung der Grundstücke, eine hochwertige Umgestaltung der „Raumkanten“ an der Gohrsmühle und eine gemeinsame Neustrukturierung der Stellplatzsituation. Für die Zukunft wird empfohlen, Sortimentslücken zu schließen, Nischensortimente anzusiedeln und auch neue Angebotsformen zu entwickeln.