Westwall: „Siegfried-Linie“ als Wanderweg

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Kreis Euskirchen - Die Eifel lag seit der Römerzeit nicht am „Rande der Geschichte“, sondern mitten drin.

Davon zeugen die früheren Heerstraßen (Römerstraßen) von Köln nach Trier und Reims. Im vergangenen Jahrhundert zogen die braunen Machthaber ein Bauwerk durch die Eifel, das noch heute Zeugnis von Krieg und Elend gibt: der Westwall, auch „Siegfried-Linie“ genannt.

Doch mit der Versöhnung über Grenzen hinweg erlangt die frühere Verteidigungslinie, die sich teils als doppelter Wall aus Beton und Eisen über die Eifeler Höhen hinzog und noch hinzieht, eine andere Bedeutung: Als „Weg der Erinnerung“ und Mahnung für die Menschen, als Biotop und Rückzugsgebiet von hohem Wert für Tiere und Pflanzen.

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Der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn / Eifel richtete einen ersten Teil der Siegfried-Linie im Gebiet des „Schwarzer Mann“ (zwischen Losheim und Prüm) als Wanderweg ein, der sich hoher Beliebtheit erfreut.

Den „Westwallwanderweg“ erreicht man am besten über die B 265. Zum Einstieg auf die etwa 6,5 km lange und leichte Wanderstrecke, für die man drei Stunden einplanen sollte, eignet sich das Blockhaus „Schwarzer Mann“.

Zehn Bunker auf 3,5 Kilometern

folgt dem Schneifelhöhenweg bis zum „Tranchotstein“, benannt nach Jean Joseph Tranchot, der von Napoleon mit der Vermessung der linken Rheinlande beauftragt wurde.

Auf dem „Bunkerweg“ reihen sich auf etwa 3,5 Kilometern auf der ehemaligen Verteidigungslinie zehn Bunker unterschiedlicher Bauweise und Nutzungsart aneinander, die inzwischen zum großen Teil gesprengt wurden und nur noch Ruinen gleichen.

Im Bereich der Schneifel errichteten die Nazis von 1938 bis 1940 rund 170 Bunkeranlagen und 35 Kilometer Höckerlinie. Eifelverein, Naturpark und andere Naturschutzorganisationen sowie die Denkmalpflege wehren sich vehement gegen eine weitere Zerstörung der Anlagen, um sie als Kulturdenkmäler zu erhalten. In Rheinland-Pfalz sollen die verbliebenen Anlagen als Strecken- oder Flächendenkmäler ausgewiesen werden.

Neue Heimat für Pflanzen und Tiere

Eine besondere Bedeutung kommt den Bunkeranlagen aus der Sicht des Naturschutzes zu. Zahlreiche Pflanzen und Tiere haben hier eine neue Heimat gefunden. Bei 101 untersuchten Anlagen waren 48 vom Dachs und elf von der seltenen und scheuen Wildkatze bewohnt.

Fledermäuse, Molche und viele Kleinsäuger bevölkern heute die Bauten. Kalk liebende Flechten und Moose haben von Betonflächen Besitz ergriffen, darunter das seltene Schleichers Zwischenzahnmoos, das nur in Bunkeranlagen vorkommt.

Eine Besonderheit stellt der Bunker S 13 dar. Er ist bis zum Rand mit Wasser gefüllt und bietet einen idealen Lebensraum vor allem für Lurche, Frösche und Wasserinsekten.

Auf die Führungen des Naturparks lohnt es sich ob der Fülle der Informationen zurückzugreifen. Tel. (0 65 51) 98 57 55, Email: NP.Nordeifel.

Pruem@t-online.de

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