Burg FlamersheimEuskirchener Spitzenrestaurant begeistert mit Gourmet-Festival

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Die drei Köche und die Köchin stehen im Halbkreis und richten Teller mit dem Gruß aus der Küche an.

Mit Konzentration und Präzision bei der Sache: Achim Dederichs (v.l.), Filip Czmok, Heiko Nieder und Jeslyn Teoh lassen den Gruß aus der Küche auch zum Augenschmaus werden.

Das Festival auf der Burg bringt Sterne-Köche und Liebhaber gehobener Küche zusammen. Am Freitag lautet das Motto „Franken trifft Eifel“.

Blättchen von Sauerklee und Pimpinelle wechseln sich wie zufällig mit Blüten von Kornblumen und Veilchen ab. Dazwischen recken kleine Pilze ihre Köpfchen zwischen Wildkräutern hervor, hier und da runden winzige Brioche-Chips das kunstvolle Bild ab. „Kaninchen von Lapinchen“ nennt sich die harmonisch abgestimmte Komposition, die mit Tatar, Miso und grüner Tomate nicht nur für das Auge, sondern vor allem für die Geschmackssensoren ein Fest der Sinne werden sollte.

Das Gericht trägt die Handschrift von Heiko Nieder, der mit Filip Czmok den Auftakt des  Eifel-Gourmet-Festivals in der Landlust Flamersheim gestaltete. „Wenn der Lehrer mit dem Schüler…“ lautete das Motto des Abends, an dem zwei Sterne aus Zürich mit einem Stern aus Flamersheim den etwa 30 Gästen kulinarische Glanzstücke servierten. Dass Zwei-Sterne-Koch Nieder, der für seine erlesenen Schöpfungen im Züricher „The Restaurant“ wiederholt ausgezeichnet wurde, einst der Lehrmeister des Sterne-Kochs Czmok war, davon war in der Küche nichts zu spüren.

Der Küchenchef des Flamersheimer Spitzenrestaurants war aufgeregt

Konzentriert, routiniert und präzise auf den Punkt waren beide Hand in Hand mit ihrer Kochkunst am Werk. „Ein bisschen aufgeregt bin ich trotzdem“, gab Czmok, Küchenchef im Gourmet-Restaurant „Bembergs Häuschen“ in Flamersheim, zu. „Heiko ist und bleibt der Chef.“ Die Hochachtung vor der Leistung des anderen beruht auf Gegenseitigkeit. „Ich freue mich zu sehen, wie gut es Filip in Flamersheim geht. Was er hier in sechs Jahren geleistet hat, ist sensationell und großartig“, lobte Nieder seinen einstigen Schüler und ergänzte: „In unserem Beruf lernt man nie aus. Es ist wichtig, das Besondere nicht aus den Augen zu verlieren.“

Das Gericht in einer Nahaufnahme.

Ein Meisterwerk für alle Sinne war die Komposition „Kaninchen von Lapinchen“ mit Wildkräutern, eingelegten Pilzen, Miso und grüner Tomate.

Der 51-Jährige, der bereits tags zuvor mit seinem Team aus der Schweiz angereist war, und Czmok steuerten zu dem Sechs-Gänge-Menü je drei Gerichte und einen Gruß aus der Küche bei. „Wir wechseln uns ab. Im Vorfeld haben wir uns abgestimmt, damit keine Dopplungen vorkommen und das Menü ein harmonisches Bild und einen roten Faden liefert“, erklärte Küchenchef Czmok. „Letztlich geht es immer um Ernährung. Doch die Gäste sollen auf Burg Flamersheim einen schönen Abend und Ablenkung vom Alltag haben.“

Die Sterne-Köche und Weggefährten von früher arbeiteten Hand in Hand

Um Skrei, Kaisergranat und „Makrele Bloody Mary“ mit Perfektion und Vollkommenheit auf Teller und in Schalen zu bekommen, waren neben den Teams der beiden Köche auch Weggefährten am Start. „Ich bin zum Helfen gekommen, aber auch einfach zum Genießen“, erzählte Achim Dederichs, während er gekonnt den Kreationen den letzten Schliff gab. Czmok hatte bei dem 54-jährigen Troisdorfer seine Kochausbildung absolviert, bevor er auf seinem Weg zum Sternekoch Schüler bei Nieder wurde.

Irgendeine berufliche Verbindung hatte an diesem Abend in der Küche jeder mit jedem – mal Schüler, mal Lehrer, mal gemeinsame Zeiten während der Ausbildung. Celina Stranz, die Tatar in die richtige Form brachte, absolvierte bei Czmok ihre Ausbildung und arbeitet nun als Köchin im „Bembergs Häuschen“. Jeslyn Teoh, die mit der Pinzette störrische Wildkräuter und Blüten in die richtige Position verwies, ist Sous-Chefin bei Nieder und kennt Czmok aus gemeinsamer Lehrzeit.

Die Köche wirkten in Flamersheim wie eine große Familie

Vereint standen die Akteure um den großen Tisch, die vielen Teller in Reih und Glied vor sich. Jeder trug souverän, konzentriert und mit gekonnter Fingerfertigkeit seinen Teil bei, ohne sich in die Quere zu kommen. Die Ruhe, die Art des Umgangs miteinander, die Herzlichkeit – das alles ergab das Bild einer großen Familie. „Die wichtigsten Leute hier – das ist sowieso das Team“, bestätigte Czmok, dessen kulinarische Handschrift ungewöhnliche Bestandteile miteinander kombiniert.

Rehtatar mit Aal, Schabziger Käse aus der Schweiz und eine Soße aus gegrilltem Salat als „Gruß aus der Küche“ mögen den einen oder anderen zunächst nachdenklich gestimmt haben. „Manches hört sich vielleicht gewagt an, die einzelnen Komponenten ergeben jedoch eine gute Harmonie und Symbiose“, steuerte Oliver Röder dazu bei.

Der Patron der Landlust Burg Flamersheim hat das Eifel-Gourmet-Festival einst ins Leben gerufen. „Wir waren damals neu auf dem Markt und wollten eine Woche lang Euskirchen zum Hotspot der kulinarischen Höhepunkte machen“, erinnert sich der 40-Jährige an die Anfänge des Events und zeigt sich froh darüber, dass es nach coronabedingter Pause nun eine Neuauflage gibt.

Eine Teilnehmerin aus Arloff schwärmte: „Eine wahre Geschmacksexplosion“ 

So ging es auch Sandra Larmann, die sich als treue Teilnehmerin des Eifel-Gourmet-Festivals auf ein spannendes Erlebnis von Aromen freute. Die 49-Jährige, die als Lieferantin der Blumendekorationen irgendwie auch zu dieser großen Familie gehört, wurde nicht enttäuscht. „Das Menü ist eine wahre Geschmacksexplosion“, zeigte die Arlofferin ganz offen ihre Begeisterung.

„Die Rezepturen entstehen im Kopf“, verriet Nieder über den Entwicklungsprozess seiner Kreationen. „Man weiß genau, was passt oder was nicht passt. Ähnlich einem Komponisten, der Note für Note zu einer stimmigen Melodie aufs Papier bringt, trägt man die einzelnen Komponenten zusammen.“ Dabei spielen für Nieder auch die Verfügbarkeit der Zutaten und natürlich der Gast, der mit dem Ergebnis nicht überfordert werden darf, entscheidende Rollen.

Katharina Röder, die als Sommelière des Hauses zum Menü der Sterne-Köche die Wein-Begleitung verantwortete, erinnerte während des rundum gelungenen Abends der lukullischen Raffinessen ganz nebenbei daran, dass die Landlust Burg Flamersheim Geburtstag feiert. Vor 13 Jahren hatten sie, ihr Mann Oliver Röder und Hausherr Johannes von Bemberg den Grundstein für das vielfältige und außergewöhnliche kulinarische Highlight in der Eifel gelegt, das neben dem Gourmet-Restaurant „Bembergs Häuschen“ mit „Eiflers Zeiten“ auch ein bodenständiges Gasthaus bietet.


Küchenparty mit acht Gourmet-Köchen

Zur sechsten Auflage des kulinarischen Events wurden für die insgesamt fünf Veranstaltungen befreundete Gastköche und Winzer eingeladen. Neben der Auftaktveranstaltung „Wenn der Lehrer mit dem Schüler…“ stand mit „Chef's Table“ ein Abend mit drei Elementen auf dem Plan: Erstens die beiden Landlust-Spitzenköche Oliver Röder und Filip Czmok, zweitens die großen Weine und drittens die kleine, feine Ein-Abend-bei-Freunden-Atmosphäre.

Für „Franken trifft Eifel“ an diesem Freitag, 15. März, hat die Landlust Burg Flamersheim die besten fränkischen Genussbotschafter eingeladen: Tobias Bätz, den Küchenchef des „Restaurant Alexander Herrmann“, und das Weingut Rudolf Fürst aus Bürgstadt. Wer am Samstag, 16. März, zu Gast in Flamersheim ist, erlebt ein weiteres Aufeinandertreffen zweier Spitzenköche. Dann heißt es: „Von wegen ,Kitchen Impossible'“. Denn an diesem Abend ist in der Küche alles möglich. Landlust-Patron Oliver Röder trifft auf seinen Freund Alexander Wulf, einen Spitzenkoch mit russischen Wurzeln, der schon bei Tim Mälzers „Kitchen Impossible“ beeindruckend abgeliefert hat.

Zum Abschluss am Sonntag, 17. März, steht erneut die legendäre Küchenparty auf dem Programm. Schließlich finden die besten Feiern immer in der Küche statt. Acht Gourmet-Köche laden die Festival-Gäste auf ihre Genuss-Inseln ein.

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