Telefonaktion der Rundschau-AltenhilfeHier können Rentner Hilfe im Alltag finden

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Köln, RSK, Altenhilfe Telefonaktion

Expertinnen und Experten im Gespräch: Stephan Hauser, Christof Wild, Gregor Pischke, Iris Dockter-Kausen und Elisabeth Igelmund-Schmidt. (v.l.)Foto:Nabil Hanano

Fünf Experten und Expertinnen haben den Rundschau-Lesern mit Rat zur Seite gestanden. Wir geben einen Überblick über die Themen, die für die älteren Menschen dabei im Zentrum standen.

Der erste Anrufer war etwas zu früh. Um sechs Uhr morgens waren die Leitungen der Telefonaktion von der Rundschau-Altenhilfe noch nicht freigeschaltet. Als es dann aber um 10 Uhr losgeht, klingeln die Telefone der fünf Expertinnen und Experten bald nahezu gleichzeitig. Sie sind an diesem Morgen für zwei Stunden die Ansprechpartner für die Fragen der Seniorinnen und Senioren rund um das Thema „Wo bekomme ich Hilfe?“

Als Stephan Hauser, Seniorenberater bei der Caritas Köln, den Hörer auflegt, ruft er einmal über den Tisch zu Iris Dockter-Kausen, die als Wohnberaterin von „wohn mobil“ bei der Telefonaktion mitmacht. „Hast du eine Wohnung? Behindertengerecht und ebenerdig?“ Dockter-Kausen schnauft kurz. „Leider nein“, sagt sie dann. „Die kann ich so spontan nicht auftreiben.“ Der Wohnungsmangel sei besonders für Senioren ein Problem, sagt Hauser dann. Es gebe fast keine bezahlbaren, behindertengerechten Wohnungen in Köln. „Manchmal hat man aber Glück und es ist etwas frei.“ Etwa, wenn man bei der Seniorenberatung nachfragt. In der Regel seien Senioren-Wohnanlagen schon voll besetzt, „aber manchmal spielt eben auch der Zufall eine Rolle und dann klappt es doch.“

Bürokratie bleibt für viele Senioren eine Hürde

Manchmal reicht auch schon ein offenes Ohr, wie eine Anruferin der Seniorenberaterin von PariSozial Elisabeth Igelmund-Schmidt erzählt. Sie fühle sich einsam und könne ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Ihre Frage: „Wo finde ich eine Gesprächspartnerin?“ Igelmund-Schmidt weiß Rat und vermittelt die Frau an die Seniorenberatung in ihrer Region. Über die können oft Gesprächsangebote vermittelt werden, sagt Igelmund-Schmidt. Einer anderen Anruferin, die nach dem Tod ihres Mannes nach Freizeit-Aktionen mit anderen Senioren sucht, verweist sie an das Seniorenbüro und ein Seniorennetzwerk. „Die bieten manchmal auch Wanderungen an.“

Dass man viele Antworten auf ihre Fragen vor allem online findet, stört an diesem Morgen einige Anrufer. Sie fühlen sich diskriminiert, weil sie keine Möglichkeit haben, an wichtige Informationen zu kommen. Ein Mann erzählt, er habe kürzlich vier Stunden lang versucht, seinen Arzt zu erreichen. „Heute funktioniert viel Organisation von Arztbesuchen über digitale Anwendungen wie Doctolib“, erklärt Christof Wild. „Die analoge Teilhabe ist für Ältere kaum möglich.“

Hilfe beim Umgang mit den Neuen Medien

Oder wird durch die äußeren Umstände erschwert, wie es eine 78-jährige Anruferin schildert. Sie meldet sich, weil sie Hilfe beim Umgang mit dem PC und Tablet braucht. Einen Computer-Kurs musste sie durch die Pandemie wieder abbrechen. Seitdem hat sie den Anschluss verloren. Sie kann nicht, wie Experte Hauser es dann tut, kurz im Internet recherchieren, wo sie Hilfe findet. Er leitet sie an die Arbeiter-Wohlfahrt in ihrer Region weiter, die Senioren beim Umgang mit Laptop und Internet helfen.

Vielen steht aber auch die Bürokratie im Weg. Wenn es um die sogenannten Entlastungsleistungen geht, etwa. Pflegebedürftige haben einen Anspruch auf einen Entlastungsbetrag in Höhe von bis zu 125 Euro. Der kann für „qualitätsgesicherte Leistungen zur Entlastung pflegender Angehöriger und vergleichbar Nahestehender in ihrer Eigenschaft als Pflegende sowie zur Förderung der Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit der Pflegebedürftigen bei der Gestaltung ihres Alltags“ genutzt werden, schreibt das Bundesministerium für Gesundheit auf seiner Website.

Etwas weniger kryptisch beschreibt es eine Anruferin, die mit Stephan Hauser spricht. Die würde ihren Entlastungsbetrag gerne nutzen, um einem Nachbarn, etwas für die seine Hilfe im Haushalt zu bezahlen. Das geht aber nicht, weil der keinen Pflegekurs gemacht hat. Den müssen ehrenamtliche Helfer nämlich zwingend absolvieren. Das erschwert die Nutzung des Entlastungsbeitrags und somit den Alltag älterer Menschen. Viele sind wütend. Oder wie es eine 81-jährige Anruferin beschreibt: „Da kocht es bei mir oben im Stübchen.“

Was, wenn die Energiepauschale nicht ankommt?

Für andere Fragen haben die Experten ganz konkrete Antworten. Ein Anrufer sagt, er habe als Rentner die Energie-Pauschale nicht erhalten und möchte wissen, was er tun kann. Elisabeth Igelmund-Schmid rät ihm, sich mit seiner Versicherungsnummer bei der Rentenstelle zu melden und dort nachzufragen. Ein anderer Anrufer organisiert ehrenamtlich einen Senioren-Nachmittag, den aber einige Senioren nicht besuchen können, weil sie körperlich eingeschränkt sind. Er möchte wissen, wie er an einen kostenlosen Fahrdienst kommt. Einen direkten Dienst können die Experten zwar nicht vermitteln, verweisen aber für eine finanzielle Unterstützung an die Rundschau-Altenhilfe.

Ein Herr, dessen Pflegedienst ihm wegen Personalmangels gekündigt hat, möchte wissen, wie er an einen neuen Pflegedienst kommt. Die Experten verweisen ihn an ein Seniorenbüro. Er kann außerdem bei der Pflegekasse anrufen und dort eine Liste der Dienste anfordern. Ein anderer Mann fragt Iris Dockter-Kausen, wen er ansprechen kann, wenn er von seinem Nachbarn terrorisiert wird. Sie vermittelt ihn an die zuständige Seniorenvertretung.

Auch weiterführende Hilfe wurde vermittelt

Mit einem Problem, das Gregor Pischke von seinem Alltag als Seniorenarbeiter bei der Caritas kennt, ist er auch an diesem Morgen konfrontiert. Eine Person ruft an und spricht von psychischen Problemen. Recht bald wird deutlich: Ihre ganze Wohnung ist voller Müll. „Das passiert häufig“, sagt Pischke. „Oft kommen die Menschen etwa nach einem Schicksalsschlag nicht mehr auf die Beine. Meistens stellen dann die Angehörigen fest, dass etwas nicht stimmt.“ Zwar seien die Möglichkeiten der direkten Hilfe begrenzt, doch Pischke kann den Menschen an diesem Morgen doch noch an die richtige Anlaufstelle vermitteln. Es ist in jedem Fall hilfreich, sich an eine Seniorenberatung zu wenden.“


Hilfe für Seniorinnen und Senioren

Beim Beratungstelefon für Senioren und Menschen mit Behinderung der Stadt Köln gibt es Information und Beratung zu Pflege, Hilfe zu Hause, Bildung, Begegnung, Freizeitgestaltung, Pflege, Wohnen, Geld und Arbeit unter: 0221 221 27400


Manchmal ist der Weg zur Hilfe an diesem Morgen aber auch nur einen Meter entfernt. Ein Mann (86), der Christof Wild von Der Paritätische fragt, wie er nach einer Fußoperation und einer Wohnung im ersten Stock Hilfe bekommen kann, wird direkt an Stephan Hauser von der Caritas vermittelt. Der sitzt praktischerweise direkt nebenan.

Ganz im Gegensatz zur ärztlichen Versorgung auf dem Land, wie es ein Anrufer schildert. Er habe keine andere Option, als mit dem Auto zum nächsten Arzt gefahren. „Wir als Senioren werden von der Politik bevormundet, wenn es heißt, unsere Fahrtüchtigkeit soll ab einem bestimmten Alter nochmal überprüft werden.“ In dem Fall verweist in Christof Wild an die Stadtarbeitsgemeinschaft. „Das ist dann eher eine Sache für die Politik.“

Als die Telefone gegen 12 Uhr aufhören zu klingeln, sind sich die Experten einig: „Das war sehr kurzweilig.“ Viele Anrufer haben sich für die Aktion bedankt, da es sonst für sie schwierig ist, gezielt Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. „Sowas sollte man öfter machen“, sagt Iris Dockter-Kausen.

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