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EnergiewendeDas weltweit höchste Windrad könnte bei Bedburg am Tagebau entstehen

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Zu sehen ist der weltweit höchste Windmessmast, der am Tagebau Garzweiler auf dem Jüchener Stadtgebiet steht.

Am Tagebau Garzweiler steht bereits der weltweit höchste Windmessmast. Es gibt Überlegungen, hier auch das höchste Windrad der Welt zu errichten.

Der weltweit höchste Windmessmast steht bereits auf Jüchener Stadtgebiet, ein gigantisches Windrad könnte folgen.

In Jüchen greift man nach den Sternen. Bedburgs Nachbarstadt ist seit vorigem Jahr Standort für den weltweit höchsten Windmessmast. Am Tagebau Garzweiler strebt das Konstrukt in den Himmel, mit einer Höhe von 300 Metern ist es nur rund 30 Meter niedriger als der Eiffelturm und fast doppelt so hoch wie der Kölner Dom (157 Meter).

Vom Autobahndreieck Jackerath aus ist der riesige Mast zu sehen. Sein Zweck: Mit den Messungen in rund 300 Metern wollen Forscher des Unternehmens Gicon herausfinden, wie Windräder in dieser Höhe funktionieren können. Reicht der Wind aus? Bläst er vielleicht zu stark? Weht er mit Konstanz? Auf diese Fragen sollen die gewonnenen Daten Antworten liefern.

Bedburg: Beste Windverhältnisse am Tagebau in 300 Metern Höhe

„Der Windmessmast bildet mit seinen umfangreichen Messungen die Grundlage für die Entwicklung von Höhenwindrädern, mit denen wir einen substanziellen Beitrag zur Energiewende leisten wollen“, sagte Gicon-Geschäftsführer Prof. Jochen Großmann bei der Inbetriebnahme des Mastes. Wegen der Nabenhöhe von 300 Metern rechne man aufgrund der besseren Windverhältnisse mit einem mehr als doppelt so hohen Ertrag wie bei aktuellen Anlagen.

„Der Standort in der Nähe einer Tagebaufläche wurde bewusst gewählt, da hier ein großes Potenzial schlummert“, sagte Großmann. „Viele der Flächen werden in den kommenden Jahren stillgelegt und müssen anderweitig nachgenutzt werden. Dadurch, dass sich in vielen Gebieten bereits Windkraftanlagen befinden, können wir existierende Netzanschlüsse nutzen und müssen keine neuen Flächen erschließen.“

Laut Gicon weht in Höhen von 300 Metern so viel Wind, und zwar „stetiger und stärker“, dass selbst Regionen, die bisher nicht viel Windkraft mit herkömmlichen Windkraftanlagen erzeugen konnten, mit einem Höhenwindturm grüne Energie gewinnen könnten. Das habe der Windmessmast bereits in Klettwitz in der Lausitz nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse erwartet das Unternehmen auch in Jüchen. 

Und damit wären für Bedburgs Nachbarkommune auch die Voraussetzungen festgestellt, die in der ostdeutschen Stadt bereits dafür gesorgt haben, dass hier ein Windrad mit gigantischen Ausmaßen errichtet wurde: Die Firma Beventum, ein Tochterunternehmen der Bundesagentur für Sprunginnovationen, betreibt die Anlage, die bis zur Rotorspitze etwa 370 Meter hoch ist.

Noch keine Genehmigung für ein gigantisches Windrad

Das höchste Windrad der Welt - auch bald in Jüchen an der Grenze zum Rhein-Erft-Kreis? „Derzeit gibt es keine konkreten Planungen zur Errichtung des höchsten Windrads der Welt“, sagt Norbert Wolf, Pressesprecher der Stadt Jüchen. „Es liegt weder ein Antrag vor, noch gibt es eine entsprechende Genehmigung.“

Aber es wird geplant, unter anderem mit Umweltgutachten, die Gefahren für Vogelarten und Fledermäuse untersuchen und gegebenenfalls entsprechende Ausgleichsmaßnahmen festlegen. „Eine offene Kommunikation mit der Bürgerschaft wäre zentral“, sagt Bürgermeister Harald Zillikens. „Die Menschen vor Ort sollen frühzeitig informiert und beteiligt werden, um Vertrauen zu schaffen und Akzeptanz für das Projekt zu sichern.“

Im benachbarten Bedburg stoßen die Überlegungen nicht auf Kritik, im Gegenteil. „Zahlreiche Projekte am Tagebau zeigen aktuell, dass sich diese Flächen sehr gut für Erneuerbare Energien anbieten“, sagt Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (SPD). „Rund um den Tagebau entsteht letztlich ein Park für Erneuerbare Energien – es ist der richtige Ort für die Erprobung neuer und besonderer Technologien der Energiewende.“